Seit Jahren reiht sich eine Krise an die andere. Die erhoffte Erholung blieb auch 2024 aus. Immer mehr Mittelständler bekommen das zu spüren.
Anhaltende Konjunkturschwäche trübt Stimmung im Mittelstand
Die Sorgen der deutschen Mittelständler wachsen aufgrund von Konjunkturschwäche, Auftragsflaute und Fachkräftemangel. Laut der jüngsten Umfrage des Bundesverbandes Deutscher Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) und der DZ Bank bewerten viele Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage schlechter als noch im Frühjahr.
Auch die Erwartungen der über 1000 Unternehmen für die nächsten sechs Monate haben sich in fast allen Branchen eingetrübt, inzwischen überwiegt der Analyse zufolge wieder der Pessimismus: Mehr als ein Viertel (27 Prozent) der im Zeitraum 11. September bis 10. Oktober 2024 befragten Inhaber und Geschäftsführer rechnet nun mit einer Verschlechterung der Geschäftslage. Nur noch jedes fünfte Unternehmen (20 Prozent) geht von einer Verbesserung aus. In der Erhebung im Frühjahr war das Verhältnis noch umgekehrt.
Zurückhaltung bei Investitionen
Aufgrund von ungenutzten Produktionskapazitäten zögern viele Unternehmen seit zwei Jahren, in Investitionen zu tätigen. Laut der Erhebung planen in den nächsten sechs Monaten mehr Mittelständler, Personal abzubauen als einzustellen. Dies betrifft vor allem mittelständische Unternehmen in Ostdeutschland und große Mittelständler mit über 200 Beschäftigten.
Bürokratie als größte Belastung
Der Mittelstand hat neben den Dauerkrisen der vergangenen Jahre schon lange über zu viel Bürokratie und den Fachkräftemangel geklagt. Laut einer Umfrage bezeichnen 82 Prozent der Befragten die Belastung durch zu viel Bürokratie als das größte Problemfeld.
«Bürokratie und Fachkräftemangel bleiben die größten Probleme des Mittelstands. Hier ist die Politik gefordert, nach der Bundestagswahl möglichst rasch Lösungen aus einem Guss zu schaffen, damit die Wirtschaft wieder auf die Beine kommt», mahnte BVR-Präsidentin Marija Kolak.
Exodus der Babyboomer
Die Genossenschaftsbanken betonen in ihrer Analyse, dass der Fachkräftemangel in den nächsten zehn Jahren weiter zunehmen wird, da immer mehr geburtenstarke Jahrgänge – die sogenannten Babyboomer – in den kommenden Jahren das Rentenalter erreichen werden.
Die befragten Unternehmen betrachten eine mögliche Beschäftigung ihrer Mitarbeiter über das Renteneintrittsalter hinaus als wichtigstes Mittel gegen den demografischen Wandel: Fast drei Viertel (72 Prozent) planen, dies ihren Mitarbeitern zu ermöglichen.
Kapitalpuffer machen Hoffnung
Bei allen Problemen sehen die Autoren der aktuellen Ausgabe der halbjährlichen Mittelstandsstudie, die durch eine Auswertung der Jahresbilanzen mittelständischer Firmenkunden ergänzt wird, auch Hoffnungszeichen: «Ihre in vergangenen Krisen gezeigte Resilienz sowie die seit der Jahrtausendwende stark verbesserte Eigenkapitalausstattung der mittelständischen Unternehmen wird der großen Mehrheit der Mittelständler (…) auch durch diese schwierige Zeit helfen.»