Die unter Milliardenschulden ächzende Baywa muss saniert werden. Das beinhaltet längere Laufzeiten für Kredite – doch nicht alle Gläubiger spielen mit.
Baywa plant Restrukturierung – ohne Gefahr für Aktionäre
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Der hoch verschuldete Münchner Agrar- und Baustoffkonzern Baywa plant, die Sanierung nach der gescheiterten Einigung mit einem großen Gläubiger mithilfe des Restrukturierungsgesetzes fortzusetzen. Laut Vorstand wird das entsprechende Verfahren beim Münchner Amtsgericht eingeleitet. Es ist jedoch keine Absicht, einen Kapitalschnitt vorzunehmen oder die Aktionäre zu verdrängen. Auch Lieferanten, Kunden, Mitarbeiter und Tochterunternehmen sind von den Maßnahmen nicht betroffen.
Unternehmen beruhigt Aktionäre
Das unter dem Kürzel «StaRUG» bekannte Restrukturierungsgesetz soll Krisenunternehmen helfen, sich ohne Insolvenzverfahren zu sanieren. Das Gesetz ist jedoch bei Aktionären gefürchtet, denn es gibt Unternehmen die Möglichkeit, ihr Kapital auf null zu setzen und die Aktionäre herauszukegeln.
Dies ist bei der Baywa jedoch nicht der Fall, wie der Mitteilung zu entnehmen ist: «Eine Kapitalherabsetzung und sonstige gesellschaftsrechtliche Maßnahmen sind nicht geplant.» Es soll auch bei der bereits angekündigten Kapitalerhöhung mit Ausgabe neuer Aktien für rund 150 Millionen Euro bleiben, nunmehr im Rahmen des StaRUG-Verfahrens.
Kreditlaufzeiten müssen verlängert werden
Im Restrukturierungsverfahren der Baywa geht es vor allem darum, die Laufzeiten der Kredite zu verlängern. Im September dieses Jahres wäre beispielsweise ein Konsortialkredit in Höhe von bis zu zwei Milliarden Euro ausgelaufen.
Das Unternehmen hat sich mit den meisten seiner Gläubiger auf einen Sanierungsfahrplan inklusive eines Finanzierungskonzepts bis zum Jahr 2027 geeinigt. «Einige wenige Finanzgläubiger haben bisher nicht zugestimmt, sodass die Gesellschaft derzeit nicht mehr davon ausgeht, diese Einzelgläubiger zu einer freiwilligen Zustimmung zu bewegen», hieß es.
Ohne Zustimmung widerstrebender Gläubiger
Das Ziel des StaRUG-Verfahrens ist es, Sanierung und Finanzierungskonzept ohne die Zustimmung bestimmter Gläubiger durchzuführen. Laut Beratern handelt es sich hauptsächlich um einen großen Gläubiger, der nicht zustimmen wollte.
Auch im Rahmen des Restrukturierungsverfahrens wird Baywa laut dem ursprünglichen Sanierungsfahrplan vorgehen, mit Abschluss einer rechtsverbindlichen Vereinbarung bis spätestens Ende April. Allerdings wird die für Ende März geplante Veröffentlichung der Jahresbilanz 2024 verzögert, und möglicherweise wird auch die Hauptversammlung der Baywa verschoben.
Über fünf Milliarden Euro Finanzschulden
Am Ende des dritten Quartals betrug die Verschuldung des Konzerns bei seinen Gläubigerbanken fast 5,3 Milliarden Euro, eine Erblast einer schnellen Expansion auf Pump im letzten Jahrzehnt. Baywa, das aus der Genossenschaftsbewegung hervorgegangen ist, ist der größte deutsche Agrarhändler. Der Konzern spielt eine entscheidende Rolle für die Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung im Süden und Osten Deutschlands. Darüber hinaus ist das 101 Jahre alte Unternehmen in den Bereichen Bau und Energie als Dienstleister und Händler tätig.
Im Zuge der Sanierung plant – oder muss – die Baywa nun eine Verkleinerung vornehmen, indem die bedeutenden Unternehmensbeteiligungen im Ausland verkauft werden. Zudem steht den Mitarbeitern in Deutschland ein umfangreicher Stellenabbau bevor: Von den 8.000 Vollzeitstellen der Muttergesellschaft Baywa AG sollen 1.300 wegfallen, was 16 Prozent der Vollzeit-Arbeitsplätze des Konzerns in Deutschland entspricht.