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30 Jahre Playstation: Vom Underdog zum Marktführer

Die Playstation 1 startete mit technischem Vorsprung, aber wenigen Spielen. Trotz Startschwierigkeiten wurde Sony zum Marktführer mit über 102 Millionen verkauften Konsolen.

Ein Gamer spielt mit einer Playstation 4.
Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Die erste Sony Playstation erhielt vor 30 Jahren keinen großen Vorschusslorbeer zum Start. Kritiker des japanischen Unterhaltungselektronikkonzerns argumentierten, dass die Konsole im Wettbewerb mit Sega und Nintendo nicht bestehen könne. Technisch war die erste Sony-Konsole zwar den Geräten der Konkurrenten überlegen, aber Nintendo und Sega boten Hunderte von Spielen zur Auswahl, während Sony nur eine Handvoll Titel im Programm hatte.

Zum Marktstart am 3. Dezember 1994 in Japan fehlte Sony außerdem eine starke Vertriebsbasis. Zu dieser Zeit war das Unternehmen hauptsächlich in traditionellen Elektronik- und HiFi-Geschäften mit Fernsehern und Stereoanlagen präsent. Im Gegensatz dazu wurden die erfolgreichen Modelle der Konkurrenz – insbesondere der Gameboy und das Super Nintendo Entertainment System (SNES) von Nintendo sowie die Mega Drive von Sega – im Spielwarenhandel verkauft, wo Sony bis dahin überhaupt nicht vertreten war.

Geplatzter Deal mit Nintendo

Die Ursache dafür, dass Sony den Start der Playstation im Jahr 1994 nicht optimal vorbereiten konnte, liegt in der ungewöhnlichen Entstehungsgeschichte. Als ein führender Hersteller von Unterhaltungselektronik, der hauptsächlich mit Videorekordern und dem Walkman erfolgreich war, mied die Sony Corporation Spielkonsolen. Erst in den späten 1980er Jahren schloss Sony ein Joint Venture mit Nintendo ab, um ein CD-ROM-Laufwerk für deren SNES-Konsole zu entwickeln.

Ein Konflikt um die Softwarelizenzen trübte aber schnell die Zusammenarbeit. 1991 brüskierte Nintendo seinen Partner Sony und tat sich bei dem CD-Laufwerk mit Philips zusammen. Sony ließ diese Schmach nicht lange unbeantwortet. Konzernchef Norio Ohga ordnete an, das gescheiterte Kooperationsprojekt als eigenständiges System fortzusetzen. Er ließ dabei seinem Mitarbeiter Ken Kutaragi, der zuvor bereits auf eigene Faust eine Konsole entwickelt hatte, freie Hand. Der Sony-Ingenieur wurde somit zum «Vater der Playstation».

Schneller Verkaufserfolg

Am 3. Dezember 1994 wurde die erste Playstation mit acht Spielen in Japan eingeführt. Der Preis betrug 39.800 Yen, was etwa 450 Deutsche Mark (230 Euro) entsprach. Am Eröffnungstag wurden bereits rund 100.000 Sony-Konsolen verkauft und innerhalb von sechs Monaten wurden zwei Millionen Geräte abgesetzt. Der Verkauf in den USA begann am 9. September 1995, gefolgt von Europa am 29. September. In Deutschland lag der Preis der Konsole bei knapp 600 DM (306 Euro). Zwei Jahre später dominierte Sony den Markt.

Die Gründe für den Erfolg: Das eingebaute CD-ROM-Laufwerk bot üppigen Speicherplatz, sodass die Games immer komplexer werden konnten. Nach heutigen Standards waren die Bilder zwar verschwommen und klötzchenhaft, für damalige Verhältnisse setzte die Grafik jedoch neue Maßstäbe. Außerdem erwiesen sich bestimmte Software-Titel als äußerst populär. Zu den erfolgreichsten Titeln der ersten Playstation gehören unter anderem die heutigen Klassiker «Ridge Racer» aus dem Jahr 1994, «Tomb Raider» und «Crash Bandicoot» von 1996 sowie «Gran Turismo» von 1997. 

Seit dem Marktstart vor 30 Jahren konnte Sony über 102 Millionen Geräte der ersten Playstation-Generation absetzen. Sony gelang es dabei auch, Preissenkungen geschickt einzusetzen, um Konkurrenten zur rechten Zeit zu unterbieten. 2001 zog sich Sega von den Konsolen zurück. Nintendo blieb und brachte 2016 den Welthit Pokémon Go heraus.

Platz 1 in der Bestseller-Liste

Die Playstation 2, die im Jahr 2000 eingeführt wurde, toppte den Erfolg der ersten Generation in einer historischen Dimension: Mit knapp 159 Millionen Einheiten ist sie bis heute die meistverkaufte Konsole aller Zeiten – vor der Nintendo DS (154 Millionen), der Nintendo Switch (143 Millionen) und der Playstation 4 mit 117 Millionen verkauften Exemplaren. Die Playstation 2 führte das DVD-Laufwerk ein, was sie auch als Heimkino-Gerät attraktiv machte. Zum Erfolg steuerten auch Games wie «Grand Theft Auto: San Andreas» (2001) und «Sing Star» von 2004 sowie «God of War» von 2005 bei.

Im Jahr 2004 wagte sich Sony dann mit der Playstation Portable auf den mobilen Gaming-Markt mit inzwischen knapp 83 Millionen verkauften Geräten. Wichtigste Neuerung der Playstation 3 (2006) war die Einführung des DVD-Nachfolgers von Blu-Ray und den Start der Online-Gaming-Plattform, das Playstation Network. Mit der Playstation 4 (2013) und Playstation 5 (2020) setzte Sony dann auf weiter verbesserte Grafiken, schnellere Ladezeiten und bestimmte Exklusivtitel.

Während der Corona-Pandemie wurde das neueste Modell zu einem Symbol für die globalen Lieferkettenprobleme. Sony konnte über viele Monate hinweg nicht die gewünschten Stückzahlen der PS5 produzieren. Die Engpässe führten dann dazu, dass PS5-Konsolen oft zu überhöhten Preisen von Wiederverkäufern angeboten wurden, was den Frust bei den Gamern weiter verstärkte. Erst im vergangenen Jahr konnte Sony die Lieferkettenprobleme vollständig lösen.

Games-Branche im Wandel

Sony muss sich jedoch nicht nur den logistischen Herausforderungen stellen, denn die Games-Branche steht mitten in einem Umbruch. Die Zukunft gehört nicht einem einzigen Gerät, sagt Felix Falk, Geschäftsführer bei game, dem Verband der deutschen Games-Branche. «Denn so vielfältig wie die Games-Welt und die Interessen ihrer Community sind, so vielfältig werden auch zukünftig die Möglichkeiten sein, zu spielen.»

Falk verweist dabei auf die großen Erfolge im Bereich Mobile Gaming. So habe sich das Smartphone zur meistgenutzten Spieleplattform entwickelt. «Mobile Games sind immer und überall verfügbar und bieten eine große Vielfalt – auch technisch anspruchsvolle Titel werden mittlerweile auf dem Handy mit- und gegeneinander gespielt.» Gleichzeitig würden die Grenzen zwischen den einzelnen Plattformen immer mehr verschwimmen. Das zeigten Entwicklungen wie das plattformübergreifende Spielen, also auf dem Handy, Tablet, PC oder der Konsole. Aber auch das Angebot an Cloud-Gaming wachse ständig, mit dem man PC- und Konsolen-Games auf verschiedenen Plattformen spielen kann.

dpa