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Allianz: Sparer offener für Wertpapiere – Vermögen wachsen

Die Sparer in Deutschland setzen stärker auf Wertpapiere – das half ihnen zuletzt auch beim Vermögensaufbau. Doch aus Sicht der Allianz ist noch Luft nach oben.

In Deutschland zehrte die Inflation die Zuwächse bei den Geldvermögen privater Haushalte weitgehend auf. (Symbolbild)
Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Die deutschen Sparer haben im vergangenen Jahr von ihrer größeren Aufgeschlossenheit für Wertpapiere profitiert und ihr Geldvermögen vermehrt. Allerdings zehrte die Inflation einen Großteil der Zuwächse auf – und im internationalen Vergleich sei das Anlageverhalten hierzulande noch immer konservativ, wie Allianz-Volkswirt Arne Holzhausen bei der Vorstellung des «Allianz Global Wealth Report» sagte. 

Die Verbraucher seien nach «einer gewissen Apathie» offener geworden, doch laufe der Prozess langsam. «Das ist wie ein großer Tanker, den man bewegen muss.» Gründe dafür sieht Holzhausen auch in einer starken Regulierung im Wetpapiergeschäft. Viele Berater hätten keine große Neigung, entsprechende Produkte zu verkaufen. Es sei zu hoffen, dass mit der künftigen Kapitalmarktunion die Überregulierung zurückgefahren werde, so der Volkswirt.

Inflationsbereinigt nur mageres Plus bei Geldvermögen in Deutschland

Vor allem aufgrund eines kräftigen Anstiegs von 14,7 Prozent bei den Wertpapieren stiegen die Geldvermögen der deutschen Haushalte im letzten Jahr insgesamt um 6,8 Prozent auf 7,953 Billionen Euro. Der Anteil der Bankeinlagen an neuen Spareinlagen sank dabei von insgesamt 262 Milliarden Euro auf nur noch gut ein Drittel (35 Prozent). Laut Allianz war dies der niedrigste Wert überhaupt – vor der Pandemie lag er regelmäßig bei mehr als der Hälfte. Zum ersten Mal seit der Finanzkrise waren zudem Wertpapiere beliebter als Bankeinlagen.

Mit dem Zuwachs schnitt Deutschland zwar besser ab als die Länder Westeuropas, in denen sich das Geldvermögen der Privathaushalte im Schnitt lediglich um 5 Prozent erhöhte. Inflationsbereinigt blieb aber nur ein mageres Plus von 0,7 Prozent. Zudem habe die Kaufkraft Ende vergangenen Jahres noch immer um 1,7 Prozent unter dem Vor-Corona-Jahr 2019 gelegen. «Hinter den deutschen Sparern liegen vier verlorene Jahre», resümierte die Allianz. 

Deutschland hält Platz 18 unter den 20 reichsten Ländern

Deutschland belegte weiterhin den 18. Platz unter den 20 reichsten Ländern mit einem Netto-Geldvermögen pro Kopf von 69.060 Euro. Im Vergleich dazu erreichten die USA als das reichste Land der Welt ein Netto-Geldvermögen von 260.320 Euro pro Kopf, gefolgt von der Schweiz auf Platz zwei mit 255.440 Euro Netto-Geldvermögen pro Kopf.

Die Deutsche Bundesbank hatte bereits vor einigen Monaten bekannt gegeben, dass die Deutschen trotz der hohen Inflation im vergangenen Jahr ein Rekordvermögen angesammelt hatten. Neben den Kursgewinnen an den Aktienmärkten trugen auch die gestiegenen Sparzinsen dazu bei.

Mittelfristiger Ausblick geprägt von Unsicherheit

Für die weltweiten privaten Geldvermögen sprach die Allianz von einem «überraschenden Aufschwung» im vergangenen Jahr. Dank des Booms an den Aktienmärkten und robuster Volkswirtschaften erhöhten sie sich um 7,6 Prozent auf den Rekordwert von 239 Billionen Euro. Etwas schwächer dürfte der Zuwachs mit 6,5 Prozent im laufenden Jahr ausfallen, erwartet Holzhausen. Der mittelfristige Ausblick sei überschattet von Unsicherheiten, allen voran die Entwicklung bei den beiden Megatrends Künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit. 

Wertverluste bei Immobilien befürchtet

Zukünftig müssen sich die Sparer zudem weltweit und auch in Deutschland auf Wertverluste bei Immobilien einstellen, die schon in der Vergangenheit langfristig weniger Kapitalgewinne als Aktien abwarfen. Grund sei der Klimawandel, der sich immer stärker auf das Immobilienvermögen auswirke. In Deutschland etwa dürften die Immobilienpreise nach Einschätzungen der Allianz je nach Klimaszenario bis 2050 um bis zu ein knappes Viertel (24,5 Prozent) sinken, erwartet der Versicherer. «Wir müssen die Immobilien fitmachen für die Dekarbonisierung» – das erfordere entsprechende Investitionen.

In ihrer Studie zählt die Allianz Bargeld, Bankguthaben, Forderungen gegenüber Versicherungsgesellschaften und Pensionseinrichtungen, Wertpapiere wie Aktien, Anleihen und Investmentfonds sowie sonstige Forderungen zum Geldvermögen.

dpa