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Abschied von Giropay – Hoffen auf EPI

Zur Paypal-Konkurrenz wurde Paydirekt/Giropay nie. Ende 2024 werden die deutschen Banken und Sparkassen das Projekt daher beenden. Nun soll es ein neues europäisches Bezahlangebot richten.

Deutsche Banken ziehen Paydirekt den Stecker (Symbolbild)
Foto: picture alliance / dpa

Giropay wird bald der Vergangenheit angehören. Das gemeinsame Online-Bezahlverfahren der deutschen Banken und Sparkassen wird zum Jahresende 2024 eingestellt – gut neun Jahre nach dem Start. Den hohen Erwartungen als Paypal-Konkurrenz wurde Giropay nie gerecht.

Deutsche Banken planen, mit dem europäischen Bezahldienst Wero dem US-Riesen Paypal Konkurrenz zu machen. Allerdings beteiligen sich nicht alle Institute in Deutschland an dem Angebot, das von der Bankeninitiative EPI vorangetrieben wird. Commerzbank und N26 sind zum Beispiel nicht beteiligt.

Anspruch und Wirklichkeit

Eine Umfrage im Auftrag des Vergleichsportals Verivox Ende Oktober zeigte, wie schwierig es für Wero sein könnte, Verbraucher zu überzeugen. Zu diesem Zeitpunkt wussten 88 Prozent der 1.000 befragten Deutschen nicht, was Wero ist. Nur 22 der repräsentativ ausgewählten Personen hatten den Zahlungsdienst bisher genutzt.

«Ein eigenes europäisches Bezahlverfahren, das sowohl grenzüberschreitend als auch online wie offline funktioniert, wäre ein großer Fortschritt und würde Europa von amerikanischen oder asiatischen Zahlungsanbietern unabhängiger machen», findet der Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH, Oliver Maier. Allerdings klaffe noch eine Lücke zwischen Vision und Wirklichkeit. 

Laut einer Umfrage im Oktober glauben rund 61 Prozent eher nicht daran, dass europäische Banken ernsthaft mit etablierten US-Zahlungsanbietern wie Wero konkurrieren können.

Sparkassen: Mit Wero gut unterwegs

«Der Aufbau eines neuen Zahlungssystems braucht Zeit. Wir müssen Vertrauen und Akzeptanz gewinnen – das mussten sich auch andere erfolgreiche Anbieter erst über Jahre erarbeiten», hält Joachim Schmalzl, Mitglied im Vorstand des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) und EPI-Aufsichtsratsvorsitzender, dagegen. Wero wachse nachhaltig. «Es ist ein Marathon, kein Sprint – und wir sind gut im Rennen», sagt Schmalzl. 

Paydirekt-Aus im Sommer beschlossen

Zur Jahresmitte 2024 zeichnete sich bei Paydirekt/Giropay ab, dass die Banken und Sparkassen in Deutschland nicht mehr bereit sind, zusätzliches Geld in dieses Modell zu investieren – auch aufgrund der gleichzeitigen Bemühungen um ein gemeinsames europäisches Angebot.

Das gemeinsame Angebot, das im Herbst 2015 als Paypal-Konkurrenz unter der Marke Paydirekt gestartet wurde, hat die Erwartungen hinsichtlich der Reichweite nie erfüllt. Dies änderte sich auch nicht, als die Deutsche Kreditwirtschaft im Frühjahr 2021 ihre Kräfte unter der Marke Giropay bündelte.

Bezahlangebot Wero soll attraktiver werden

Seit Anfang Juli 2024 ist die European Payments Initiative (EPI) mit Wero gestartet. Zunächst konnten Kunden von Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken hierzulande dieses Angebot für das Bezahlen von Handy zu Handy über die Apps ihrer Institute nutzen. Mittlerweile gibt es eine eigenständige Wero-App. Die Postbank bietet sie seit Ende November an, 2025 wollen auch die Deutsche Bank und die Direktbank ING Wero anbieten.

Bis jetzt hat Wero es ermöglicht, Geld zu senden und zu empfangen, indem nur eine Telefonnummer oder eine E-Mail-Adresse angegeben wird. Ab 2025 soll es auch möglich sein, mit Wero online zu bezahlen, und ab 2026 im Einzelhandel.

Zwischen Ende November und Mitte Dezember wurden laut EPI mehrere Testkäufe über Wero im Online-Shop des 1. FC Kaiserslautern erfolgreich abgeschlossen. Nach weiteren Tests soll das Angebot im Sommer 2025 in Deutschland beginnen. Belgien wird im Herbst folgen, gefolgt von Frankreich Anfang 2026. Auch die Niederlande und Luxemburg sind bereit, loszulegen.

Perspektivisch ist geplant, dass Wero zusätzliche Funktionen erhält, wie zum Beispiel Ratenzahlungen, die Integration von Treueprogrammen von Händlern und die Verwaltung von wiederkehrenden Zahlungen.

Wero werde konsequent weiterentwickelt, sagt EPI-Aufsichtsratschef Schmalzl. «Das alles braucht seine Zeit. Aber wir sind überzeugt, dass es auf lange Sicht Alltag sein wird, in Deutschland und Europa mit Wero zu bezahlen.»

Gegengewicht zur US-Konkurrenz

Derzeit wird die EPI-Initiative von 16 Finanzdienstleistern unterstützt, darunter die Deutsche Bank, die DZ Bank und der DSGV. Ebenso gehören Großbanken wie BNP Paribas und Société Générale aus Frankreich sowie ABN Amro und ING aus den Niederlanden dazu.

Die Partner wollen ein europäisches Gegengewicht zu großen US-Finanzkonzernen wie Mastercard, Visa und Paypal sowie Diensten wie Apple Pay und Google Pay etablieren. Ziel der EPI-Initiative ist es, Wero in drei bis vier Jahren zu einem umfassenden Zahlungsangebot zu entwickeln, das «jedem die Möglichkeit bietet, seine Finanzen einfach und sicher zu kontrollieren und dabei den Bedürfnissen in Bezug auf den Datenschutz und die Einhaltung europäischer Vorschriften nachkommt».

Wero ist bereits in Frankreich und Belgien außer in Deutschland verfügbar. Laut den neuesten Informationen hat EPI insgesamt 14 Millionen registrierte Nutzer in den drei Ländern. Im Vergleich dazu verfügt Paypal allein in Deutschland über 35 Millionen aktive Kundenkonten.

dpa