RTL macht Schluss mit „RTL Direkt“! Das Nachrichtenmagazin mit Pinar Atalay wird nach vier Jahren eingestellt – ein tiefer Einschnitt in die Programmstrategie des Senders. Doch es gibt neue Pläne für die Moderatorin und eine klare Kampfansage an die Öffentlich-Rechtlichen. Alle Hintergründe zum Quoten-Aus und zur Zukunft der RTL-News.
RTL verabschiedet sich von „RTL Direkt“ – Paukenschlag zur Sommerpause

Nach vier Jahren ist Schluss: RTL stellt sein Nachrichtenformat „RTL Direkt“ zum 23. Juli 2025 ein. Die Entscheidung kam überraschend – wurde aber intern bereits am Dienstagmittag bekanntgegeben. Mit dem Aus endet nicht nur ein journalistisches Experiment im Privatfernsehen, sondern auch der Versuch, mit ernsthafter Nachrichtenkompetenz gegen die Öffentlich-Rechtlichen in der Primetime zu bestehen.
„RTL Direkt“ war im Sommer 2021 mit großem medialen Getöse gestartet worden. Der Sender wollte sich journalistisch breiter aufstellen, politische Themen stärker in den Fokus rücken – und vor allem: Glaubwürdigkeit aufbauen. Für dieses Vorhaben holte man mit Pinar Atalay eine renommierte Journalistin direkt von den ARD-„Tagesthemen“. Gemeinsam mit dem früheren „Tagesschau“-Sprecher Jan Hofer sollte sie dem Nachrichtenformat journalistisches Profil geben. Die Strategie: Seriosität meets Privatsender.
Von der Hoffnungsträgerin zur Quoten-Sorge
Anfangs funktionierte das Konzept: Die Neugier des Publikums und der Dschungelcamp-Vorlauf sorgten für gute Marktanteile – besonders in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen. Doch mit der Zeit verlor das Format an Zugkraft. Im Mai 2025 fiel der Marktanteil stellenweise unter acht Prozent – ein Wert, mit dem sich RTL in der Primetime schwertut. Die Sendung konnte kaum noch neue Impulse setzen. In Zeiten, in denen jede Sekunde Sendezeit um Aufmerksamkeit buhlt, war das ein Todesurteil.
Laut Inga Leschek, Chief Content Officer RTL Deutschland, sei das Aus der Sendung Teil einer größeren strategischen Neuausrichtung: „In Zeiten massiver Nutzungsveränderungen reagieren wir mit einer Optimierung der Primetime. Der Fokus liegt künftig auf Live-Events und aktueller Berichterstattung – nicht auf festen Magazinformaten.“
Nachrichten bleiben wichtig – aber anders
Trotz der Einstellung betont RTL, dass man weiterhin stark auf News setzen werde. Leschek: „Die News-Berichterstattung bleibt eine elementare Säule unseres Erfolgs.“ Gemeint sind damit jedoch keine klassischen 20-Minuten-Formate um 22:15 Uhr – sondern spontane, ausgedehnte Live-Sendungen zu besonderen Anlässen. Die Beerdigung von Papst Franziskus oder die Wahl des Bundeskanzlers seien laut Leschek Beispiele dafür, wie wichtig flexible Berichterstattung im Wettbewerb um Einschaltquote geworden sei.
Pinar Atalay bleibt – Talkformat bei ntv geplant
Für Pinar Atalay, das bekannteste Gesicht von „RTL Direkt“, bedeutet das Aus kein Karriereknick. Im Gegenteil: Sie soll dem Sender erhalten bleiben, weiterhin „RTL Aktuell“ moderieren – und zusätzlich ab Herbst ein eigenes Talkformat bei ntv erhalten. Auch Nikolaus Blome, Politikchef und Ex-BILD-Journalist, wird eine eigene Talksendung auf dem Nachrichtensender bekommen. Damit wolle man die politische Schlagkraft aus Berlin stärken, heißt es aus Köln.
Redaktions-Aus in Berlin – Stellenabbau möglich
Die Kehrseite: Die Redaktion von „RTL Direkt“ in Berlin wird geschlossen. Betriebsbedingte Kündigungen will man laut Sender nicht ausschließen. Man bemühe sich jedoch gemeinsam mit dem Betriebsrat um Lösungen für möglichst viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. RTL-News-&-ntv-Chef Martin Gradl sagt: „Dass wir uns von geschätzten Kolleginnen und Kollegen trennen müssen, bedauern wir sehr. Wir danken ihnen für ihren Einsatz und versuchen, Alternativen im Haus zu finden.“
Was kommt jetzt in der Primetime?
Noch ist nicht offiziell bekannt, was den Sendeplatz von „RTL Direkt“ künftig übernehmen wird. Brancheninsider gehen aber davon aus, dass Formate wie „Stern TV“ oder „Extra“ wieder auf ihren klassischen 22:15-Uhr-Slot zurückkehren werden. Auch Günther Jauch dürfte von der Änderung profitieren: Künftig könnte „Wer wird Millionär?“ durchgehend ohne Unterbrechung durch ein Nachrichtenformat laufen.
Fest steht: RTL orientiert sich im Spätabendprogramm neu – und setzt künftig verstärkt auf Emotion, Unterhaltung und aktuelle Events. Nachrichten haben zwar weiter ihren Platz – aber nicht mehr zu festen Uhrzeiten.