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Bitcoin überwindet die Schwelle von 100.000 US-Dollar

Wer im Oktober 2009 nur einen Dollar in Bitcoin gesteckt hätte, würde inzwischen auf einem Schatz von 130 Millionen sitzen. Die Rally scheint kein Ende zu nehmen. Verbraucherschützer warnen trotzdem.

Seit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten Anfang November ist der Kurs des Bitcoins enorm in die Höhe geschnellt. (Archivbild)
Foto: Fernando Gutierrez-Juarez/dpa

Etwa 16 Jahre nach der Einführung von Bitcoin hat die Kryptowährung erstmals die Marke von 100.000 US-Dollar überschritten. Die älteste und bekannteste digitale Währung stieg in der Nacht zum Donnerstag stark an und erreichte ein Allzeithoch nach dem anderen. Zwischenzeitlich lag der Kurs bei 103.253 US-Dollar. Insbesondere seit den US-Präsidentschaftswahlen am 4. November hat Bitcoin erheblich zugelegt.

Bitcoin-Boom dank Donald Trump

Die Investoren erwarten, dass der designierte Präsident Donald Trump eine krypto-freundliche Regulierung einführen wird. Die Stimmung in der Krypto-Szene wurde durch Trumps Ankündigung angeheizt, Paul Atkins, einen Befürworter von Kryptowährungen, als Wunschkandidaten für den Vorsitz der mächtigen US-Börsenaufsicht SEC zu nominieren. Der bisherige SEC-Vorsitzende Gary Gensler war hingegen für seine harte Haltung gegenüber digitalen Währungen bekannt. Gensler gab bekannt, dass er am 21. November, mit Trumps Amtsantritt im Januar, von seinem Posten zurücktreten werde.

Für viele Krypto-Investoren war Gensler ein rotes Tuch. Unter seiner Führung setzte die SEC generell strikte Regeln für Geschäfte mit Digital-Währungen durch und ging hart gegen Betrugsfälle mit Krypto-Werten vor. Trump betonte auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social die Krypto-Affinität von Atkins: «Er erkennt auch an, dass digitale Assets und andere Innovationen entscheidend sind, um Amerika größer zu machen als je zuvor.» 

Experten gehen davon aus, dass bei einer möglichen Ernennung von Atkins zum SEC-Chef weitere Krypto-ETFs zugelassen werden könnten. Bisher sind in den USA nur Bitcoin und Ether als ETFs verfügbar. ETF steht für Exchange Traded Funds, also börsengehandelte Indexfonds. Auch kleinere Kryptowährungen, sogenannte Altcoins, könnten von diesen Spekulationen profitieren.

Nach dem Ausscheiden von Gensler hoffen viele Kryptoanleger nicht nur auf eine lockerere Aufsicht, sondern spekulieren darauf, dass die neue US-Regierung unter Trump ein Gegengewicht zur staatlichen Goldreserve in Bitcoin schaffen wird. Die USA halten mehr als 8.100 Tonnen des Edelmetalls im Wert von rund 670 Milliarden US-Dollar und sind somit der größte bekannte Goldinvestor der Welt.

Wie kann eine US-Reserve in Bitcoin aussehen?

Im Wahlkampf war jedoch unklar, ob Trump nur von Straftätern beschlagnahmte Bitcoin-Bestände in einer Kryptoreserve ansammeln will oder ob seine Regierung aktiv Bitcoin kaufen wird.

Die republikanische Senatorin Cynthia Lumis aus dem US-Bundesstaat Wyoming, die als eine Vertraute von Trump gilt, schlug vor, innerhalb von fünf Jahren insgesamt eine Million Bitcoin zu erwerben und mindestens 20 Jahre lang zu behalten. Da die maximale Menge an Bitcoins auf 21 Millionen begrenzt ist, würde dies etwa 4,8 Prozent der Gesamtbestände an Bitcoin ausmachen.

Experten sehen die Anlagestrategie des US-Unternehmens MicroStrategy als eine weitere Ursache für den Wertzuwachs des Bitcoin. Firmenchef Michael Saylor wird als Hardcore-Bitcoiner angesehen und hat bisher etwa 32 Milliarden US-Dollar in der Digitalwährung mit Hilfe von Unternehmensanleihen angehäuft.

MicroStrategy kündigte kürzlich an, neue Schulden in Höhe von 2,6 Milliarden Dollar aufzunehmen. Die Verschuldung erfolgt über die Ausgabe von sogenannten Wandelanleihen und ist institutionellen Investoren vorbehalten. Das frische Kapital will MicroStrategy wiederum in Bitcoin investieren.

Zocken auf den Bitcoin-Kurs

Der jüngste Kursanstieg wurde auch durch die Zulassung von Bitcoin-ETFs in den USA Anfang Januar begünstigt. Nun ist es auch möglich, Bitcoin-Optionen zu handeln, um auf den weiteren Kursverlauf zu wetten. Das ermöglicht es vor allem größeren Investoren, sich beim Einstieg in Bitcoin gegen fallende Kurse abzusichern.

Typischerweise verwendet man dafür sogenannte Put-Optionen, um für wenig Geld eine Wette auf fallende Kurse abzuschließen. Dies ist seit Mittwoch möglich. Außerdem können Wetten auf steigende Kurse, sogenannte Call-Optionen, als zusätzliches Mittel genutzt werden, um mit einem noch höheren Risiko auf höhere Bitcoin-Preise zu wetten.

Am ersten Tag des Handels wurden ausschließlich auf den Bitcoin-ETF von BlackRock Optionen im Wert von fast zwei Milliarden Dollar gehandelt. 82 Prozent der Anleger setzten auf steigende Kurse (Calls), nur 18 Prozent auf fallende Preise.

Viele private Anleger, die bislang den Bitcoin mieden, stellen sich jetzt die Frage, ob sie nicht einen lukrativen Trend verpasst haben. Krypto-Influencer wie Roman Reher, der auf YouTube den Bitcoin-Kanal «Blocktrainer» betreibt, sagt immer wieder, dass es für einen Einstieg in Bitcoin nie zu spät sei. Der Bitcoin-Kurs kenne trotz großer Schwankungen langfristig nur eine Richtung, nämlich nach oben.

«Bitcoin ist Spekulationsobjekt»

Verbraucherschützer warnen dennoch davor, sich vom Kryptofieber anstecken zu lassen. Ob sich der Bitcoin, Varianten davon oder andere Kryptowährungen mittelfristig als Alternative zu herkömmlichen Geldsystemen durchsetzen, könne niemand seriös vorhersagen, heißt es bei der Verbraucherzentrale. «Die Entwicklung der letzten Jahre ging immer mehr weg von der Idee eines alternativen Zahlungsmittels und hin zu einem Spekulationsobjekt.»

Verbraucherschützer sehen mehrere Risiken. «Hier sind insbesondere die massiven Kursschwankungen bis hin zum Totalverlust und die fehlenden Sicherungssysteme zu nennen.» Deshalb sei der Bitcoin als Geldanlage für Verbraucherinnen und Verbraucher nicht zu empfehlen.

Auch das Verbraucherportal «Finanztip» sieht mehr Risiken als Chancen. «Der Handel mit Bitcoins ist hochspekulativ. Der Kurs hat sich innerhalb von Wochen schon mal verdoppelt, aber auch wieder halbiert. Es gibt keine Garantie, dass Du Deine Bitcoins in Zukunft mit Gewinn verkaufen kannst.» Sie könnten auch komplett wertlos werden. 

Wer trotzdem Bitcoin kaufen wolle, sollte dafür nur Geld verwenden, auf das man verzichten könne. «Dein Investment sollte nicht mehr als maximal zehn Prozent Deiner gesamten Geldanlage ausmachen.»

dpa