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US-Zölle gegen China und Co.: Deutsche Autoindustrie in Gefahr

Die Auswirkungen der US-Zölle auf China, Mexiko und Kanada könnten bald die deutsche Autoindustrie treffen, die stark von diesen Ländern abhängt.

Die USA verhängen neue Zölle im großen Stil
Foto: Mark Alfred/ZUMA Press Wire/dpa

Der Handelskrieg des US-Präsidenten gegen China, Kanada und Mexiko hat Auswirkungen bis nach Deutschland. Obwohl die EU noch nicht direkt von den neuen Einfuhrabgaben von Donald Trump betroffen ist, wird vor allem die deutsche Autoindustrie bald die Folgen der Zölle gegen die beiden US-Nachbarn und den großen Rivalen in Fernost zu spüren bekommen.

Die USA verhängen auf Importe aus den Nachbarländern Mexiko und Kanada 25 Prozent Zölle, nur auf Energie-Einfuhren aus Kanada 10 Prozent. Auf alle Einfuhren aus China werden ebenfalls zusätzlich 10 Prozent fällig. Und die EU könnte die nächste sein: «Absolut», sagte der Präsident zuletzt auf die Frage, ob er auch Zölle auf Produkte aus der EU erheben werde. 

Die Zölle gegen Kanada, China und Mexiko haben bereits Auswirkungen auf Europa, insbesondere auf Mexiko. Die deutschen Autohersteller und Zulieferer nutzen Mexiko als kostengünstigen Produktionsstandort, um den US-Markt zu bedienen. VW, Audi und BMW betreiben eigene Fabriken in Mexiko, während Mercedes-Benz in einem Joint Venture mit Nissan produziert.

Auswirkungen für Europa

Dirk Jandura, Präsident des deutschen Außenhandelsverbands BGA, sieht in den neuen US-Zöllen bereits ein deutliches Zeichen an die EU und Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen. «Wir dürfen nicht erstarrt abwarten, bis auch die EU oder Deutschland mit Zöllen belegt werden», warnt Jandura in einer Reaktion auf die US-Zölle. 

Der deutsche Bundeskanzler klingt selbstbewusster. Auf die Frage nach möglichen europäischen Gegenmaßnahmen sagte Olaf Scholz, die EU sei ein starker Wirtschaftsraum und habe «ihre eigenen Handlungsmöglichkeiten». Auf dieser Stärke aufbauend, wolle man die wirtschaftlichen Beziehungen zu den USA fortsetzen. Aber es gehe erst mal darum, dass «wir jetzt nicht die Welt aufteilen durch viele Zollbarrieren».

Deutsche Autobauer sind betroffen

Ein Volkswagen-Sprecher äußert sich am Tag nach der Zoll-Ankündigung nur vorsichtig: «Als global agierender Automobilhersteller beobachten wir die Entwicklungen in den USA sehr genau und bewerten etwaige Effekte auf die Automobilindustrie und unser Unternehmen, die in Folge der angekündigten Zölle für Importe aus Kanada und Mexico in die Vereinigten Staaten möglich sind», sagte der Deutschen Presse-Agentur.

Der Konzern werbe für offene Märkte und stabile Handelsbeziehungen, denn die seien essenziell für eine wettbewerbsfähige Wirtschaft und insbesondere für die Automobilbranche. Und die Hoffnung stirbt zuletzt: «Wir setzen darauf, dass konstruktive Gespräche zwischen den Handelspartnern geführt werden, um Planungssicherheit und wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten und einen Handelskonflikt zu vermeiden», sagte der VW-Sprecher.

VW-Fabrik in Kanada geplant

Stefan Hecht, Branchenexperte von der Unternehmensberatung Advyce & Company, geht noch einen Schritt weiter. Er prognostiziert, dass die Hersteller einen Teil der Produktion von Mexiko in die USA verlagern werden, wo VW, BMW und Mercedes bereits Fabriken besitzen. Die drei Hersteller haben sich dazu vorerst nicht geäußert.

Der VW-Sprecher äußerte sich zunächst nicht zu den Plänen von VW für eine neue Batteriezellfabrik in Ontario, Kanada. Diese Fabrik ist dafür vorgesehen, die Elektroauto-Werke des Konzerns in den USA zu beliefern.

Am Ende zahlt der Verbraucher

Die Menschen in den USA sieht Außenhandels-Experte Jandura als Verlierer der Zoll-Politik ihres Präsidenten: «Trumps Entscheidung wird die Amerikanerinnen und Amerikaner teuer zu stehen kommen, Zölle wirken immer auf beiden Seiten.» Gegenmaßnahmen der betroffenen Länder würden einen «Handelskonflikt zwischen den Nationen» noch verschärfen, warnte er. «Die Verlierer sind immer die Endverbraucher, die die Preissteigerungen an der Kasse spüren. Ich würde mir wünschen, dass die Zölle noch abgewendet werden können.»

Letztendlich hängt es von den Lieferverträgen zwischen Käufer und Verkäufer ab, wer die Zölle letztlich trägt. In der Regel sind es die Importeure, die die höheren Kosten an die Verbraucher weitergeben. Ein Beispiel: Wenn Autos wie in den USA auf Zulieferungen aus Mexiko und Kanada angewiesen sind und auf diese Teile Zölle erhoben werden, verteuern sich die Autos.

Betroffene Länder wehren sich

Noch in der gleichen Nacht, in der Trump die Zölle ausrief, kündigten Kanada, Mexiko und China Gegenmaßnahmen an. Kanada will ab Dienstag unter anderem Gegenzölle in Höhe von 25 Prozent auf US-Waren erheben. Auch Mexiko und China kündigten «entsprechende Gegenmaßnahmen» an. Zudem will China eine Klage bei der Welthandelsorganisation (WTO) einreichen.

Ob das Land Recht bekommt, ist ungewiss: Die 166 WTO-Mitgliedsländer haben sich dazu verpflichtet, fairen Handel zu betreiben und Handelshemmnisse wie Zölle abzubauen. Zölle können nur unter bestimmten Bedingungen über das bei Beitritt zugesagte Niveau erhöht werden. Ein Argument wäre, dass andernfalls die nationale Sicherheit gefährdet ist.

dpa