Bahn will 2026 mehr als 23 Milliarden Euro ins Netz stecken
Bahn und Bund treiben mit Rekordsummen die Sanierung des Schienennetzes voran. Warum Fahrgäste trotzdem weiter mit Verspätungen und maroden Gleisen kämpfen müssen.
23 Milliarden Euro für die Modernisierung des Schienennetzes: «Mehr als die Hälfte des Geldes fließt in das Bestandsnetz.» (Archivbild)
Foto: Hendrik Schmidt/dpa
Mehr als 23 Milliarden Euro will die Deutsche Bahn im kommenden Jahr in die Modernisierung des Schienennetzes stecken und damit so viel wie noch nie. «Mehr als die Hälfte des Geldes fließt in das Bestandsnetz», sagte der Chef des für die Infrastruktur zuständigen Bahn-Unternehmens DB InfraGo, Philipp Nagl, der Deutschen Presse-Agentur. «Die weiteren Mittel gehen in die Digitalisierung, in den Neu- und Ausbau, in kleine und mittlere Maßnahmen, die Bahnhöfe und eine Reihe kleinerer Themen.»
Mehr als 19 Milliarden Euro waren es 2025
Bereits in diesem Jahr hat die Bahn etwa 19 Milliarden Euro in die Modernisierung der als veraltet und überlastet geltenden Schieneninfrastruktur investiert. Es wurden Tausende Weichen und Hunderte Kilometer Oberleitungen erneuert sowie knapp 2.300 Kilometer Gleise. Darüber hinaus wurden 60 neue Stellwerke in Betrieb genommen – jedoch nicht am Kölner Hauptbahnhof, wo die Inbetriebnahme eines solchen Stellwerks aufgrund von Softwareproblemen im September trotz Komplettsperrung gescheitert ist.
Zu den bedeutenden Bauprojekten im ablaufenden Jahr zählen die fortlaufende Generalsanierung zwischen Hamburg und Berlin, die Verbesserung der Verbindung des Flughafens Berlin-Brandenburg zur Berliner Innenstadt sowie der Wiederaufbau der durch die Flut 2021 zerstörten Ahrtalbahn in Rheinland-Pfalz.
«Wenn wir die Investitionen ins Bestandsnetz auf diesem Niveau dauerhaft fortführen, kann das Netz stetig besser werden», sagte Nagl. 2025 zählte die Bahn insgesamt rund 26.000 Baustellen, kommendes Jahr werden es voraussichtlich 28.000. Im ablaufenden Jahr hat die InfraGo zudem laut eigener Aussage rund 950 ihrer 5700 Bahnhöfe modernisiert.
Netz bleibt in schlechtem Zustand
Trotz der hohen Investitionssummen, die mittlerweile getätigt werden, spüren die Passagiere weiterhin täglich, wie schlecht es um das Schienennetz in Deutschland bestellt ist. Die Pünktlichkeit im Fernverkehr ist auf einem rekordverdächtig niedrigen Niveau. Zahlreiche Baustellen behindern nach wie vor den Zugverkehr und unvorhergesehene Störungen gehören zur Tagesordnung.
«Diese Anlagen wurden niemals so lange mit dieser Belastung gefahren, etwa ein altes Relais-Stellwerk», sagte der InfraGo-Chef. «Diese sind ausgelegt für 40 Jahre – und heute zum Teil schon seit 70 Jahren im Einsatz.» Irgendwann komme jedes Bauteil an die Grenze der Nutzbarkeit, zumal immer mehr Verkehr auf diesen Anlagen rolle.
Mit den sogenannten Generalsanierungen wollen Bund und Bahn bis Mitte der 2030er Jahre zumindest besonders vielbefahrene Strecken in Deutschland rundum erneuern. Den Start machte 2024 die sogenannte Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim. Doch selbst dort ist die Bahn bei den Störungen noch nicht ganz dort, wo sie sein wollte. «Wir haben seit der Wiederinbetriebnahme der Strecke im Schnitt über 60 Prozent weniger Störungen als vorher», sagte Nagl. Ziel waren allerdings 80 Prozent. Nagl zeigte sich überzeugt, dass dieses Ziel noch erreicht werde.
Digitalisierung läuft schleppend
Ein weiteres Problem auf der Strecke ist die Digitalisierung der Leit- und Sicherungstechnik, genannt ETCS. «Das ist bislang nur im Südabschnitt im Betrieb», sagte der Manager. Das hänge auch damit zusammen, dass die Züge in der Regel noch nicht mit der neuen ETCS-Technik ausgestattet seien. Bei der aktuell laufenden Generalsanierung zwischen Hamburg und Berlin hat die Bahn auch deshalb auf den meisten Streckenabschnitten noch gar kein ETCS verbaut.
Insgesamt gibt es bisher nur wenige Strecken im Schienennetz mit ETCS. Laut der Bahn sind es 683 Kilometer – im Jahr 2025 kamen 157 Kilometer neu hinzu.
Die InfraGo dokumentiert jährlich im sogenannten Zustandsbericht die Entwicklung des Netzwerks und der Anlagen. Die nächste Aktualisierung ist für April 2026 geplant.
