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Baywa-Chef Pöllinger tritt zurück, Finanzvorstand Helber folgt, Neuanfang im Vorstand

Die Baywa zieht personelle Konsequenzen: Pöllinger und Helber verlassen die Chefetage. Neubesetzung der Spitzenposten eingeleitet, Michael Baur rückt auf.

Die Baywa erwartet mehr Geld und Zeit von ihren Gläubigern.
Foto: David-Wolfgang Ebener/dpa

Der Vorstand des Münchner Mischkonzerns Baywa, der unter Milliardenschulden leidet, reagiert personell in der Chefetage: Der Vorstandsvorsitzende Marcus Pöllinger wird seinen Posten zum Ende des Monats aufgeben, wie das Unternehmen bekannt gab. Der Finanzvorstand Andreas Helber wird ebenfalls zum 31. März nächsten Jahres ausscheiden. In beiden Fällen erfolgt der Abschied einvernehmlich, so der Aufsichtsrat. Es gibt noch keine Nachfolger, das Verfahren zur Neubesetzung dieser beiden Spitzenpositionen ist bereits eingeleitet, wie aus der Mitteilung hervorgeht. Der Unternehmensberater Michael Baur wird nun auch offiziell in den Vorstand aufgenommen, der – bisher als Generalbevollmächtigter – seit einigen Wochen an maßgeblicher Stelle tätig ist.

Aufsichtsrat will Neuanfang

Die Baywa ist ein bedeutender deutscher Agrarhändler, der insbesondere in Süd- und Ostdeutschland eine wichtige Rolle in der Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung spielt. Die Baywa-Kontrolleure, angeführt von Gregor Scheller, einem erfahrenen Genossenschaftsbanker, signalisieren ihren Wunsch nach einem personellen Neuanfang. Pöllinger ist seit 2019 Mitglied des Baywa-Vorstands, aber erst seit anderthalb Jahren Vorstandsvorsitzender, befördert von seinem langjährigen Vorgänger Klaus Josef Lutz. Unter seiner Führung wurde das Geschäftsfeld der erneuerbaren Energien aufgebaut und das Baywa-Agrargeschäft weltweit ausgebaut.

Das Unternehmen hat nun Schulden in Höhe von mehr als fünf Milliarden Euro an lang- und kurzfristigen Finanzverbindlichkeiten zu tragen, die größtenteils auf die durch Kredite finanzierte Expansion in der Ära Lutz zurückzuführen sind. Finanzvorstand Helber ist seit 2010 im Amt. Das Abschiedsdatum im März 2025 lässt darauf schließen, dass die Aufstellung der Konzernbilanz 2024 noch unter Helbers Regie laufen soll.

Konsortialkredit belastet 

Im Jahr 2023 und auch in der ersten Hälfte des Jahres 2024 verzeichnete die Baywa Verluste in dreistelliger Millionenhöhe. Eine bevorstehende große Herausforderung stellt das Auslaufen eines sogenannten Konsortialkredits mit einem Rahmen von bis zu zwei Milliarden Euro im September 2025 dar. Etwa die Hälfte der hohen Finanzschulden sind kurzfristige Verbindlichkeiten, wie aus den Finanzberichten des Konzerns hervorgeht. Daher benötigt das Unternehmen liquide Mittel für die Banken.

Die Hauptaktionäre der Baywa sind die Beteiligungsgesellschaften der Genossenschaftsbanken in Bayern und Österreich. Vor einigen Wochen hatte das Unternehmen selbst mitgeteilt, dass sie sich mit dem Baywa-Vorstand und den Gläubigerbanken auf eine Finanzspritze in dreistelliger Millionenhöhe geeinigt haben, um die Sanierung des Unternehmens zu unterstützen. Es wird erwartet, dass die Sanierung des Unternehmens Jahre dauern wird. Nach der Expansion in der Ära Lutz wird allgemein erwartet, dass die Baywa nun Unternehmensteile verkaufen und wieder kleiner werden wird.

Früherer Vorstandschef Lutz in der Kritik

Viele Aktionäre sehen Lutz – als Präsident des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags einer der prominentesten Verbandsfunktionäre der bayerischen Wirtschaft – als Hauptverantwortlichen. Dementsprechend machten etliche Anteilseigner ihrem Ärger über Pöllingers Vorgänger bei der Hauptversammlung im Juni Luft. Lutz war im Frühjahr 2023 unmittelbar aus dem Baywa-Vorstand an die Spitze des Aufsichtsrats gewechselt, wenige Monate aber später im Streit gleich wieder ausgeschieden. Insofern ist der Manager bei der Baywa nun außen vor. Lutz hatte der Kritik in der «Süddeutschen Zeitung» widersprochen.

dpa