Das Schienennetz in Deutschland ist marode. Mit rund 40 Generalsanierungen sollten zumindest die wichtigsten Strecken wieder fit gemacht werden – doch die Bahn weicht ihre Pläne immer weiter auf.
Bahn wird Versprechen bei großen Baustellen nicht einhalten
Die Deutsche Bahn wird bei einigen der sogenannten Generalsanierungen ihrer wichtigsten Strecken das zentrale Versprechen, nach einer monatelangen Totalsperrung fünf Jahre lang nicht erneut zu bauen, nicht einhalten. Laut Informationen der Deutschen Presse-Agentur plant die Bahn bereits mehrere Baustellen, die dieses Versprechen brechen werden.
Ein Grund dafür ist nach dpa-Informationen die Leit- und Sicherheitstechnik. Sofern noch nicht geschehen, werden die Strecken bei einer Generalsanierung mit elektronischen Stellwerken ausgestattet. Eigentlich soll die Inbetriebnahme am Ende der Bauzeit erfolgen. Für einige Strecken hat die Bahn der Branche aber nun mögliche Baustellen angemeldet, um die Inbetriebnahme erst einige Monate später vorzunehmen.
Bahn verweist auf «regelmäßige Instandhaltungsarbeiten»
Eine Verzögerung bei der Inbetriebnahme der elektronischen Stellwerke würde voraussichtlich jeweils etwa eine Woche lang zu neuen Einschränkungen für die Reisenden führen – vorausgesetzt, danach funktioniert alles wie geplant. Die Bahn ist verpflichtet, die Branche über solche Baupläne zu informieren, auch wenn sie letztendlich eine andere Lösung wählt.
Nach dpa-Informationen wurden auch einige Baumaßnahmen angemeldet, die zu deutlich längeren Sperrungen führen könnten. Auf Anfrage hieß es von der Deutschen Bahn, dass regelmäßige Instandhaltungsarbeiten ebenso durchzuführen seien wie auch die kontinuierliche Pflege und der Rückschnitt der Vegetation entlang der Strecken. «Gleichzeitig sind Sperrpausen möglich, um Neu- und Ausbauprojekte, die an einen generalsanierten Streckenabschnitt angrenzen, wie geplant umzusetzen», sagte ein Bahn-Sprecher.
Generalsanierungen bis 2036 auf rund 40 Strecken
Das Konzept der Generalsanierung gerät zunehmend ins Wanken. Ursprünglich war von acht bis zehn Jahren Baufreiheit die Rede, was dann auf fünf Jahre verkürzt wurde. Als das Konzept vorgestellt wurde, sollte jede Baumaßnahme etwa ein halbes Jahr lang dauern – auch dieser Plan konnte nicht eingehalten werden. Für die Strecke Hamburg-Berlin braucht die Bahn beispielsweise neun Monate. Statt wie ursprünglich geplant 2031 wird die letzte Generalsanierung nach aktuellem Stand 2036 erfolgen.
Die Bahn plant, rund 40 besonders wichtige Strecken mit Generalsanierungen zu modernisieren. Das marode Schienennetz ist ein Hauptgrund für die vielen Verspätungen im Fernverkehr, daher sollen die Generalsanierungen der Bahn als Befreiungsschlag dienen.