Bayer verliert erneut in den USA vor Gericht wegen angeblicher PCB-Gesundheitsfolgen, Millionen-Strafe droht.
Gericht entscheidet gegen Bayer in PCB-Streitigkeiten
Bayer hat in den USA einen weiteren Gerichtsstreit um angebliche Gesundheitsfolgen der seit Jahrzehnten verbotenen Chemikalie PCB verloren. Die Geschworenen-Jury habe im Fall Rose bei 11 von 15 Klägern zugunsten des Unternehmens entschieden, betonte der Pharma- und Agrarchemiekonzern zwar in einer Mitteilung. Gleichwohl ist die Niederlage ein weiterer Rückschlag im Bemühen des Konzerns, die PCB-Streitigkeiten vom Tisch zu bekommen.
Bayer-Aktienkurs gab moderat nach
Die Geschworenen haben den vier verbleibenden Klägern insgesamt 25 Millionen US-Dollar Schadenersatz sowie 75 Millionen Dollar Strafschadenersatz zugesprochen. Aber entscheidend für die gesamte Causa wird ein PCB-Berufungsprozess sein, der im Februar beginnen soll.
Bayer kündigte an, das Urteil für die übrigen vier Kläger anzufechten, «um eine Aufhebung oder zumindest eine Reduktion des Schadenersatzes zu erreichen». Blutproben und Lufttests hätten gezeigt, dass es kaum PCB-Belastung gegeben habe. In dem Fall ging es erneut um angebliche Gesundheitsschäden durch PCB im Schulgebäude Sky Valley Education Center (SVEC). Die Kläger machten den Stoff unter anderem für Hirnschäden verantwortlich.
1979 wurde die Chemikalie in den USA verboten
Die PCB-Verfahren sind – ähnlich wie der milliardenschwere Streit um angebliche Krebsrisiken des Unkrautvernichters Glyphosat – ein kostspieliges Erbe des US-Saatgutkonzerns Monsanto, den Bayer 2018 übernommen hatte.
Monsanto wird beschuldigt, die verheerenden Auswirkungen der toxischen Schadstoffe jahrzehntelang verschwiegen zu haben. Das Unternehmen produzierte das Mittel, das als Brandschutzflüssigkeit in vielen Elektrogeräten und Baumaterialien verwendet wurde, bis 1977. Im Jahr 1979 wurde die Chemikalie in den USA verboten.
Bayer wird weiterhin die Kosten für die PCB-Rechtsstreitigkeiten von ehemaligen Kunden erstattet bekommen. Ein Großteil der Abnehmer hat Monsanto von der Haftung freigestellt, um im Gegenzug weiterhin PCB in den 1970er Jahren zu erhalten. Eine entsprechende Klage ist im Gange.
Drei Lehrern 185 Millionen Dollar Schadenersatz zugesprochen
Die Aufmerksamkeit richtet sich bereits auf einen PCB-Berufungsprozess, der im Februar vor dem obersten Gericht des Bundesstaates Washington, dem Washington Supreme Court, beginnen soll. Auch in diesem Fall geht es um eine angebliche PCB-Belastung im Sky Valley Education Center. Ein Berufungsgericht hatte im Mai des vergangenen Jahres zunächst ein Urteil aus dem Jahr 2021 aufgehoben. Dieses hatte drei Lehrern Schadenersatz in Höhe von insgesamt 185 Millionen Dollar (168,5 Millionen Euro) zugesprochen.
Im Herbst entschied der Washington Supreme Court, sich mit der Angelegenheit zu befassen. Laut Analyst Richard Vosser von der Bank JPMorgan könnte eine Entscheidung zugunsten von Bayer die potenzielle Haftung von mehr als einer Milliarde Dollar in anderen PCB-Fällen verringern. Eine Entscheidung wird frühestens Mitte des Jahres erwartet, das Verfahren könnte jedoch auch bis zu zwölf Monate dauern.