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Analyse zur E-Auto-Wende: Chinesen ziehen vorbei

Einmal im Jahr verteilt der Umweltforschungsverbund ICCT Noten für E-Autobauer. Die deutschen Konzerne schnitten dort lange gut ab. Doch die Konkurrenz überholt.

BYD aus China verkaufte 2024 erstmals mehr E-Autos als der bisherige Marktführer Tesla. (Archivfoto)
Foto: Johannes Neudecker/dpa

Beim Wandel zur E-Mobilität verlieren Hersteller aus Deutschland einer Analyse zufolge an Boden. Zu diesem Ergebnis kommt der internationale Umweltforschungsverbund ICCT in seinem jährlichen «Global Automaker Rating» zur E-Mobilität. Während die Organisation BMW, Mercedes-Benz und VW in den vergangenen Jahren im internationalen Vergleich noch weit vorn gesehen hatte, zogen nun vor allem neue Konkurrenten aus China vorbei. 

BMW fiel von Platz drei auf Platz fünf ab, Mercedes von Platz vier auf Platz sieben. Der VW-Konzern, der vor zwei Jahren noch auf Platz fünf im Ranking stand, belegt nur noch Rang acht, also einen Platz niedriger als im Vorjahr. Dagegen konnten vor allem Hersteller aus China zulegen: Sowohl die Muttergesellschaft von Volvo, Geely, als auch der MG-Hersteller SAIC zogen an BMW und Mercedes vorbei und belegen nun die Plätze drei und vier. Auch andere chinesische Marken wie Chang’an, Chery und Great Wall konnten sich deutlich verbessern.

«Die diesjährige Bewertung unterstreicht, dass das Jahr 2024 für die europäischen Automobilhersteller eine verpasste Chance war», sagte ICCT-Europa-Direktor Peter Mock laut Mitteilung. «Während sich die Elektrifizierung der globalen Automärkte beschleunigt, bleiben die exportabhängigen deutschen Automobilhersteller zurück und spüren den Druck.» 

Tesla bleibt Spitzenreiter

Die Umweltforscher sehen weiterhin Tesla an erster Stelle, gefolgt von BYD, der 2024 erstmals mehr E-Autos als Tesla verkauft hat. Beide Unternehmen hatten bereits in den letzten beiden Jahren die Spitzenplätze belegt.

Das Ranking bewertete, wie erfolgreich die 21 weltweit größten Automobilhersteller beim Übergang zu abgasfreien Fahrzeugen sind, basierend auf zehn speziellen Kriterien. Diese Kriterien können in drei Hauptgruppen eingeteilt werden: Marktdominanz, technologische Leistung und strategische Vision. Zu den Merkmalen zählen unter anderem der Energieverbrauch der Autos, der Ressourceneinsatz in der Produktion und die Abdeckung verschiedener Fahrzeugklassen.

Punktabzug für BMW, Mercedes und VW

Die deutschen Hersteller verloren in fast allen Kategorien Punkte, während die Herausforderer aus China in den meisten Kategorien zulegten. BMW erhielt Punktabzug aufgrund von Verzögerungen beim Elektro-Hochlauf der Marke Mini. Die Analyse bemängelte bei Mercedes und VW fehlende Belege für das angekündigte Batterierecycling, weshalb beide herabgestuft wurden.

Stellantis, die Muttergesellschaft von Opel, Peugeot und Fiat, konnte hingegen einen deutlichen Sprung nach vorne machen und landete nun gleichauf mit dem deutschen Spitzenreiter BMW auf Platz 5.

Japaner und Koreaner als Nachzügler

Die deutschen Hersteller lagen deutlich vor den US-Konzernen General Motors und Ford sowie dem französischen Renault, die auf den Plätzen 11, 12 und 14 landeten. Am Ende der Rangliste befinden sich Hersteller aus Japan und Südkorea, die alle auf den letzten sechs Plätzen landeten. Das ICCT betrachtet sie alle als Nachzügler im Bereich der E-Mobilität.

Die indische Muttergesellschaft von Jaguar und Landrover, Tata, die bisher auch als Nachzügler galt, wurde erstmals als Unternehmen in der Transformation eingestuft – also auf dem Weg von Verbrennungsmotoren zu emissionsfreien Modellen. Diese Gruppe umfasst auch alle deutschen und europäischen Hersteller.

Das International Council on Clean Transportation (ICCT) hat seinen Sitz in der US-Hauptstadt Washington. Im Jahr 2015 war es die Organisation, die den VW-Abgasskandal in den USA aufgedeckt hat.

dpa