Bayer muss erneut Milliarden für Glyphosat-Klagen zurücklegen, um Gewinnbelastung entgegenzuwirken.
Bayer erhöht Rückstellungen um fast eine Milliarde Euro in den USA

Bayer muss aufgrund kostspieliger Klagen in den USA bezüglich des Unkrautvernichters Glyphosat erneut eine Milliardensumme zurückstellen. Der Pharma- und Agrarchemiekonzern in Leverkusen gab bekannt, dass erhöhte Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit Glyphosat und dem Umweltchemikalie PCB das dritte Quartal mit fast einer Milliarde Euro belasten.
Wegen höherer Rückstellungen im dritten Quartal dürften die Sonderbelastungen auf den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) 2025 zwischen 3,5 Milliarden und 4,0 Milliarden Euro liegen, statt wie bisher geplant bei 2,5 Milliarden bis 3,5 Milliarden: «Das Unternehmen wird weiterhin alle Optionen prüfen, um die Rechtsrisiken einzudämmen.»
Bayer-Chef Bill Anderson bestätigte den Ausblick für den bereinigten operativen Gewinn auch nach Berücksichtigung dieser Sondereffekte bei der Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal. Der Konzern übertraf die Erwartungen der Analysten beim operativen Gewinn aufgrund eines überraschend guten Abschneidens der Agrarsparte.
Aufgrund hoher Rechtsrisiken verzeichnete der Dax-Konzern im dritten Quartal einen Verlust von fast einer Milliarde Euro. Der Umsatz lag bei rund 9,7 Milliarden Euro, was einem Rückgang von 3,1 Prozent entspricht. Bereinigt um negative Wechselkurs- und Portfolioeffekte ergibt sich jedoch ein leichter Umsatzanstieg.
Teure Folgen der Monsanto-Übernahme
Anderson sieht Fortschritte bei den Rechtsstreitigkeiten in den USA und ist zuversichtlich, dass diese bis Ende 2026 deutlich reduziert werden können. Die höheren Rückstellungen sind auf Vergleichsvereinbarungen und einen moderaten Anstieg der eingereichten Glyphosatklagen zurückzuführen.
„Zum Stand vom 15. Oktober wurden laut Bayer 197.000 Ansprüche eingereicht, von denen etwa 132.000 geprüft oder nicht erfüllt wurden. Im Vergleich zum Sommer sind das 5.000 mehr.“
Bayer hatte sich die teuren Glyphosatklagen mit der Übernahme des US-Agrarkonzerns Monsanto 2018 eingehandelt, die mehr als 60 Milliarden Dollar (heute knapp 52 Mrd. Euro) gekostet hatte. Danach geriet Bayer an der Börse stark unter Druck.
Tausende Jobs gestrichen
Vor ungefähr zwei Jahren begann Konzernchef Anderson mit Jobkürzungen, die immer noch im Gange sind. «Bislang haben wir weltweit etwa 13.500 Jobs abgebaut», sagte der Manager. In Deutschland entsprachen die Jobkürzungen in etwa dem Personalanteil am Gesamtkonzern – dieser beträgt 20 Prozent.
Es ergibt sich also, dass innerhalb von zwei Jahren in Deutschland schätzungsweise 2.700 Stellen bei Bayer gestrichen wurden. Ende September hatte Bayer nach eigenen Angaben weltweit etwa 88.500 Vollzeitstellen.
Der Jobabbau geht auf neue Arbeitsstrukturen zurück, mit denen die Firma Hierarchien abgebaut hat. Angestellte sollen sich stärker selbstständig konzernintern vernetzen, unternehmerisch handeln und selbst entscheiden – das Arbeitsmodell heißt «Dynamic Shared Ownership» (DSO).
Auf die Frage, wann der DSO-Jobabbau zu Ende sein werde, sagte Anderson, es gebe kein konkretes Stellenabbau-Ziel. Es gehe darum, die Organisation um Kunden, Produkte und wissenschaftliche Erkenntnisse herum zu bauen. Man wolle «Torwächter-Jobs» herausnehmen, die Arbeitsabläufe verlangsamten und dazu führten, dass der Kunde länger auf Antworten warten muss.








