Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Bahn: Finanzierung der Digitalen Kupplung weiter ungeklärt

Die Digitale Automatische Kupplung soll den europäischen Güterverkehr auf der Schiene billiger und effizienter machen. Eine Testphase ist kürzlich zu Ende gegangen. Bund und Bahn fordern nun von Brüssel Tempo bei Finanzierung und Zulassung.

Wenn die DAK als neuer Systemstandard kommt, müssen rund eine halbe Million Güterwaggons in Europa entsprechend umgerüstet werden.
Foto: Sina Schuldt/Deutsche Presse-Agentur GmbH/dpa

Die Digitale Automatische Kupplung (DAK) soll eine Revolution im europäischen Schienengüterverkehr bringen. Da sie das mühsame und manchmal gefährliche manuelle Kuppeln von Güterwaggons überflüssig macht, können Züge schneller zusammengestellt werden. Dies soll den Transport effizienter und kostengünstiger machen. Die zweijährige Testphase mehrerer europäischer Bahnunternehmen ist mittlerweile abgeschlossen.

«Nun sollen erste Kunden im Schienengüterverkehr von der neuen Technik profitieren», teilte Sigrid Nikutta, Chefin der Bahn-Güterverkehrstochter DB Cargo, der dpa mit. Doch aus Sicht des Konzerns und der Bundesregierung sind wichtige Fragen ungeklärt, vor allem was die Finanzierung angeht.

Wissing: Es braucht Signal aus Brüssel

«Derzeit werden in ganz Europa Waggons noch tausendfach per Hand gekuppelt», teilte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) der dpa mit. «Das muss sich endlich ändern.» Die DAK sei dafür die richtige Technik. Es brauche aber ein Signal aus Brüssel. «Denn die Umrüstung von Hunderttausenden Güterwagen und Loks können die Branche und die Mitgliedstaaten nicht allein stemmen.»

Vor etwa zwei Jahren wurde ein erster Testzug mit der neuen Kupplung ausgestattet und mit einer Sonderzulassung quer durch Europa geschickt. “Der Zug hat die Tests erfolgreich bestanden”, betonte Nikutta. Nun sollen weitere Testphasen folgen, auch im Realbetrieb. Die Stahlindustrie habe bereits großes Interesse bekundet.

500.000 Güterwaggons müssten umgerüstet werden

Wenn die DAK als neuer Systemstandard eingeführt wird, müssen etwa eine halbe Million Güterwaggons in Europa entsprechend umgerüstet werden. Die Kosten dafür werden von der EU-Kommission auf rund 13 Milliarden Euro geschätzt, wie ein Sprecher auf Anfrage bestätigte. Zusätzlich werden etwa 230 Millionen Euro für den Betrieb von Testfahrzeugen im Kundeneinsatz sowie für den Aufbau einer Managementeinheit, die den Betrieb überwacht, erforderlich sein.

Laut Kommission kommt die DAK auch der Gesellschaft zugute, etwa aufgrund geringerer Umwelt-Folgekosten, weil mit der Kupplung die Verlagerung des Güterverkehrs auf der Schiene gefördert werde. «Es ist jedoch sehr schwierig, im Rahmen des derzeitigen mehrjährigen Finanzrahmens neue EU-Mittel für die DAK bereitzustellen», teilte die Kommission mit und verweist auf die Branche und die Länder. «In Anbetracht des Umfangs der erforderlichen Unterstützung wird sicherlich ein erheblicher Beitrag der einzelnen Mitgliedstaaten und des Sektors, soweit möglich, erforderlich sein.»

DB Cargo und Wissing werben für EU-Beteiligung

Bahn und Bund sehen jedoch Brüssel in der Verantwortung. Cargo-Chefin Nikutta wird an diesem Dienstag gemeinsam mit Bundesverkehrsminister Wissing bei einer Veranstaltung der Kommission in der belgischen Hauptstadt erwartet, um für eine EU-Beteiligung zu werben. Der Konzern würde jedoch auch in Vorleistung gehen, um die Weiterentwicklung des Projekts voranzutreiben. Ein einstelliger Millionenbetrag sei dafür bislang eingeplant, hieß es.

Neben der Finanzierung ist auch die Frage einer EU-weiten Zulassung für die Technik ungeklärt. Laut EU-Kommission sind die technischen Voraussetzungen für eine standardisierte DAK zwar weitgehend definiert. «Es muss jedoch noch an der Fertigstellung der elektrischen und kommunikationstechnischen Schnittstellen und an der Entwicklung harmonisierter Betriebsverfahren für den Einsatz von DAK gearbeitet werden», hieß es. Offen ist demnach etwa die Zulassung von rund 100 geplanten Testzügen im Realeinsatz sowie die technische Umrüstung der bestehenden Güterwagenflotte. Die Kommission schätzt, dass der Zulassungsprozess insgesamt noch bis Ende 2025 dauert.

dpa