Wenn sie eine Box mit Schnitzeln in den Einkaufskorb legen, achten viele auch auf Infos zur Haltung der Tiere im Stall. Eine bekannte Kennzeichnung erhält nun ein Update – und eine neue rückt näher.
Bewegung bei den Fleischkennzeichnungen
Es ist Sommerzeit, was bedeutet, dass es Zeit ist zu grillen – und traditionell ist dies die Hochsaison für Steaks und Würstchen aus dem Supermarkt. Viele Fleischverpackungen enthalten bereits Informationen darüber, wie die Tiere früher im Stall gehalten wurden. Und in diesem Bereich gibt es nun Veränderungen.
Ein bekanntes Kennzeichen des Handels soll ab Juli neu gestaltet werden. Und für das zukünftige staatliche Logo, das Mitte 2025 eingeführt werden soll, beginnt jetzt die konkrete Vorbereitung: Bis zum 1. August müssen Schweinemastbetriebe angeben, welche Haltungsform sie haben. Allerdings gibt es momentan noch Verzögerungen bei der Umsetzung durch die Länder.
Kurz vor Ablauf der Frist war an vielen Orten unklar, wohin die Meldungen überhaupt gesendet werden sollten. Laut einer Übersicht der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung haben bisher Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Thüringen die zuständige Behörde dafür festgelegt.
Auf Anfrage des Bundesagrarministeriums wurde mitgeteilt, dass die Länder voraussichtlich ihre Verpflichtungen erfüllen und das Gesetz rechtzeitig umsetzen werden. Die Meldefrist liegt fast zwölf Monate nach dem Inkrafttreten, um ausreichend Zeit zu gewähren. Es ist kein weiterer Puffer vorgesehen.
Staatliches Logo mit fünf Stufen
Das Gesetz der Ampel-Koalition, das im August 2023 verabschiedet wurde, sieht vor, dass ab August 2025 eine Kennzeichnung für inländische Erzeugnisse obligatorisch wird. Der Beginn soll mit Schweinefleisch in den Supermärkten erfolgen. Ein System mit fünf Kategorien soll eingeführt werden, wenn Ferkel nach der Aufzucht in die Mast kommen.
Es beginnt bei der Haltungsform «Stall» mit den gesetzlichen Mindestanforderungen. Die Stufe «Stall+Platz» gibt 12,5 Prozent mehr Platz vor, «Frischluftstall» Kontakt zu Außenklima. Dazu kommen noch die Stufen «Auslauf/Weide» und «Bio».
Wie das Logo aussieht, hat Minister Cem Özdemir (Grüne) auch schon vorgestellt. Nämlich sachlich-nüchtern: ein weißes, abgerundetes Rechteck, in dem in schwarzer Umrahmung «Tierhaltung» steht. Die Haltungsform zeigt ein schwarz ausgefülltes kleineres Rechteck an – bei fünf kleinen Rechtecken für die fünf Kategorien. Möglich ist auch eine Variante mit mintgrünem Hintergrund, wenn das besser sichtbar ist.
Schweinehalter bekommen eine Kennnummer
Die Landwirte müssen nun zunächst die Anzahl der Tiere und die der fünf Haltungsformen melden, die sie in ihren Ställen haben – und zwar an die zuständige Behörde. Nach Prüfung der Voraussetzungen erhalten sie dann eine unbefristete Kennnummer, die für ihr Fleisch in der gesamten Lieferkette bis zum Supermarkt gilt. Gemäß dem Gesetz soll dies innerhalb von zwei Monaten erfolgen.
Es bleibt abzuwarten, wie schnell dies bundesweit umgesetzt wird. Das neue Logo kann freiwillig verwendet werden, bevor es verpflichtend wird. Erste Produkte mit Kennzeichnung könnten ab 2025 im Supermarkt erhältlich sein, so das Ministerium.
Die Kennzeichnung soll als nächstes auch auf Gaststätten und Kantinen ausgeweitet werden. Die Ampel-Fraktionen haben gerade ein Fachgespräch mit Experten aus Landwirtschaft und Gastronomie für September vereinbart. Im Oktober planen sie, einen Gesetzentwurf in den Bundestag einzubringen.
Privates Logo gleicht sich an
Bewegung gibt es auch beim Platzhirsch in den Kühlregalen, der weit verbreiteten freiwilligen Kennzeichnung der Supermarktketten mit dem Aufdruck «Haltungsform». Sie startete 2019 und gilt schon für Fleisch und verarbeitete Produkte von Rindern, Schweinen und Geflügel.
Auf den Etiketten stehen bisher die Zahlen 1 bis 4 für vier Stufen von «Stallhaltung» bis «Premium». Zu Jahresbeginn wurde allerdings eine Angleichung an das staatliche Logo angekündigt – und die läuft im Sommer an. Der Prozess werde etwa ein Jahr in Anspruch nehmen, erläuterte die Trägergesellschaft.
In Zukunft wird das private Logo auch fünf Stufen haben. Und das soll nun allmählich auf immer mehr Verpackungen zu sehen sein. Die Bezeichnung der Kategorien und die Haltungskriterien für Schweine werden ebenfalls an das staatliche Logo angepasst. Beide Kennzeichnungen sollten widerspruchsfrei nebeneinander bestehen und ein einheitliches Orientierungssystem bilden, erklärte die Trägerin. Özdemir begrüßte die Angleichung, zumal der Staat bei Fleisch aller Tierarten noch nicht so weit sei.
Kommt noch eine langfristige Finanzierung?
Ungewiss ist weiter eine langfristige Finanzierung für den Umbau der Tierhaltung, damit Bauern nicht allein auf Mehrkosten für höhere Standards sitzen bleiben. Özdemir brachte eine Milliarde Euro, die als Anschub für Schweinehalter reserviert sind, unbeschadet durch das Haushaltsringen in der Bundesregierung. Doch auf Dauer und für andere Tierarten reicht das nicht. Vorstöße des Ministers für einen «Tierwohlcent» oder einen kleinen Aufschlag auf den bisher reduzierten Mehrwertsteuersatz für Fleisch ließ die mitregierende FDP abprallen.
Damit der Umbau gelingen könne, seien langfristige Finanzierungszusagen nötig, machte der Grünen-Politiker nun noch einmal deutlich. Vorschläge dazu lägen auf dem Tisch, gefragt sei jetzt der Gesetzgeber – also der Bundestag. Die von der Branche getragene «Initiative Tierwohl», die teilnehmenden Bauern Preisaufschläge für zusätzliche Anforderungen zahlt, hatte bereits mitgeteilt, dass der Fortbestand ihrer Programme bis mindestens Ende 2027 gesichert sei.