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Qualitätsmängel bei Airbus führen zu Lieferengpässen

Nach internen Informationen muss Airbus Rumpfteile von über 600 Maschinen überprüfen, was zu einer Reduzierung der Auslieferungen führt.

Airbus liefert dieses Jahr weniger Flugzeuge aus als geplant. (Archivbild)
Foto: Malin Wunderlich/dpa

Der weltgrößte Flugzeugbauer Airbus wird auch in diesem Jahr voraussichtlich nicht so viele neue Jets ausliefern können wie geplant. Aufgrund von Mängeln an Rumpfteilen für die A320-Familie werden nur 790 Passagierflugzeuge an die Kunden geliefert, wie der Dax-Konzern am Mittwoch in Toulouse mitteilte. Ursprünglich waren 820 geplant. Laut internen Informationen müssen über 600 Maschinen auf mögliche Mängel an den Rumpfteilen überprüft werden, wobei die meisten noch nicht ausgeliefert wurden.

An der Börse stiegen die Kurse nach den Neuigkeiten, da die Airbus-Aktie in den letzten Tagen teilweise erhebliche Verluste verzeichnet hatte. Kurz nach Handelsbeginn am Mittwoch stieg der Kurs um fast zwei Prozent auf 194,22 Euro und näherte sich somit wieder der 200-Euro-Marke. Gleichzeitig wird das Airbus-Papier nun wieder um mehr als ein Viertel teurer gehandelt als zu Jahresbeginn.

Schlechte Nachrichten ballen sich

Über das Wochenende hinweg gab es eine Ansammlung von schlechten Nachrichten von Airbus: Am Freitag wurde zuerst bekannt, dass A320neo-Jets mit Triebwerken von Pratt & Whitney unter bestimmten Wetterbedingungen mit gefrierendem Nebel nicht mehr sofort starten dürfen. Am Abend teilte Airbus dann mit, dass Fluggesellschaften bei etwa 6.000 Flugzeugen der A320-Familie sofort ein Software-Update rückgängig machen müssen. Bei knapp 100 Jets müssen sogar Bordcomputer ausgetauscht werden.

Am Montag gab Airbus schließlich die Qualitätsmängel an Rumpfverkleidungen eines Zulieferers zu. Daraufhin fiel der Aktienkurs zeitweise um mehr als zehn Prozent auf 182,46 Euro.

Probleme mit Rumpfteilen

Laut Bloomberg muss Airbus insgesamt 628 Flugzeuge aufgrund von Rumpfteilen überprüfen. Nur 168 der Flugzeuge sind bereits im Einsatz, die restlichen 460 befinden sich noch in der Fertigung, wie Bloomberg am Montag unter Berufung auf eine interne Präsentation des Unternehmens berichtete.

Eine Sprecherin von Airbus wollte diese Zahlen auch am Mittwoch nicht bestätigen. Allerdings bestehe nicht an allen identifizierten Rumpfteilen Handlungsbedarf, schrieb sie. Zudem sinke die Anzahl der möglicherweise betroffenen Flugzeuge von Tag zu Tag, da Airbus mit den Überprüfungen vorankomme. Wie viele Jets der Hersteller im November ausgeliefert hat, will er an diesem Freitag mitteilen.

Airbus-Chef hält an Finanzzielen für 2025 fest

In der Zwischenzeit behält Airbus-Chef Guillaume Faury seine Finanzziele für 2025 bei: Der bereinigte operative Gewinn (bereinigtes Ebit) soll weiterhin rund sieben Milliarden Euro erreichen. Der Manager hat weiterhin rund 4,5 Milliarden Euro im Blick für den freien Mittelzufluss vor Kundenfinanzierungen.

Bereits im letzten Jahr musste Faury sein ursprüngliches Auslieferungsziel kappen: Aufgrund von Lieferengpässen bei wichtigen Teilen wie Triebwerken konnte Airbus statt der geplanten 800 Maschinen schließlich nur 766 Jets an seine Kunden übergeben. Auch im Jahr 2022 verfehlte der Hersteller sein ursprüngliches Auslieferungsziel aufgrund knapper Teile.

A320 ist meistgebaute Flugzeugfamilie der Welt

Zurzeit sind die Auftragsbücher von Airbus prall gefüllt: Ende September hatte der Hersteller Bestellungen für über 8.665 Passagier- und Frachtjets. Gemessen an den aktuellen Produktionsraten würde der Auftragsbestand rein rechnerisch für fast elf Jahre reichen. Besonders gefragt sind die Jets der A320-Familie in ihrer seit etwa zehn Jahren gebauten Neuauflage A320neo. Aus diesem Grund plant Faury, die Produktion dieser Serie bis 2027 auf monatlich 75 Maschinen zu erhöhen.

Mit über 12.000 ausgelieferten Exemplaren ist die A320 die meistgebaute Flugzeugfamilie der Welt und hat damit die 737-Jets des kriselnden Herstellers Boeing aus den USA überholt. Der US-Konzern steckt seit Jahren in einer tiefen Krise. Nach zwei Abstürzen 2018 und 2019 sowie einem Beinahe-Unglück Anfang 2024 steht er inzwischen unter strenger Aufsicht der Luftfahrtbehörde FAA und darf seine Produktion nur noch beschränkt hochfahren. Airbus und Boeing beherrschen den Weltmarkt für größere Passagier- und Frachtjets bisher praktisch allein.

dpa