Im “Tatort: Man stirbt nur zweimal” bekommt es das Münsteraner Ermittler-Duo Thiel und Boerne mit gepfählten Rechtsanwälten und mörderischen Untoten zu tun. Lohnt sich das Einschalten?
“Tatort: Man stirbt nur zweimal”: Untote mit Lebensversicherung
Im “Tatort: Man stirbt nur zweimal” am 15. Dezember um 20:15 Uhr im Ersten untersuchen die Ermittler aus Münster, Frank Thiel (gespielt von Axel Prahl, 64 Jahre) und Professor Karl-Friedrich Boerne (dargestellt von Jan Josef Liefers, 60 Jahre), den ungewöhnlichen Tod eines Anwalts und entdecken dabei einen erschreckenden Fall von Versicherungsbetrug.
Darum geht’s im “Tatort: Man stirbt nur zweimal”
Der Schauplatz, zu dem Kriminalhauptkommissar Thiel und der Rechtsmediziner Boerne gerufen werden, ist äußerst skurril und rätselhaft. Im stilvollen Wohnhaus von Doreen Prätorius (Cordelia Wege, 48) entdecken sie die Leiche des Anwalts Oskar Weintraub (Nils Brunkhorst, 48), der auf dramatische Weise auf dem Speer einer exotischen Kriegerskulptur aufgespießt wurde.
Frau Prätorius, die sehr ansprechend aussieht, wirkt ebenfalls stark mitgenommen. Ihr Gesicht zeigt ernsthafte Verletzungen, und an ihrem Hals sind Würgemale sichtbar. Außerdem hat sie eine große Gedächtnislücke – zumindest behauptet sie, dass sie sich an große Teile des vergangenen Abends nicht mehr erinnern kann. Der Tod ihres Rechtsanwalts ist ihr ebenfalls ein völliges Rätsel.
Auf den ersten Blick hatte Doreen Prätorius kaum einen Grund, den Juristen auf so grausame Weise zu töten. Schließlich hatte Weintraub am Tag seines Todes einen bedeutenden juristischen Erfolg für sie erzielt. Nach einem langwierigen Prozess entschied das Gericht schließlich, dass ihr die Lebensversicherung ihres seit drei Jahren vermissten Ehemannes Jonas (Christian Erdmann, 49) in Höhe von 3,5 Millionen Euro ausgezahlt werden muss.
In den Jahren vor seinem Verschwinden unternahm der vermeintliche Archäologe regelmäßig lange Expeditionsreisen. Dies wird durch die umfangreiche Sammlung exotischer Artefakte und ritueller Masken im Haus belegt. Von seiner letzten Reise nach Südamerika kam er offenbar nicht zurück und wurde inzwischen offiziell für tot erklärt.
Gleich zu Beginn wird den Zuschauerinnen und Zuschauern offenbart, dass Jonas Prätorius nicht tot ist, sondern die letzten zweieinhalb Jahre in einem Kellerbunker des Hauses verbracht hat, um an das Geld zu gelangen. Thiel und Boerne müssen jedoch einiges an Mühe aufwenden, um das hinterlistige Spiel dieses manipulativen Pseudo-Wissenschaftlers zu durchschauen und herauszufinden, warum der gewissenlose Überlebende dem Anwalt in dessen Wohnzimmer einen Speer ins Herz gestoßen hat.
Lohnt sich das Einschalten?
Ja, diesen ungewöhnlichen Münster-Sonntagskrimi sollten sich “Tatort”-Fans nicht entgehen lassen. Drehbuchautor Sascha Arango (65), der schon mehrere Drehbücher für die Borowski-“Tatorte” geschrieben hat, präsentiert in seinem Münster-Debüt einen sehr klar strukturierten psychologischen Krimi, bei dem der Schwerpunkt weniger auf der Suche nach dem geheimnisvollen Mörder liegt, sondern auf der toxischen Abhängigkeit, in der sich das betrügerische Ehepaar Prätorius befindet.
Trotz der ernsten Thematik fehlt es in diesem Münster-“Tatort” natürlich nicht an dem üblichen Klamauk. Der Verlauf der Ermittlungen zwingt Thiel und Boerne, ungewöhnlich viel Zeit auf engem Raum zu verbringen, zum Beispiel im Bunker des untoten Weltenbummlers, der sie dort eine ganze Nacht lang vor seiner geplanten Flucht ins Ausland einsperrt. Dass sich daraus einige interessante Dialoge ergeben, ist vorhersehbar und sehr unterhaltsam.
Außerdem bietet “Tatort: Man stirbt nur zweimal” viele originelle Ideen, die dem Fall eine surreale Note geben. Die verschiedenen möglichen Abläufe der Tat, die Thiel und Boerne in ihren fantasievollen Köpfen durchspielen, werden in immer neuen, theaterähnlichen Szenen dargestellt. Dass der langjährige Single Thiel sich auf den ersten Blick in die Hauptverdächtige Doreen Prätorius verliebt, offenbart völlig neue Facetten des ungeschickten Kriminalhauptkommissars.