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Baywa erwartet Rekordverlust von 1,6 Milliarden Euro

Sanierung trotz Milliardenminus nicht gefährdet, Vorstand erwartet keine Auswirkungen auf Rettungsplan.

Die Baywa reduziert ihren Schuldenberg durch den Verkauf einer Beteiligung.
Foto: David-Wolfgang Ebener/dpa

Der in Schwierigkeiten geratene Mischkonzern Baywa erwartet für das vergangene Jahr einen Verlust von 1,6 Milliarden Euro. Die bis Ende 2028 geplante Sanierung soll jedoch nicht gefährdet sein, wie das in München ansässige Unternehmen, das für Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung vor allem im Süden und Osten Deutschlands wichtig ist, in einer Pflichtmitteilung für die Börse bekannt gab.

Die Baywa, die aus der Genossenschaftsbewegung hervorgegangen ist, hat in ihrer 102-jährigen Geschichte bisher nur einmal einen Jahresverlust verzeichnet, nämlich im Jahr 2023. Vor zwei Jahren betrug der Verlust etwa 93 Millionen Euro, der sich nun innerhalb eines Jahres um das Sechzehnfache erhöht hat.

Der entscheidende Grund ist jedoch offensichtlich nicht, dass das operative Geschäft so schlecht gelaufen ist. Die Hauptursache sind Abschreibungen auf Buchwerte in der Bilanz, insbesondere bei der Tochtergesellschaft Baywa r.e., die im Ökostromgeschäft tätig ist.

Finanzierung bis 2028 soll nicht leiden

Das Milliardenminus und der damit verbundene Verlust an Eigenkapital treffen den Vorstand jedoch nach dessen Bekundungen zumindest nicht unerwartet: Dieser bewegt sich der Ad-hoc-Meldung zufolge innerhalb der Erwartungen des Sanierungskonzepts «und hat folglich keine Auswirkungen auf dessen Umsetzung oder auf die positive Fortführungsprognose gemäß dem Sanierungsgutachten». Auch die kürzlich vereinbarte Sanierungsfinanzierung bis 2028 sowie eine geplante Kapitalerhöhung sind demnach unberührt. 

Der Plan zur Rettung der Baywa sieht hauptsächlich vor, die Auslandsexpansion zu beenden und das Unternehmen wieder in das auf den deutschen Agrarmarkt fokussierte Unternehmen zurückzuverwandeln, das es früher war. Bereits verkauft wurden zwei bedeutende Auslandsbeteiligungen.

Erbe der Vergangenheit 

Es wird von Sanierungsberatern angenommen, dass die Bewertung von Firmenbeteiligungen in der Baywa-Bilanz zuvor sehr hoch war, was ein Erbe der Amtszeit des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden und zeitweiligen Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Josef Lutz, dem Präsidenten des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags, ist. Diese Information stammt aus dem Unternehmensumfeld.

Die Baywa hat in den letzten zehn Jahren unter der Leitung von Lutz einen internationalen Expansionskurs eingeschlagen, der durch Kredite finanziert wurde. Das Hauptgeschäft des Unternehmens ist der Agrarhandel.

Ein wichtiger Bestandteil der Strategie war die Errichtung der Tochtergesellschaft Baywa r.e., die nun selbst mit erheblichen Problemen zu kämpfen hat. Der zweite Schwerpunkt der Expansion lag im Erwerb von ausländischen Tochtergesellschaften.

Im Jahr 2023 beliefen sich die lang- und kurzfristigen Finanzschulden schließlich auf gut fünf Milliarden Euro. Das Ende der Nullzinsphase 2022 führte dann dazu, dass sich die jährlichen Zinszahlungen der Baywa an ihre Gläubigerbanken innerhalb kurzer Zeit verdreifachten und die Erträge auffraßen. Die Schuldenlast hat sich nach früheren Angaben des Vorstands mit den Verkäufen der beiden Auslandstöchter bereits um mehr als eine Milliarde Euro reduziert.

dpa