Grippe, Corona und psychische Erkrankungen: Beschäftigte fielen 2024 im Durchschnitt so oft aus wie nie. Liegt es an der einfachen Möglichkeit, sich telefonisch krankschreiben zu lassen?
Atemwegserkrankungen halten Krankenstand weiter hoch

Die Zahl der krankheitsbedingten Ausfälle von Beschäftigten ist einer Auswertung der Krankenkasse AOK zufolge auch in diesem Jahr hoch. Haupttreiber sind demnach weiterhin die Atemwegserkrankungen. «Sie erreichten im Februar 2025 einen neuen Höchststand und haben sich seit April 2025 auf einem etwas niedrigeren Niveau eingependelt als in den Vergleichsmonaten des Jahres 2024», teilte die AOK mit.
Es wird erwartet, dass die Gesamtbilanz des Jahres 2025 ähnlich hoch sein wird wie im Vorjahr. Seit September haben die Erkältungs- und Grippefälle sowie die Corona-Infektionen wieder zugenommen.
Im vergangenen Jahr ist jeder bei der AOK versicherte Beschäftigte im Schnitt 2,3 Mal krankgeschrieben worden. «Mit 228 AU-Fällen je100 Mitglieder ist der bisherige Höchstwert aus dem Jahr 2023 von 225 Fällen je 100 Mitglieder noch einmal übertroffen worden», teilte die AOK mit. AU steht für Arbeitsunfähigkeit. Zum Vergleich: Im Durchschnitt der Jahre 2014 bis 2021 kamen auf 100 Versicherte lediglich knapp 160 Krankschreibungen pro Jahr. Die AOK hat ungefähr 15 Millionen versicherte Mitglieder.
Psychische Erkrankungen sorgen im Schnitt für 28,5 Fehltage
Neben den Atemwegsinfektionen zählt die AOK auch die psychischen Erkrankungen zu den Treibern der hohen Krankenstände. «In den letzten zehn Jahren sind die Ausfalltage wegen psychischer Erkrankungen um 43 Prozent gestiegen», teilte die Krankenversicherung mit. Psychische Erkrankungen sind oft mit längeren Ausfallzeiten von durchschnittlich 28,5 Tagen pro Erkrankungsfall verbunden.
Laut AOK ist ein weiterer Faktor für die hohen Werte die Einführung der elektronischen Krankmeldung, die zu einer genaueren Erfassung der Fehlzeiten geführt hat. Früher haben nicht alle Patienten den Krankenschein an die Versicherung geschickt. Zwischen 2021 und 2022 stiegen die Krankheitsfälle deutlich an, als die elektronische Krankmeldung obligatorisch wurde.
Telefonische Krankmeldung laut AOK kein Grund für Anstieg
Die telefonische Krankmeldung sieht die AOK dagegen nicht als Grund für den hohen Krankenstand an. «2024 sind rein rechnerisch 1,5 Prozent aller Arbeitsunfähigkeitsfälle wegen Atemwegserkrankungen telefonisch veranlasst worden sind. Dieser geringe Anteil kann den starken Anstieg der AU-Fälle nicht erklären», sagte Helmut Schröder, Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK.