Der Vielmarkenkonzern will das lahmende Geschäft auf dem wichtigen US-Markt ankurbeln und nimmt dafür viel Geld in die Hand. Präsident Trump dürfte sich in seiner Zollpolitik bestätigt sehen.
Autokonzern Stellantis investiert Milliarden in den USA
Stellantis plant in den nächsten vier Jahren Investitionen von 13 Milliarden US-Dollar in den USA. Die Rekordsumme soll das Geschäft auf dem US-Markt stärken und die Produktion vor Ort erhöhen, wie das Unternehmen am späten Dienstagabend bekannt gab.
Laut Angaben sollen fünf neue Modelle eingeführt und über 5.000 Arbeitsplätze in den Fabriken in Illinois, Ohio, Michigan und Indiana geschaffen werden. Der Mutterkonzern von Marken wie Peugeot, Fiat, Chrysler und Opel bezeichnete dies als die größte Investition in der 100-jährigen Geschichte des Unternehmens in den USA.
Der Konzern mit vielen Marken reagiert einerseits auf das seit langem schwächelnde Geschäft in den USA. Auch die von Präsident Donald Trump verhängten Autozölle dürften eine Rolle spielen. Trump will durch die Verteuerung von Importen die Produktion im eigenen Land attraktiver machen. Hersteller mit Standorten in den USA sparen die Zölle und haben dadurch Vorteile auf dem wichtigen Markt.
Diese Investition in den USA werde «unser Wachstum vorantreiben, unsere Produktionsstandorte stärken und mehr amerikanische Arbeitsplätze in die Staaten bringen, in denen wir zu Hause sind», sagte Stellantis-Chef Antonio Filosa: «Erfolg in Amerika ist nicht nur gut für Stellantis in den USA — er ist gut für Stellantis insgesamt.»
Stellantis entstand aus dem Zusammenschluss der französischen PSA-Gruppe mit dem italoamerikanischen Fiat-Chrysler-Konzern. In den USA sind Chrysler, Dodge, Jeep und Ram vier der 14 Fahrzeugmarken des Unternehmens.
Schon länger Krise
Der Konzern mit vielen Marken hat seit geraumer Zeit Schwierigkeiten, da er auf dem nordamerikanischen Kontinent seine großen SUV und Pickups nicht mehr so gut verkauft wie zuvor. Dies war auch der Grund, warum Ex-Chef Carlos Tavares seinen Job verloren hat. Das Geschäft mit den teuren SUV und Pickups trug lange Zeit dazu bei, dass Stellantis den größten Teil seines Gewinns in den USA erzielte.
Unter dem ehemaligen US-Präsidenten Joe Biden wurden die Autohersteller in den USA durch Emissionsvorschriften dazu verpflichtet, in elektrische Automodelle zu investieren. Unter Trump hingegen wurden die Strafen für die Nichteinhaltung der Emissionsvorschriften aufgehoben, was es den Autoherstellern ermöglicht, in den USA wieder verstärkt Modelle mit höheren CO₂-Emissionen herzustellen. Laut Stellantis sind unter den geplanten Modellen in den US-Werken auch Verbrennungsmotoren.
Milliarden-Belastung durch US-Zölle
Stellantis erwartet, dass die US-Zollpolitik bis 2025 zu erheblichen Belastungen führen wird. Ende Juli hatte der VW-Rivale angekündigt, dass für das Gesamtjahr Sonderkosten von bis zu 1,5 Milliarden Euro entstehen könnten. In den ersten sechs Monaten verzeichnete Stellantis bereits einen Verlust in Milliardenhöhe.
Der neue CEO Filosa hatte nach der Einigung der USA mit der EU über Zölle eine Verbesserung im Tagesgeschäft für den Rest des Jahres in Aussicht gestellt. Die Absatzzahlen lieferten zuletzt einen Hoffnungsschimmer. Im dritten Quartal stiegen die Auslieferungen um 13 Prozent. Vor allem steigende Verkaufszahlen in den USA trugen dazu bei.