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Angespannte Lage in der Autoindustrie

Der Autoindustrie steht erneut ein schwieriges Jahr bevor. Chipmangel und Energiekrise belasten, und die Politik macht aus Sicht des Branchenverbandes bei Reformen zu wenig Tempo. Bei den Zielen für E-Autos bleibt er dennoch zuversichtlich.

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) rechnet für das laufende Jahr mit rund 2,7 Millionen Neuwagen in Deutschland.
Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/ZB

Für die deutsche Autoindustrie zeichnet sich ein weiteres schwieriges Jahr ab. Der Branchenverband VDA rechnet für 2023 mit rund 2,7 Millionen Neuzulassungen in Deutschland, wie Präsidentin Hildegard Müller am Mittwoch sagte. Das wären rund zwei Prozent mehr als im vergangenen Jahr, aber ein Viertel weniger als im Vorkrisenjahr 2019.

Zwar lösten sich die Lieferketten-Probleme aus der Pandemie immer weiter auf, sagte Müller. Doch aufgrund der hohen Nachfrage auch aus anderen Branchen bleibe insbesondere der Chipmangel ein Problem.

Hinzu komme, dass die Politik noch keine strukturelle Antwort auf die Energiekrise gefunden habe. «Bisher hat sich die Krisenpolitik im Wesentlichen nur mit der akuten Auswirkung der Energiekrise beschäftigt», kritisierte Müller. Konzepte für eine langfristige und sichere Energieversorgung fehlten. Bei den Kosten hätten Hersteller und Zulieferer längst die Belastungsspitze erreicht.

Steuerbelastung und Energiepreise seien zu hoch

Weil wichtige industriepolitische Reformen ausblieben, drohten Deutschland und Europa im internationalen Wettbewerb unter die Räder zu kommen. Müller verwies auf die Investitionspläne etwa der US-Regierung für Industrie, erneuerbare Energien und die Infrastruktur.

Zwar stünden die protektionistischen Vorhaben im Widerspruch zur transatlantischen Partnerschaft. Gleichwohl investierten die USA in Energiefelder der Zukunft, betonte Müller. «Sie ermöglichen damit den Ausbau einer hochmodernen, resilienten und einer CO2-neutralen Industrie». Für Deutschland und Europa müsse das ein Weckruf sein. Steuerbelastung und Energiepreise seien im internationalen Vergleich zu hoch. Mit Blick auf die Ressourcen für Elektroautos fehle eine Rohstoffstrategie. Die Lücke zwischen neuzugelassenen E-Autos und verfügbaren Ladepunkten klaffe immer weiter auseinander.

Müller verteidigte angesichts dieser Probleme das Spitzentreffen der Autoindustrie mit Bundeskanzler Olaf Scholz am Dienstag. Schienen- und Fahrradverbände hatten kritisiert, dass wichtige Verkehrsträger abseits des Autos ausgeschlossen gewesen seien. «Hier wird ein Gegensatz konstruiert, den ich wirklich für schwierig halte», sagte Müller. «Wir wären froh, wenn wir mehr Verkehre auf der Schiene hätten.» Dennoch brauche es auch Gespräche mit einem industriepolitischen Fokus.

Bis 2030 will die Bundesregierung rund 15 Millionen reine Batterieautos im Straßenverkehr sehen. Herstellerseitig sei das zu schaffen, betonte Müller. Der Hochlauf der Produktion stimme zufrieden. Im vergangenen Jahr kamen eine halbe Million Batterieautos neu auf die Straße und damit rund ein Drittel mehr als im Jahr davor. Der Anteil an den Neuzulassungen lag bei knapp 18 Prozent. Eine Prognose, wie sich die Zahlen in diesem Jahr entwickeln könnten, gab der VDA am Mittwoch nicht.

dpa