Disney+ nimmt sich Netflix als Vorbild: Der Streamingdienst möchte die Weitergabe von Passwörtern unterbinden und macht wohl ab September Ernst.
Passwort-Weitergabe? So geht Disney+ ab September dagegen vor
Ach, wie wunderbar waren die Zeiten, als es nur wenige Streamingdienste gab; als Nutzerinnen und Nutzer sich nicht mit Werbung auseinandersetzen mussten und sie ihr Passwort problemlos mit Familie und Freunden teilen konnten. Doch diese Zeiten sind längst vorbei – und was Netflix im letzten Jahr mit geteilten Konten vorgemacht hat, macht nun Disney+ nach. In Zukunft wird auch die Streamingabteilung der Walt Disney Company aktiv gegen das Teilen von Passwörtern beziehungsweise Kundenkonten vorgehen.
Wie alles begonnen hat
Schon im Februar gab es Meldungen, dass Disney+ sich an Netflix ein Beispiel nehmen und das Teilen von Zugängen unterbinden will. Disney+ hatte damals Kunden in den USA über Änderungen in den Nutzungsbedingungen des Dienstes informiert, wie das Branchenmagazin “Variety” berichtete. Demnach wurde ausdrücklich untersagt, Anmeldedaten an Personen weiterzugeben, die nicht im eigenen Haushalt leben.
Hugh Johnston (63), Chief Financial Officer der Walt Disney Company, erklärte dem Bericht zufolge in einem Telefonat mit Investoren, dass man sich noch am Anfang befinde. Ab dem Sommer sollten Disney+-Konten, die unter dem Verdacht stehen, unerlaubt geteilt zu werden, neue Möglichkeiten zur Verfügung gestellt bekommen. Besitzerinnen und Besitzer eines solchen Kontos sollte es möglich sein, weitere Menschen außerhalb des Haushalts für eine zusätzliche Gebühr zu ihrem Account hinzuzufügen. Das “allgemeine Kundenerlebnis” solle mit diesem Schritt verbessert werden, hieß es. Ob die Kundschaft das aber tatsächlich als eine Verbesserung sieht, ist eher fraglich.
Wer in Deutschland einen Blick in den Nutzungsvertrag wirft, findet dort entsprechende Angaben. Stand 17. August 2024 heißt es unter dem Punkt 1.1(c), dass ein Teilen des Kontos außerhalb eines Haushalts nicht erlaubt sei, sofern es “nicht anderweitig durch Ihre Abo-Optionen erlaubt” werde. Würde ein unzulässiges Teilen festgestellt, könne man “angemessene technische Maßnahmen ergreifen, um die Nutzung des Kontos außerhalb Ihres Haushalts zu unterbinden”. Wie diese Maßnahmen genau aussehen, bleibt bisher unklar. Hier werden auch bereits “Zusatzmitglieder” erwähnt, die demnach ihr Konto nicht mit weiteren Personen teilen dürfen.
Der Kampf gegen geteilte Konten geht in die nächste Phase
Berichten zufolge soll das Teilen von Konten bald endgültig beendet sein. Im April hatte Disney-CEO Bob Iger (73) im Gespräch mit “CNBC” angekündigt, im Juni den “ersten richtigen Vorstoß” im Kampf gegen geteilte Passwörter unternehmen zu wollen. In “nur einigen wenigen Ländern in einigen wenigen Märkten” werde es dann soweit sein. Es wurde bereits von einer “vollständigen Einführung im September” gesprochen.
Laut dem Tech-Portal “The Verge” hat Iger kürzlich erneut hervorgehoben, dass der Kampf gegen das Teilen im September “im Ernst” beginnen werde. Ob dies dann auch sofort in Deutschland umgesetzt wird, ist derzeit nicht bestätigt. Da jedoch “Zusatzmitglieder” bereits im Nutzungsvertrag erwähnt werden, dürfte eine entsprechende Einführung auch hierzulande nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen.
Ein Abonnement von Disney+ kostet in Deutschland je nach gewähltem Paket derzeit zwischen 5,99 Euro pro Monat (mit Werbung) und 11,99 Euro pro Monat oder 119,90 Euro pro Jahr. Wie viel Zusatzmitglieder kosten werden, ist aktuell nicht bekannt. Zum Vergleich: Netflix verlangt derzeit zwischen 4,99 Euro (mit Werbung) und 19,99 Euro pro Monat. Ein “Zusatzmitgliedsplatz” kostet 4,99 Euro monatlich, kann jedoch in der günstigsten Abo-Variante nicht hinzugebucht werden. Ein Neukunde, der einen Account teilen möchte, zahlt mindestens 13,99 Euro pro Monat plus die Gebühr für einen zusätzlichen Platz.
Disney+ könnte generell bald teurer werden
Neben der Einführung kostenpflichtiger Zusatzmitglieder könnte sich zudem generell der Preis für Disney+ in Deutschland bald erhöhen. Für den US-Markt wurden kürzlich höhere Preise für Disney+, Hulu und ESPN+ angekündigt. Zwar gebe es keine Ansage für Deutschland, Disney habe dem Portal “Golem.de” jedoch bestätigt, dass “die Preise weltweit in ausgewählten Märkten zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Laufe des Jahres erhöht werden”. Kundinnen und Kunden sollten also vermutlich schon einmal damit rechnen.