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Baywa plant 1300 Stellenabbau und Schließung von 26 Standorten

Die Sanierung betrifft hauptsächlich die Verwaltung und internationale Beteiligungen. Ziel ist eine Einigung bis Ende März 2025.

Die Baywa ist der größte deutsche Agrarhändler. Wegen Schulden in Milliardenhöhe steht dem Konzern eine jahrelange schmerzliche Sanierung bevor.
Foto: Fabian Sommer/dpa

Der in einer tiefen Krise steckende Münchner Mischkonzern Baywa will im Zuge seiner Sanierung 1300 Stellen abbauen. Das soll hauptsächlich die zentrale Verwaltung treffen, die damit rund 40 Prozent ihrer Stellen verlieren soll, wie das Unternehmen mitteilte. Von den gut 400 Standorten sollen 26 geschlossen, das Auslandsgeschäft durch Verkäufe «wesentlicher internationaler Beteiligungen» geschrumpft werden. Das Sanierungsgutachten hat die Unternehmensberatung Roland Berger ausgearbeitet. Zieldatum für den Abschluss der Sanierung ist Ende 2027.

Sechzehn Prozent der Belegschaft getroffen

Die Baywa ist einer der größten deutschen Agrarhändler und spielt eine wichtige Rolle für Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung im Süden und Osten Deutschlands. Der Konzern hat Schulden in Milliardenhöhe, die aus einer schnellen Expansion im letzten Jahrzehnt resultieren. Von den 8000 Vollzeitstellen in der Muttergesellschaft Baywa AG sollen 6700 erhalten bleiben. Das bedeutet, dass das Unternehmen plant, über 16 Prozent der Belegschaft abzubauen. Die Verhandlungen mit dem Gesamtbetriebsrat haben begonnen, und der Vorstand hofft auf eine Einigung bis Ende März 2025.

Auch international wird die Baywa schrumpfen

Weltweit beschäftigte der Baywa-Konzern inklusive seiner Tochtergesellschaften Ende 2023 gut 23.000 Menschen. Die internationale Belegschaft wird wegen der geplanten Verkäufe von Konzernteilen ebenfalls schrumpfen. Welche «wesentlichen» Beteiligungen zum Verkauf stehen, teilte der Vorstand nicht mit. Die wichtigsten Beteiligungen sind die auf Planung und Bau von Ökostromkraftwerken spezialisierte Baywa r.e., der neuseeländische Apfelproduzent Turners & Growers, die niederländische Agrarhandelsgesellschaft Cefetra sowie ein Anteil an der österreichischen Raiffeisen Ware Austria. Insgesamt hat die heute in knapp 60 Ländern vertretene Baywa mehrere hundert Tochtergesellschaften und Beteiligungen, wie dem Geschäftsbericht zu entnehmen. 

Erbe des früheren Konzernchefs 

Praktisch bedeutet das Sanierungsprogramm, dass die Baywa, die aus der Genossenschaftsbewegung hervorgegangen ist, die kreditfinanzierte Expansion, die der langjährige Vorstandsvorsitzende Klaus Josef Lutz im vergangenen Jahrzehnt orchestriert hat, weitgehend rückgängig machen wird. Der aktuelle Präsident des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK) hat trotz erheblicher Widerstände im konservativen Unternehmen den Einstieg in das Geschäft mit erneuerbaren Energien vorangetrieben. Lutz war immer stolz auf den Erwerb der Beteiligungen an Cefetra und Turners & Growers.

Schuldenberg

Lutz leitete die Baywa von 2008 bis 2023. Die kurz- und langfristigen Finanzschulden beliefen sich schließlich auf über 5 Milliarden Euro, wovon etwa die Hälfte kurzfristig – also innerhalb eines Jahres fällig war. Der unerwartete rasche Anstieg der Kreditzinsen in den letzten beiden Jahren, den Lutz und seine Vorstandskollegen offensichtlich nicht berücksichtigt hatten, brachte die Baywa in Schwierigkeiten: Die Zinszahlungen an die Banken stiegen von 2021 bis 2023 auf 362 Millionen Euro an, weshalb der Konzern im letzten Jahr erstmals Verluste verzeichnete.

Die Baywa wurde zusätzlich von der schlechten Weltkonjunktur getroffen, der Nettoverlust hat sich allein in den ersten neun Monaten dieses Jahres auf gut 640 Millionen Euro vervielfacht. Die geplanten Verkäufe sollen dazu dienen, den Schuldenberg zu reduzieren und den finanziellen Spielraum im täglichen Geschäft wieder zu erhöhen.

dpa