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Protest gegen Tesla: Polizei schützt Fabrik mit Großaufgebot

Chaotische Szenen bei Anti-Tesla-Protesten in Grünheide: Hunderte Aktivisten versuchen, auf das Werksgelände vorzudringen. Sie geraten mit der Polizei aneinander. Weitere Aktionen sind geplant.

Hintergrund des Protests ist die geplante Erweiterung des Tesla-Werks in Europa.
Foto: Christoph Soeder/dpa

Die Proteste gegen den Autobauer Tesla in Grünheide bei Berlin haben sich am Freitag deutlich verschärft. Während eines Demonstrationszugs versuchten Hunderte Aktivistinnen und Aktivisten am Mittag, auf das Firmengelände des Autobauers vorzudringen. Sie überwanden einen Wildzaun im Wald am Rande der Teslafabrik von US-Unternehmer Elon Musk.

Laut Polizei konnten sie jedoch nicht auf das Werksgelände gelangen. Die Polizei war mit einem großen Aufgebot im Einsatz, darunter Hundertschaften aus verschiedenen Bundesländern. Auch Wasserwerfer und ein Räumpanzer waren einsatzbereit, wurden jedoch zunächst nicht eingesetzt.

Immer wieder Zusammenstöße

Wiederholt kam es zu Auseinandersetzungen mit den Polizistinnen und Polizisten. Es wurde Pfefferspray und Schlagstöcke eingesetzt. Zumindest eine Frau wurde bei den Protesten am Werksgelände verletzt. Es war zunächst unklar, ob es auch Verletzte auf Seiten der Polizei gab. Mehrere Personen wurden vor Ort medizinisch versorgt.

Laut Polizei wurden einige Demonstranten vorübergehend festgenommen, um ihre Personalien festzuhalten. Ein Polizeisprecher sagte am Freitagnachmittag, dass die Anzahl dieser sogenannten Ingewahrsamnahmen im einstelligen Bereich liege.

Am Nachmittag beruhigte sich vorerst die Situation. “Eine große Zahl der Aktivisten hat den Rückweg auf der Landstraße ins Protestcamp angetreten”, sagte ein Polizeisprecher. Dabei kam es laut einem dpa-Reporter erneut zu Konfrontationen mit den Einsatzkräften und zu vereinzelten Festnahmen.

Eine Sprecherin sowie ein Sprecher verschiedener beteiligter Protestgruppen schilderten auf Anfrage ebenfalls, dass Demonstranten den Wald am Gelände wieder verlassen hätten. Sie kritisierten ein «unverhältnismäßig rabiates» Vorgehen der Polizei. 

Sitzblockaden und Störaktionen

Am Rande der Protestmärsche zum Gelände gab es auch eine Sitzblockade auf der Landstraße 23 in der Nähe des Werks. Laut Polizei blockierten rund 70 Personen dort die Fahrbahn sowie die Abfahrt der Autobahn A10. Einige Aktivistinnen und Aktivisten klebten sich auf der Straße fest, während andere Baumstämme als Hindernisse auf die Straße legten.

Die Polizei hatte versucht, das Gelände des einzigen Tesla-Werks in Europa abzuschirmen, mehrere Autobahnausfahrten waren gesperrt. Auch die Bahnstrecke zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) am Bahnhof Fangschleuse war zwischenzeitlich gesperrt. Eine weitere Störaktion im Zusammenhang mit den Protesten gab es am Flugplatz Neuhardenberg östlich von Berlin. Dort erschienen laut Polizei Vermummte und zündeten Pyrotechnik. Es gab dort eine weitere Sitzblockade.

Weitere Aktionen am Wochenende geplant

Der Ausgangspunkt der Proteste war das Protestcamp, das in der Nähe des Autowerks in Grünheide errichtet wurde. Dort halten Aktivisten seit Ende Februar auch in Baumhäusern aus, um gegen die geplante Erweiterung des Tesla-Geländes und die Rodung von Wald zu protestieren. Die Polizei versucht, die Baumhäuser abzubauen, weshalb derzeit ein Rechtsstreit läuft. Seit Mittwoch haben die Tesla-Gegner zu Aktionstagen gegen den Autobauer aufgerufen.

«Der Kampf gegen diese Autofabrik ist ein Kampf gegen jede Autofabrik», teilte die beteiligte Gruppe «disrupt» mit. «Damit die Erde langfristig unser Zuhause bleibt, sollten wir mutig genug sein, dieses Werk kreativ neu zu gestalten. Ob wir hier Busse, Krankenwägen oder Lastenräder bauen, müssen wir gemeinsam entscheiden.» 

Es ist wahrscheinlich, dass es auch am Wochenende weitere Aktionen der Demonstranten rund um das Tesla-Werk geben wird. Ein Sprecher betonte, dass die Beobachtungen und Erfahrungen der Polizei am Freitag auch für die Einsatzplanung am Samstag relevant sein werden.

Auch in Berlin Proteste gegen Tesla

Zu einer Protestaktion gegen Tesla kam es am Freitag auch in Berlin. Aktivistinnen und Aktivisten hielten vor dem Einkaufszentrum Mall of Berlin ein Banner mit der Aufschrift «Saubere Autos sind eine dreckige Lüge» hoch. In der Mall of Berlin befindet sich ein Tesla-Ausstellungsgeschäft. Die Aktivisten stellten vor dem Einkaufszentrum zudem ein großes Dreibein auf, an dem sich ein Kletterer festmachte. 

Tesla-Beschäftigte im Homeoffice

Tesla hat zunächst keine Stellungnahme zum Verlauf der Proteste abgegeben. Am Freitag wurde in der Fabrik nicht produziert. Eine Unternehmenssprecherin hatte zuvor mitgeteilt, dass dies jedoch auf den Brückentag nach Himmelfahrt zurückzuführen sei und nicht auf die Demonstrationen.

Der US-Autohersteller Tesla musste im März die Produktion in seiner Fabrik in Grünheide für einige Tage stoppen, nachdem ein Brandanschlag auf einen Strommast verübt worden war. Eine linksextremistische Gruppe bekannte sich zu der Tat. Außerdem waren in der Vergangenheit an verschiedenen Standorten immer wieder geparkte Teslas in Brand geraten.

dpa