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Bauzinsen schießen wegen Milliarden-Schuldenpaket hoch

Union und SPD wollen die Schuldenbremse lockern und 500 Milliarden Euro für Infrastruktur ausgeben. Die Aussicht auf massiv steigende Schulden lässt die Zinsen steigen. Für Hausbauer wird das teuer.

Verbraucher müssen wieder deutlich höhere Zinsen für Immobilienkredite zahlen. (Archivbild)
Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

Das geplante Milliarden-Schuldenpaket von SPD und Union hat schwerwiegende Auswirkungen auf Hausbauer. Die Bauzinsen sind aufgrund stark gestiegener Renditen für Bundesanleihen drastisch angestiegen. Laut der Frankfurter FMH-Finanzberatung wurden kürzlich für Immobilienkredite mit einer Laufzeit von zehn Jahren Zinsen in Höhe von etwa 3,6 Prozent fällig. Eine Woche zuvor lagen die jährlichen Zinsen im Durchschnitt noch bei gut 3,4 Prozent und vor einem halben Jahr bei 3,38 Prozent. Da Hausbauer oder Immobilienkäufer oft Hunderttausende Euro an Schulden aufnehmen, werden schon kleine Zinsanstiege teuer.

«Stärkster Wochenanstieg seit Finanzkrise»

Das Analysehaus Barkow Consulting schrieb, in der vergangenen Woche seien die Zinsen für Baufinanzierungen mit zehnjähriger Laufzeit auf den höchsten Stand seit sieben Monaten geklettert. Zugleich handle es sich um «den stärksten Wochenanstieg seit der globalen Finanzkrise vor 18 Jahren».

Die Pläne von SPD und Union, die Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben zu lockern und ein Sondervermögen von 500 Milliarden Euro für die Infrastruktur zu schaffen, führten zu Unruhe an den Anleihenmärkten. Die Kurse von zehnjährigen Bundesanleihen brachen ein, mit denen der deutsche Staat neues Geld aufnimmt. Im Gegenzug stiegen die Renditen so stark wie seit der Wiedervereinigung 1990 nicht mehr.

Investoren gehen davon aus, dass aufgrund der stark steigenden Verschuldung des Bundes Anlegern höhere Zinsen angeboten werden müssen. Die zehnjährigen Bundesanleihen sind wegweisend am Kapitalmarkt, und unter anderem orientieren sich die Bauzinsen an ihrer Rendite.

Kreditvermittler: Vier Prozent Bauzinsen wieder möglich

Der Immobilienkredit-Vermittler Interhyp rechnet nun mit einem erhöhten Zinsniveau. Auf Basis von mehrheitlichen Angaben befragter Banken dürften sich die Bauzinsen im Jahresverlauf zwischen 3,5 und 4 Prozent bewegen, schrieb Interhyp kürzlich. «Konkret gehen mehr als 70 Prozent des Bankenpanels von einem erhöhten Zinsniveau in der zweiten Jahreshälfte aus, letzten Monat hatten mit 57 Prozent noch deutlich weniger Experten steigende Zinsen für diesen Zeitraum prognostiziert.»

Der aktuelle Anstieg der Bauzinsen könnte dazu führen, dass die Nachfrage nach Baukrediten von Verbrauchern deutlich abnimmt. Trotz des Rückgangs der Leitzinsen waren die Bauzinsen noch vor kurzem spürbar gesunken, was zu einer starken Erholung im Baufinanzierungsbereich geführt hatte. Auch die Immobilienpreise waren zuletzt leicht angestiegen.

Gegenwind für Immobilienmarkt

Mit dem Anstieg der Zinsen steht der Immobilienmarkt vor einer neuen Herausforderung. Es ist auch unklar, wie Handelskonflikte die Zinsen und das Wirtschaftswachstum in den USA beeinflussen werden und ob die Notenbanken die Leitzinsen so stark senken werden, wie noch vor Monaten erwartet.

dpa