Glauben die Angestellten in Deutschland noch an den eigenen Wirtschaftsstandort? Eine Mehrheit sieht laut einer Umfrage eine gesunkene Wettbewerbsfähigkeit. Die Jüngeren sind etwas positiver gestimmt.
Beschäftigte sehen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands sinken
Laut der aktuellen Jobstudie des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY sehen viele Arbeitnehmer den Wirtschaftsstandort Deutschland kritisch. Mehr als die Hälfte der Beschäftigten (56 Prozent) ist der Meinung, dass sich die Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland in den letzten fünf Jahren verschlechtert hat. Im Frühjahr wurden laut eigenen Angaben mehr als 2.000 Beschäftigte in Deutschland von einem unabhängigen Marktforschungsinstitut repräsentativ befragt.
Laut der Umfrage waren lediglich zwölf Prozent der Befragten der Ansicht, dass die Wettbewerbsfähigkeit zugenommen hat. Fast ein Drittel sah weder eine Verbesserung noch eine Verschlechterung.
Des Weiteren beurteilten die Umfrageteilnehmer die Zukunftsfähigkeit des Standorts Deutschland als eher negativ (43 Prozent) oder sehr negativ (9 Prozent). Jedoch sah auch fast die Hälfte der Arbeitnehmer die Zukunftsfähigkeit eher positiv (39 Prozent) oder sehr positiv (neun Prozent).
Jüngere Beschäftigte positiver
Jüngere Arbeitnehmer unter 35 Jahren hatten eine viel positivere Sicht auf die Zukunftsfähigkeit des Standorts als diejenigen zwischen 36 und 65 Jahren. Fast 60 Prozent der jüngeren Arbeitnehmer bewerteten die Zukunftsfähigkeit positiv. Bei den 36- bis 65-Jährigen waren es nur 43 Prozent.
«Wenn mehr als 50 Prozent der Angestellten die Zukunftsfähigkeit des heimischen Wirtschaftsstandorts in Zweifel ziehen, muss das zu denken geben», sagte Jan-Rainer Hinz, Mitglied der Geschäftsführung und Leiter Personal bei EY, laut Mitteilung. Deutschlands Industrieunternehmen stünden fraglos vor großen Aufgaben, ein Aufschwung sei nicht in Sicht und die geopolitische Lage extrem angespannt.
«Angst ist ein schlechter Ratgeber»
«Allerdings: Angst ist ein schlechter Ratgeber», sagte Hinz. Und es gebe durchaus auch Gründe für Zuversicht. «Daher macht es Hoffnung, dass gerade die jungen Beschäftigten nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern ihr Vertrauen in den heimischen Wirtschaftsstandort überdurchschnittlich groß ist», sagte Hinz. Motivierte und top ausgebildete Beschäftigte könnten entscheidend dazu beitragen, dass der Standort wieder nach vorn kommt.
Die Mitarbeiter nannten als Hauptprobleme des Standorts Deutschland Bürokratie, hohe Energiekosten und Fachkräftemangel. Dagegen wurden als größte Vorteile qualifizierte Arbeitskräfte, hohe Lebensqualität und stabile politische Rahmenbedingungen genannt.