Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Bahnnetz: Nur rund 20 Kilometer neue Oberleitungen 2024

Die Elektrifizierung von Bahnstrecken kam zuletzt kaum voran. Doch es gibt Punkte, die für einen beschleunigten Ausbau in den kommenden Jahren sprechen.

Nur rund 62 Prozent der Schienenwege in Deutschland sind mit Oberleitungen ausgestattet.
Foto: Frank Molter/dpa

Mehr als 1/3 der Bahnstrecken in Deutschland können immer noch nur mit Dieselloks befahren werden, da Oberleitungen fehlen. Im letzten Jahr wurden nur etwa 20 Kilometer elektrifizierte Schienenwege hinzugefügt, wie die Allianz pro Schiene und der VDV herausgefunden haben. Für das laufende Jahr erwarten die beiden Organisationen etwa 45 Kilometer.

Das Ausbautempo bleibt deutlich hinter den Anforderungen zurück, teilten sie mit. Derzeit liegt der Anteil der elektrifizierten Strecken in Deutschland bei rund 62 Prozent. Da besonders stark befahrene Strecken in der Regel eine Oberleitung haben, beträgt der Anteil des Schienenverkehrs, der elektrisch angetrieben wird, 90 Prozent.

Die Allianz fordert, dass das deutsche Schienennetz bis 2035 zu 80 Prozent mit Oberleitungen ausgestattet ist. Dafür müssten fortan pro Jahr knapp 600 Kilometer elektrifiziert werden. «Bislang wurden lediglich 75 Kilometer Oberleitungen pro Jahr im staatlichen Eisenbahnnetz gebaut», sagte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege. 

Es spricht manches für beschleunigten Ausbau

Laut den beiden Verbänden gibt es einige Punkte, die in den nächsten Jahren für einen deutlich schnelleren Ausbau sprechen. Die designierte neue Bundesregierung hat das Thema zumindest erkannt. Der Koalitionsvertrag nennt zwar keine konkreten Ausbauziele für Oberleitungen, aber das sogenannte Kosten-Nutzen-Verhältnis soll in Zukunft wegfallen.

Es ist also nicht mehr erforderlich, dass bei jedem Elektrifizierungsprojekt der volkswirtschaftliche Nutzen nachgewiesen wird. Laut Allianz pro Schiene könnten dadurch entsprechende Ausbauprojekte erheblich beschleunigt werden.

Auch in Bezug auf die Finanzierung gab es kürzlich gute Neuigkeiten: Gemäß dem Koalitionsvertrag soll die Elektrifizierung zukünftig aus dem Klima- und Transformationsfonds der Regierung finanziert werden, der deutlich mehr Mittel erhält. Mit diesen beiden Maßnahmen sei es realistisch, den Ausbau achtmal schneller voranzutreiben als bisher, betonte Flege.

Elektrifizierung auch für Militärtransporte wichtig

Auch am Personal der Baubranche werde es nicht scheitern, sind sich die beiden Verbände sicher. «Die Unternehmen arbeiten bei derAusbildung von Oberleitungsmonteuren zusammen, es werden mehr Fachkräfteeingestellt.» 

Vor allem die Elektrifizierung der Schienenverbindungen in die europäischen Nachbarländer sei entscheidend – insbesondere im Hinblick auf die wachsende Bedeutung von Militärtransporten auf der Schiene. «Hier tut sich seit Jahren viel zu wenig. Insgesamt sind nur 28 von 57 Grenzübergängen mit Oberleitungen ausgestattet, insbesondere an den Grenzen zu Polen und Tschechien gibt es enormen Nachholbedarf», sagte Flege.

dpa