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Allianz: Klagerisiko für Spitzenmanager steigt

Spitzenmanager bekommen Spitzengehälter. Doch für Chefs wird es aufgrund eines hohen Klagerisikos ungemütlicher. Gefahr droht in Deutschland vor allem aus dem eigenen Unternehmen: vom Aufsichtsrat.

Für Geschäftsführer und Vorstände geht der Spitzenjob mit steigendem Klagerisiko einher. (Symbolbild)
Foto: Friso Gentsch/dpa

Die Beförderung in den Chefsessel birgt für Top-Manager weltweit ein steigendes Risiko: Laut dem Versicherungskonzern Allianz werden in den kommenden Jahren weiterhin zunehmende Klage- und Haftungsrisiken für Vorstände und Geschäftsführer erwartet. Gründe dafür sind die Zunahme der Cyberkriminalität, verstärkte Regulierungen, unsichere geopolitische Lage, behördliche Sanktionen, Klagen von Aktionären und die vermehrte Anwendung von Künstlicher Intelligenz. Dies geht aus einer neuen Analyse der Experten von Allianz Commercial hervor.

Die Haftung von Geschäftsführern und Vorständen entwickle sich «weiterhin rasant», sagte Allianz Commercial-Manager Jarrod Schlesinger. Die Managerhaftpflicht – in der Branche D&O (Directors and Officers) genannt – hatte schon in den vergangenen Jahren so hohe Kosten verursacht, dass manche Versicherer dieses Geschäft aufgegeben haben. 

Für Spitzenkräfte besonders riskant: die USA 

In den letzten drei Jahren habe die Anzahl neuer D&O-Klagen international kontinuierlich zugenommen, vor allem in den USA, heißt es in dem Papier. Für D&O-Versicherer ist der US-Markt demnach «äußerst komplex». Demnach sind in den USA die durchschnittlichen Kosten eines juristischen Vergleichs in D&O-Fällen um 27 Prozent auf 56 Millionen US-Dollar gestiegen. Das wären aktuell rund 48 Millionen Euro.

Auch in Deutschland mehr Manager in rechtlichen Schwierigkeiten

Der typische deutsche D&O-Fall ist nicht so teuer, aber auch in Deutschland steigen die Kosten für Managerhaftpflicht kontinuierlich an. Im letzten Jahr verzeichnete der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) 2.500 D&O-Fälle, was einem Anstieg von zwölf Prozent gegenüber 2023 entspricht. Jeder Schaden verursachte den Versicherern im Durchschnitt mehr als 115.000 Euro, was einer Steigerung von knapp 14 Prozent entspricht.

«Das hat mit den Anwaltskosten und der Länge der Verfahren zu tun», sagt Alfred Mora, ein für das deutsche D&O-Geschäft von Allianz Commercial zuständiger Manager. «Da ist man sehr schnell bei sehr hohen Ausgaben für die Verteidigung, egal, ob hinter dem eigentlichen Vorwurf etwas steckt.»

Gefahr vom Aufsichtsrat

Deutschland ist nach Moras Worten ein Sonderfall. Denn anders als in den USA kommt die rechtliche Gefahr in der Regel aus dem eigenen Unternehmen: vom Aufsichtsrat. «In Deutschland sind die meisten Fälle Innenhaftungsschäden», sagt Mora. «Das bedeutet, dass die Vorstände vom Aufsichtsrat in Anspruch genommen werden.» 

Der Grund: Wenn etwas schiefgeht, sind die Unternehmenskontrolleure rechtlich verpflichtet, etwaige Haftungsansprüche zu prüfen. «Das ist eine deutsche Spezialität», sagt Mora. Die zunehmende Regulierung trage ebenfalls zum steigenden Haftungsrisiko bei. «Hinter jeder neuen Regelung steckt ein Haftungsrisiko.»

Bei Großkonzernen Deckung von bis zu 300 Millionen Euro

Eine Folge: In den letzten Jahren haben viele Versicherer ihre Deckung reduziert – das ist die Summe, die sie im Schadenfall maximal zahlen. Eine gebräuchliche Deckungssumme ist 15 Millionen Euro. Um die Führungskräfte großer Konzerne zu versichern, bilden üblicherweise mehrere Versicherer ein Konsortium, das die Risiken auf mehrere Schultern verteilt und insgesamt sehr viel höhere Deckungssummen möglich macht. «Das heißt, dass die einzelnen Unternehmen nicht nur diese 15 Millionen haben, sondern je nach Größe des Unternehmens, können das 100, 200 oder 300 Millionen sein», sagt Mora.

dpa