Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Arbeitszeitkonten gewinnen an Bedeutung

Erstmals hat das Forschungsinstitut IAB ermittelt, wie viel die Arbeitnehmer in Deutschland auf Arbeitszeitkonten liegen haben. Es sind Millionen von Stunden.

Arbeitszeitkonten spielen eine immer größere Rolle im Berufsleben. (Archivbild)
Foto: Daniel Karmann/dpa

Die Anzahl der Stunden, die auf Arbeitszeitkonten angesammelt wurden, hat in Deutschland ein Rekordniveau erreicht. Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) belief sich das Guthaben auf Gleitzeit- und Kurzzeitkonten im vierten Quartal 2023 auf etwa 473 Millionen Stunden – etwa 140 Millionen mehr als noch 2013.

Erstmals repräsentative Daten

Das IAB präsentiert erstmals gesamtwirtschaftlich repräsentative Daten zu Arbeitszeitkonten von Beschäftigten in Deutschland. Laut Berechnungen entspricht das Zeitguthaben einer geschätzten Nettolohnsumme von rund 9,45 Milliarden Euro sowie etwa 0,9 Prozent des gesamten Jahresarbeitsvolumens.

«Alle Beschäftigten mit einem Kurzzeitkonto könnten fast sechs Tage freinehmen, dann wären die gesamten Stundenbestände abgebaut», sagte Enzo Weber, Leiter des Forschungsbereichs Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen am IAB.

Die Verwendung von Arbeitszeitkonten hat in den letzten zehn Jahren deutlich zugenommen. Während im Jahr 2013 nur 15 Prozent der Unternehmen Kurzzeitkonten anboten, stieg dieser Anteil bis 2023 auf 29 Prozent. Der Anteil der Mitarbeiter mit einem Kurzzeitkonto stieg im gleichen Zeitraum von etwa 25 auf 37 Prozent. Im Durchschnitt hatten Mitarbeiter mit einem solchen Konto im vierten Quartal 2023 rund 30 Plusstunden angesammelt – 2013 waren es noch 35 Stunden.

Beruf und Privatleben besser verzahnt

«Die steigende Zahl der Beschäftigten, die ein solches Konto nutzen, und der gewachsene Stundensaldo zeigen die zunehmende Bedeutung flexibler Arbeitszeitgestaltung», betonte IAB-Forscherin Susanne Wanger. Für viele Beschäftigte verbessere sie die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben – ein Faktor zur Stärkung des Arbeitskräfteangebots, ergänzte Anja Warning vom IAB.

Besonders viele Überstunden wurden im Handel, in der Instandhaltung und Reparatur mit 84 Millionen verbucht, gefolgt vom Gesundheits- und Sozialwesen (65 Millionen), den wirtschaftlichen Dienstleistungen (43 Millionen) sowie der öffentlichen Verwaltung (38 Millionen).

Die Auswertung beruht auf Daten der IAB-Stellenerhebung, einer repräsentativen Arbeitgeberbefragung. Zwischen 2013 und 2023 wurden Informationen von insgesamt etwa 157.000 Unternehmen analysiert. Im Jahr 2023 haben allein 16.171 Betriebe an der Befragung teilgenommen.

dpa