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Ausbildung: «Eklatanter Bewerbermangel» im Handwerk

Im Handwerk stehen die Berufschancen so gut wie selten. Fachkräfte werden händeringend gesucht – doch nicht gefunden. Viele junge Leute ziehen offenbar einen Studienabschluss vor.

Ein Auszubildender im Metall-Handwerk misst in einem Ausbildungszentrum die Dicke eines Werkstücks. Viele Handwerksbetriebe suchen händeringend nach Azubis.
Foto: Felix Kästle/dpa

Viele Handwerksbetriebe suchen händeringend nach Azubis. Es gebe einen «eklatanten Bewerbermangel», heißt es in einer Umfrage des Zentralverbands des Deutschen Handwerks zur Ausbildungssituation. Der neue Handwerkspräsident Jörg Dittrich sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Handwerksbetriebe hätten weiter einen großen Ausbildungswillen. «Doch es fehlen die Bewerberinnen und Bewerber für die offenen Lehrstellen.»

Dabei seien die Berufschancen derzeit so gut wie kaum jemals zuvor. «Für alle Modernisierungsaufgaben der Zukunft werden qualifizierte Fach- und Führungskräfte im Handwerk gebraucht», so Dittrich.

In einem Papier des Verbandes heißt es, die Suche nach Auszubildenden gestalte sich zunehmend schwierig. Als Gründe werden die demografische Entwicklung, der Trend zu höheren Schulabschlüssen sowie die gestiegene Studierneigung sowie ein wachsendes Interesse an einer Ausbildung im Pflege- und Erziehungsbereich genannt.

Spürbar schlechtere Grundausbildung

In der Umfrage gaben 27 Prozent der Betriebe im Handwerk an auszubilden. Dieser Anteil würde allerdings ohne den aktuell eklatanten Bewerbermangel deutlich höher liegen, hieß es. Jeder zweite Handwerksbetrieb gab an, keine passenden Bewerber für offene Ausbildungsplätze zu finden. Es hätten sich etwa die Lese-, Schreib- und Rechenfertigkeiten von Ausbildungsanfängern in den vergangenen zehn Jahren spürbar verschlechtert.

DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell sagte am Mittwoch: «Gerade im Handwerk sollte man endlich weg von der Bestenauslese. Auch Jugendliche mit Hauptschulabschluss haben eine Chance auf einen Ausbildungsplatz verdient.» Die Potenziale, um Ausbildungsstellen zu besetzen, seien durchaus vorhanden, sie müssten von den Betrieben aber auch genutzt werden. Im vergangenen Jahr seien rund 240.000 junge Menschen in Maßnahmen des Übergangsbereichs hängen geblieben, was keine Aussicht auf einen Berufsabschluss biete. «Dazu kommen 2,3 Millionen junge Menschen im Alter zwischen 20 und 34 Jahren, die keinen Berufsabschluss haben.»

Dem Handwerk fehlten bereits aktuell mehrere Hunderttausend Fachkräfte. Diese Lücke drohe sich in den nächsten Jahren noch einmal zu vergrößern. Dittrich kritisierte: «Wie digital, jobsicher und vor allem sinnstiftend das Handwerk ist, davon erfahren Jugendliche in den Schulen und besonders in Gymnasien bislang nur unzureichend, weil es noch keine bundesweit flächendeckende Berufsorientierung zu den Möglichkeiten der beruflichen Aus- und Fortbildung gibt.»

dpa