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Hitzeschutz in südlichen Ländern: Maßnahmen gegen extreme Temperaturen

Von Sonnensegeln über Abkühlräume bis zum Arbeitsverbot: Länder wie Spanien, Italien, Griechenland und die Türkei schützen Bevölkerung und Beschäftigte vor Hitze.

Neben Lieferdiensten und Bauarbeitern ist die Landwirtschaft besonders von Hitze betroffen. (Archivbild)
Foto: Arnaud Finistre/AFP/dpa

Von Sonnensegeln über Kühlräume bis hin zum mittäglichen Arbeitsverbot: Südliche Länder wie Spanien, Italien, Griechenland und die Türkei müssen die Arbeitnehmer und die allgemeine Bevölkerung seit jeher vor zu hohen Temperaturen schützen. In einigen Ländern gibt es gesetzliche Vorgaben, während andere auf bereits etablierte Maßnahmen wie die Siesta, die Schließung von Geschäften am Mittag und längere Arbeitszeiten am Abend setzen. Ein Überblick:

In GRIECHENLAND schrillen die Alarmglocken, wenn in Athen das berühmte Wahrzeichen Akropolis über die Mittagsstunden die Pforten für Touristen und Mitarbeiter schließt. Bei mehr als 40 Grad im Schatten fühlt es sich für die Menschen dort je nach Kleidung und Windverhältnissen wie 55 bis 60 Grad an. Kreislaufprobleme und Dehydrierung können die Folge sein.

Home-Office und Klimaanlagen

Während Hitzewellen öffnen die griechischen Großstädte öffentliche klimatisierte Gebäude für diejenigen, die keine Klimaanlage zu Hause haben, in denen sie sich tagsüber aufhalten können. Das griechische Arbeitsministerium hat Maßnahmen ergriffen und die Arbeit im Freien zwischen 12.00 und 17.00 Uhr in den jeweils betroffenen Regionen des Landes untersagt. Dies betrifft Bauarbeiter, die Landwirtschaft sowie Lieferdienst-Beschäftigte, die Essen und Kaffee per Moped ausliefern. Unternehmen, die dagegen verstoßen, riskieren eine Strafe von bis zu 2.000 Euro pro betroffenem Mitarbeiter. Die Privatwirtschaft hat ebenfalls Vorschriften zu befolgen und ist gesetzlich verpflichtet, Home-Office oder Klimatisierung in den Büros anzubieten.

Regeln in Spanien 2023 verschärft

In SPANIEN wurden die gesetzlichen Regelungen zum Schutz der Beschäftigten aufgrund der zunehmenden und längeren Hitzewellen verschärft. Um allen Erleichterung zu verschaffen, sollen Sonnensegel über den Straßen, Trinkwasserstellen, Bäume, Verkehrsberuhigung und Abkühlräume eingerichtet werden. Außerhalb der Metropolen halten die Spanier traditionell ihre berühmte Siesta, meist zwischen 14.00 und 17.00 Uhr.

Die Regeln zum Hitzeschutz wurden aufgrund des tödlichen Hitzschlags eines Mitarbeiters der Stadtreinigung in Madrid im Jahr 2022 bei Temperaturen von über 40 Grad verschärft. Ab 2023 müssen Arbeiten im Freien bei extremer Hitze entweder eingeschränkt oder vollständig unterbrochen werden. Bei Verstößen drohen Strafen von bis zu fast einer Million Euro. Die Vorschrift tritt in Kraft, wenn der staatliche Wetterdienst Aemet eine Hitzewarnung der Stufe Orange oder Rot herausgibt. Allerdings funktioniert dies in der Praxis nicht immer reibungslos: Gewerkschaften bemängeln, dass insbesondere kleinere Unternehmen in Branchen wie Landwirtschaft, Bau und Tourismus oft nicht von staatlichen Kontrollen erfasst werden.

Frankreichs Vorschriften nun strenger

In Anbetracht der steigenden Häufigkeit von Hitzewellen rüstet FRANKREICH in verschiedenen Bereichen auf. Zum 1. Juli wurden die Vorschriften bezüglich der Maßnahmen, die öffentliche Arbeitgeber bei Hitzewellen ergreifen müssen, verschärft. Dies betrifft den Schutz vor Hitze und Sonne am Arbeitsplatz sowie die Bereitstellung von mindestens drei Litern Wasser pro Arbeitnehmer, falls kein fließendes Trinkwasser vor Ort verfügbar ist.

Ansonsten wird der französische Ferienrhythmus schon seit langem als Schutz vor der schlimmsten Hitze genutzt: Im August befindet sich das gesamte Land im Ferienmodus, viele Menschen sind verreist, Betriebe sind geschlossen und die Menschen nehmen, wo möglich, ihren Jahresurlaub. Schon im Juli beginnen viele, ihre Koffer zu packen.

Hitzeschutz nicht überall gesetzlich festgehalten

In Slowenien ist der Schutz der Arbeit im Freien bei Hitze nicht detailliert geregelt, aber die Konföderation der freien Gewerkschaften ZSSS hat Vorschläge dazu gemacht. Im Gegensatz dazu gibt es Gesetze für Arbeitsplätze in Innenräumen, wo die Temperatur nicht über 28 Grad steigen darf.

In Kroatien gibt es keine gesetzlichen Bestimmungen zum Schutz vor Hitze. Alles liegt im Ermessen der Arbeitgeber. Dies wird von den Gewerkschaften kritisiert – sie fordern Regeln nach dem Vorbild Frankreichs.

Flüssigkeit und Pausen

In UNGARN gibt es eine umfangreiche Regelung zum Arbeitsschutz bei Hitze. Es gibt verschiedene Stufen, abhängig von der körperlichen Belastung der Arbeit. Bei einer schweren Arbeit im Freien bei über 27 Grad muss der Arbeitgeber für genügend Flüssigkeitszufuhr und Pausen sorgen. Büroangestellte hingegen müssen Temperaturen von bis zu 31 Grad ohne Schutz aushalten, erst dann muss der Arbeitgeber Maßnahmen zur Kühlung ergreifen.

In Rumänien muss der Arbeitgeber das Arbeitsprogramm bei extremer Hitze anpassen und in den Mittagsstunden pausieren, wie es das Arbeitsgesetz vorschreibt. Darüber hinaus muss er Trinkwasser und schattige Rückzugsorte bereitstellen und für Belüftung sorgen, andernfalls muss die Arbeit zwischen 11.00 und 17.00 Uhr ruhen. Die Arbeitnehmer haben das Recht, die Arbeit abzulehnen, wenn es zu heiß ist. Der Grenzwert liegt bei 37 Grad im Schatten, wenn diese Temperatur an mehr als zwei aufeinanderfolgenden Tagen erreicht wird.

Drastische Strafen in Serbien

In Serbien werden Arbeitgeber bestraft, die gegen den Hitzeschutz verstoßen: Unternehmen können mit bis zu 17.000 Euro belegt werden. Arbeitnehmer haben die Möglichkeit, einen Arbeitgeber, der keine Maßnahmen zum Schutz ihrer Gesundheit bei hohen Temperaturen im Freien getroffen hat, anonym bei der Gewerbeaufsichtsbehörde zu melden. Die Grenze liegt bei 36 Grad. Es bleibt offen, ob die Sanktionen tatsächlich im Arbeitsalltag umgesetzt werden.

Siesta aus römischen Zeiten

In ITALIEN reicht die Tradition der Siesta bis ins antike Rom zurück: Damals legten die Menschen zur «hora sexta», also zur sechsten Stunde nach Sonnenaufgang, eine Pause ein – meist um die Mittagszeit. Auch heute noch ist es in vielen kleineren Städten üblich, dass Geschäfte zwischen 13.00 und 16.00 Uhr geschlossen sind. In Großstädten setzt sich hingegen ein durchgehender Arbeitstag durch. Für viele bleibt die Mittagshitze ein Gesundheitsrisiko: Der erste Hitzeschub des Sommers brachte bereits Todesopfer, so brach ein 47-Jähriger beim Betonieren im Freien zusammen.

Website als Indikator

Trotz der anhaltenden Hitzewellen hat die italienische Regierung noch keine einheitlichen Schutzmaßnahmen für Arbeitnehmer erlassen. Stattdessen haben mehrere Regionen eigenständig Anti-Hitze-Verordnungen verabschiedet. Als Grundlage dient die Webseite Worklimate 2.0, entwickelt vom Nationalen Forschungsrat und dem Arbeitsunfallinstitut Inail. Anhand von Temperatur, Feuchtigkeit und körperlicher Belastung wird das tägliche Arbeitsrisiko ermittelt: Liegt ein Unternehmen im rot markierten Bereich, müssen die Arbeiten zu bestimmten Zeiten eingestellt werden. Betroffen sind vor allem Baustellen, Steinbrüche und landwirtschaftliche Betriebe.

Mittagssonne meiden

Im Sommer gibt es in der Türkei immer wieder Hitzewellen. In den kommenden Tagen sollen die Temperaturen in Diyarbakir, einer südosttürkischen Metropole, auf über 40 Grad steigen. Büros, Krankenhäuser, U-Bahnen und Busse sind in der Regel klimatisiert. Arbeitnehmer in Baustellen oder der Landwirtschaft werden gebeten, die Mittagssonne zu meiden und ausreichend Wasser zu trinken. Bei extremer Hitze können Schulen gelegentlich geschlossen werden. Bisher gibt es keine von der Regierung unterstützten Maßnahmen zur Kühlung der Städte, wie beispielsweise Begrünung, um die Temperaturen zu senken.

dpa