Mehr als 4.500 Unterschriften für den Erhalt der Buchungsoption eingegangen. Politiker und Verbände äußern massive Kritik an der Entscheidung.
Druck auf Deutsche Bahn wächst: Petition gegen Abschaffung der Familienreservierung

Die Deutsche Bahn gerät aufgrund der Abschaffung der Familienreservierung bei Fernreisen zunehmend unter Druck. Nach erneuter Kritik aus den Regierungsfraktionen gibt es nun auch eine Petition für den Erhalt dieser Buchungsoption. Die Initiative wurde vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) gestartet, der sich für eine umweltfreundliche Verkehrswende einsetzt. Bislang liegen bereits über 4.500 Unterschriften vor (Stand: 13. Juni, 11.00 Uhr).
Bahn erhöht Reservierungspreise
«Gerade in Zeiten, in denen die Deutsche Bahn mehr Fahrgäste für den Fernverkehr sucht, sollte sie schauen, wie das Reisen für alle attraktiver wird», heißt es in dem Aufruf des VCD. «Bisher war genau das durch die Familienreservierung möglich: Für Kinder unter 14 Jahren konnten die Sitzplätze kostenlos mitgebucht werden. Dass dieser Service ersatzlos gestrichen werden soll, bedeutet höhere Kosten.»
Der staatliche Konzern gab am Dienstag bekannt, dass Familien ab sofort nicht mehr unbegrenzt viele Sitzplätze für sich und ihre Kinder zum Festpreis reservieren können. Stattdessen müssen alle Passagiere – einschließlich Kinder – für jede Sitzplatzreservierung bezahlen. Darüber hinaus erhöht sich der Preis für eine Reservierung in der zweiten Klasse um 30 Cent auf 5,50 Euro pro Platz. In der ersten Klasse steigt der feste Preis dann von 6,50 Euro auf 6,90 Euro pro Platz.
Das bedeutet konkret: Statt 10,40 Euro für eine Familienreservierung zahlt eine Familie mit zwei Kindern nun 22 Euro. Hin- und Rückfahrt kosten insgesamt 44 Euro.
Kritik ebbt auch nach Tagen nicht ab
Seit Tagen hagelt es deshalb Kritik von Politikern und Verbänden. Der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Steffen Bilger, sagte der «Bild»-Zeitung, mit der Abschaffung der Familienreservierung riskiere die Bahn leichtfertig einen weiteren Imageverlust.
Die Maßnahme treffe ausgerechnet diejenigen, die auf bezahlbare Mobilität angewiesen seien und auf Sitzplatzreservierungen nicht verzichten könnten. «Bahnreisen muss familienfreundlich sein», sagte Bilger. «Wer mehr Menschen für die Bahn begeistern will, muss familienfreundliche Angebote stärken, nicht streichen.»
SPD-Fraktionschef Matthias Miersch sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: «Ich hoffe, dass es noch ein Umdenken gibt. Die Bahn ist nicht so attraktiv, dass man sich solche Preissprünge einfach mal leisten kann.»
Offener Brief – aber Bahn bleibt bei den Plänen
Der Verband Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen hat gar einen offenen Brief an die Deutsche Bahn geschrieben. «Familien und Kinder sind nicht nur das Rückgrat und die Zukunft unserer Gesellschaft – sie sind auch die Bahnkunden von morgen», heißt es darin. «Sollte man nicht alles dafür tun, möglichst vielen Kindern einzigartige Bahnerlebnisse zu bieten und sie so langfristig emotional an die Bahn zu binden?»
Doch ungeachtet der wachsenden Kritik hatte die Bahn zuletzt betont, an der Neuregelung festzuhalten. «Die Familienreservierung werden wir ab dem 15. Juni nicht mehr anbieten», hatte eine Konzernsprecherin bekräftigt. Der Konzern betont, dass Kinder und Jugendliche bis einschließlich 14 Jahren in Begleitung für das eigentliche Ticket nichts zahlen müssen.
Laut Angaben haben bisher fünf Prozent aller Fernreisenden die Familienreservierung gebucht. Bei 133,4 Millionen Reisenden im Fernverkehr der Deutschen Bahn im vergangenen Jahr wären das immerhin rund 6,7 Millionen Fahrgäste, die diese Option genutzt haben.