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BMW vorsichtig optimistisch

Das vergangene Jahr hat BMW mit dem besten Ergebnis der Unternehmensgeschichte abgeschlossen. Hochfliegende Erwartungen, es könnte so weitergehen, muss der Autobauer nun herunterschrauben.

Trotz voller Auftragsbücher rechnet BMW mit Verkaufszahlen nur noch auf dem Niveau von 2021.
Foto: Sina Schuldt/dpa

Der Autobauer BMW wird nach dem Rekordgewinn des vergangenen Jahres vom Krieg in der Ukraine gebremst. Vorstandschef Oliver Zipse sagte am Mittwoch in München: «2022 wird kein einfaches Jahr.»

Trotz voller Auftragsbücher rechnet der Konzern mit Verkaufszahlen nur noch auf dem Niveau des Vorjahres. Fehlende Kabelbäume aus der Ukraine führten zu Produktionsstopps in München, Dingolfing und Oxford. Energie- und Rohstoffpreise steigen. Halbleiter bleiben Mangelware. In der Autosparte dürfte der Gewinn vor Zinsen und Steuern von 10,3 Prozent auf 7 bis 9 Prozent vom Umsatz sinken, sagte Finanzvorstand Nicolas Peter.

China-Geschäft als Treiber

Dennoch erwartet BMW beim Vorsteuerergebnis im Konzern «eine deutliche Steigerung im Vergleich zum Vorjahr». Wesentlicher Treiber dabei ist das China-Geschäft: BMW hat im Februar seine Beteiligung am Gemeinschaftsunternehmen mit dem chinesischen Partner Brilliance von 50 auf 75 Prozent erhöht und konsolidiert es jetzt voll in seinen Büchern. «Damit wächst die BMW Group in eine neue Größenordnung», sagte Zipse. Auch der Umsatz wird damit zulegen.

Im vergangenen Jahr hat BMW 2,5 Millionen Autos verkauft, 111 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet, 16,1 Milliarden Euro Gewinn vor Steuern und 12,5 Milliarden nach Steuern gemacht. Ein wesentlicher Grund dafür war, dass wegen fehlender Halbleiter weniger Autos auf dem Markt waren und Neuwagen und Leasing-Rückläufer deshalb teuer verkauft werden konnten. Daran dürfte sich im laufenden Jahr nicht viel ändern.

Fehlende Halbleiter bremsen das Geschäft

«Die Auftragsbücher sind sehr gut gefüllt», sagte Peter. Die Halbleiter-Versorgung bleibe zumindest bis Jahresmitte unverändert angespannt, und in jedem Auto seien mehrere tausend Chips verbaut. Die Autopreise dürften hoch bleiben.

In China hat BMW im vergangenen Jahr 846.000 Autos verkauft – ein Drittel seines weltweiten Absatzes – und mehr als 700 000 Autos für den chinesischen Markt und den Export gebaut. Dieses Jahr startet dort die Produktion der vollelektrischen 3er-Limousine, weitere Modelle folgen. In Shenyang wird kräftig investiert und ein zusätzliches Werk aufgebaut.

In Russland hat BMW im vergangenen Jahr knapp 2 Prozent seiner Fahrzeuge verkauft, der Verkaufsstopp jetzt sei verkraftbar, sagte Zipse. Aber in München, Dingolfing und Oxford standen die Bänder, weil aus der Ukraine keine Kabelbäume mehr kamen. Mit Zulieferungen auch aus anderen Regionen werden die Lücken im Moment gefüllt. Nächste Woche arbeiteten alle Autowerke wieder planmäßig, sagte Produktionsvorstand Milan Nedeljkovic.

Wasserstoffautos ab Herbst

Die Verwundbarkeit von Lieferketten zeige, wie wichtig Technologieoffenheit sei, sagte Zipse. Wer allein auf Batterieantrieb setze, gehe höhere Risiken ein. «Wir bleiben offen für alle Technologien, solange unsere Kunden dies nachfragen.» Der neue 7er, der im April Premiere feiert, kommt mit Elektro- und Verbrennermotoren auf den Markt. Ab Herbst soll das Wasserstoffauto BMW iX5 in kleiner Serie gebaut werden.

Aber mindestens die Hälfte seiner Autos will BMW 2030 als reine Stromer verkaufen – 1,5 Millionen von insgesamt 3 Millionen Autos, so der Plan. Voraussetzung seien genug Ladesäulen weltweit und genug Rohstoffe für die Batterien, sagte Zipse.

Im Juni legt BMW den Grundstein für sein neues, voll digitalisiertes Werk in Ungarn, wo ab 2025 die «Neue Klasse» mit einer auf E-Antrieb ausgelegten Plattform und einer neuen Generation von Batteriezellen vom Band laufen soll. Damit sollen die Kosten deutlich sinken. «Die Profitabilität der neuen Klasse soll auf dem Niveau modernster Verbrenner liegen», sagte Zipse.

dpa