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Bahn will mit neuer Bauweise Fahrpläne stabiler machen

Die Bahn kommt bei der Ausbesserung des Netzes kaum hinterher. Baustellen führen zu immer mehr Verspätungen. Mit einem neuen Baukonzept soll sich das ändern.

Die Bahn will mit einem neuen Baukonzept für mehr Verlässlichkeit sorgen. (Archivfoto)
Foto: Patrick Pleul/dpa

Die Deutsche Bahn will die vielen Bauarbeiten auf dem überlasteten Schienennetz künftig auf andere Art organisieren und bündeln – und den Fahrplan damit verlässlicher machen. «Wir werden weiter auf diesem hohen Niveau bauen, deshalb müssen wir jetzt fundamental anders an die Sache rangehen», sagt der Chef der neuen Bahn-Infrastrukturtochter InfraGo, Philipp Nagl. «Die größte Last für die Fahrgäste im Personenverkehr und die Güterverkehrsunternehmen sind die immer wieder neuen Fahrpläne durch die endlose Anzahl an oft auch kurzfristigen Kleinmaßnahmen.» Das werde sich mit dem neuen Prinzip ändern. «Wir vereinfachen den komplexen Fahren-Bauen-Prozess.» 

Wie bisher gebaut wird 

In den letzten Jahren sind immer mehr Bauarbeiten erforderlich geworden, um den Verfall des an vielen Stellen überalterten Netzes zumindest teilweise zu stoppen. Diese Arbeiten beeinträchtigen regelmäßig den Personen- und Güterverkehr und führen zu Zugausfällen und Verspätungen.

Laut Nagl werden die Baumaßnahmen bei InfaGo angemeldet, wie sie anfallen. Dies führt zu einem möglichen Zeitfenster, das die Anpassung des Fahrplans erfordert. Aufgrund der häufig kurzfristigen Durchführung kleinerer Arbeiten herrscht bei den Fahrgästen schnell Ungewissheit und wenig Verlässlichkeit.

Des Weiteren werden nicht immer sämtliche erforderlichen Bauarbeiten in einem einzigen Durchgang durchgeführt, sondern über Monate oder sogar Jahre verteilt. Dies führt zu ständig neuen Einschränkungen auf derselben Strecke und zu Unverständnis und Frustration bei den Kundinnen und Kunden.

Das neue Konzept

Die Bahn plant, das Bauen zukünftig anders zu organisieren. Sowohl für große Investitionsmaßnahmen als auch für kleine Instandhaltungsarbeiten sollen regelmäßig wiederkehrende Zeitfenster, sogenannte Container, eingerichtet werden. Die Bauarbeiten müssen dann gebündelt innerhalb dieser Zeitkorridore durchgeführt werden.

Bei kleinen Wartungsarbeiten wie der Überprüfung von Signalen oder Weichen könnten diese Zeitfenster etwa alle paar Wochen erfolgen. Für größere Maßnahmen plant die Bahn längere, aber festgelegte Zeiträume pro Jahr ein.

Der Vorteil: Die Bahn muss den Fahrplan nicht mehr aufgrund kurzfristiger Baumaßnahmen immer wieder ändern. Wer bauen will, muss eines der feststehenden Zeitfenster nutzen. Der Fahrplan kann frühzeitig um diese Korridore herum aufgestellt werden. «Durch das neue Prinzip halbiert sich mittelfristig der Fahrplan-Anpassungsbedarf, den wir im Jahresverlauf haben», betont Nagl.

Baufreiheit garantiert

Die einzelnen Gewerke müssen in Zukunft besser koordinieren und Baumaßnahmen zusammenfassen. Denn nach der Fertigstellung eines Abschnitts während eines der neuen Zeitfenster muss dieser für eine bestimmte Zeit baufrei bleiben.

Bei umfangreichen Bauprojekten kann es durchaus fünf bis sieben Jahre dauern, bis dort wieder gebaut werden darf, betont Nagl. «Je kürzer oder länger das Baufenster, umso kürzer beziehungsweise länger die anschließende Baufreiheit.» Dies soll sicherstellen, dass alle erforderlichen Arbeiten innerhalb einer einzigen Sperrphase abgeschlossen werden.

Das neue Modell wird ab Mitte Juli für kleinere Maßnahmen umgesetzt. Bei den großen Investitionen plant das Unternehmen, das Vorgehen bis spätestens 2027 anzupassen.

Generalsanierung als Vorbild

Laut dem InfraGo-Chef waren die Pläne für die Riedbahn die Initialzündung für das neue Konzept. Die Strecke zwischen Frankfurt und Mannheim ist der erste von insgesamt 40 stark frequentierten Bahnkorridoren, die in den nächsten Jahren über mehrere Monate vollständig gesperrt und dann umfassend saniert werden sollen.

Auch hier müssen in der Zeit der Vollsperrung alle notwendigen Baumaßnahmen abgearbeitet werden. «Wir haben gemerkt, wie viel Bündelung möglich ist», betont Nagl. Start auf der Riedbahn ist an diesem Montag. Fünf Monate lang ist die Strecke dann gesperrt. Hier wird sich zeigen, ob das neue Baukonzept der Bahn wirklich funktioniert. 

dpa