Börsen stürzen ab, Trump signalisiert Gesprächsbereitschaft unter Bedingungen. Handelsminister beraten über Strategie zur Beilegung des Konflikts.
Zollkonflikt zwischen USA und EU verschärft sich weiter

Im Zollkonflikt zwischen den USA und der Europäischen Union deutet sich keine Entspannung an. Zu Wochenbeginn ließ der handelspolitische Rundumschlag von US-Präsident Donald Trump die Börsenkurse weiter abstürzen. Obwohl der Republikaner, der hohe Importzölle befürwortet, Gesprächsbereitschaft unter bestimmten Bedingungen signalisierte, kündigte Handelsminister Howard Lutnick zuvor an, dass die US-Regierung ihren harten Kurs mit hohen Einfuhrgebühren auf Waren aus fast allen Staaten der Erde fortsetzen wolle. Heute beraten die Handelsminister der EU-Staaten in Luxemburg (11.00 Uhr) darüber, wie Trump dazu gebracht werden kann, bei den Sonderzöllen einzulenken.
Viele Privatanleger wurden zu Beginn der Woche schockiert: Die Börsen in Asien verzeichneten am Montagmorgen massive Verluste. Nach den negativen Vorgaben der Wall Street fiel der Nikkei-Index mit 225 Werten an der Leitbörse in Tokio zeitweise um mehr als acht Prozent und verzeichnete eine Stunde nach Handelsbeginn einen starken Rückgang von 2.086,71 Punkten oder 6,18 Prozent auf 31.693,87 Zählern.
Abwärtstrends halten seit vergangener Woche an
Auch die Börsen in China, Hongkong und Australien verzeichneten zu Beginn des Handels deutliche Verluste. Der Shanghai Composite Index fiel kurz nach Handelsbeginn um 4,4 Prozent auf 3.342 Punkte. Der Hang Seng Index in Hongkong sank sogar um 9,3 Prozent auf 20.730 Punkte. Der australische S&P/ASX 200 erreichte im frühen Handel ein neues 100-Tage-Tief. In Deutschland wird der Börsenhandel einige Stunden später eröffnet, aber auch hier sind Verluste zu erwarten.
Trumps Zollpaket hatte letzte Woche bereits die Börsen weltweit auf Talfahrt geschickt. Der Dax verzeichnete ein Wochenminus von über acht Prozent, was seinen größten Verlust in einer Handelswoche seit Beginn des Ukraine-Kriegs im Frühjahr 2022 bedeutete. In New York hatte der Dow mit einem Wochenminus von über 8 Prozent die verlustreichste Börsenwoche seit Jahren.
Es gibt keine Aussicht auf eine Erholung. Experten erwarten weiterhin größere Kursschwankungen, bis sich die Auswirkungen des Zollkonflikts klarer abzeichnen, mehr über Gegenzölle bekannt wird oder erste Deals mit den Kontrahenten besprochen werden.
Proteste in den USA
Das Börsenbeben hat auch Milliardenvermögen von Privatanlegern ausradiert – insbesondere in den USA haben viele Menschen in die Börse investiert, daher war die Unzufriedenheit groß. Trotz der Kritik hielt die US-Regierung vorerst an ihrem globalen Zollpaket fest – US-Finanzminister Scott Bessent sagte dem Sender NBC, dass die Zölle nicht innerhalb von Tagen oder Wochen verhandelt werden könnten.
Trump zeigt Verhandlungsbereitschaft
Trump zeigte sich später jedoch bereit, unter bestimmten Bedingungen mit Handelspartnern über eine Lockerung der neuen Zölle auf Einfuhren in die USA zu reden. «Ich möchte das Defizitproblem lösen, das wir mit China, der Europäischen Union und anderen Ländern haben», sagte er auf einem Rückflug vom Bundesstaat Florida in die US-Hauptstadt Washington. «Wenn sie darüber reden wollen, bin ich offen für Gespräche.» Er habe am Wochenende mit vielen führenden Politikern aus Europa, Asien und der ganzen Welt gesprochen, sagte Trump. «Sie brennen darauf, einen Deal zu machen.»
Mit Blick auf die Turbulenzen an den Börsen sagte Trump, er wolle nicht, dass die Märkte nach unten gingen. «Aber manchmal muss man Medikamente nehmen, um etwas in Ordnung zu bringen.»
Trump beklagte sich auch erneut bitterlich über den Handel mit europäischen Staaten, die einen enormen Handelsüberschuss gegenüber den USA hätten. Sie hätten Amerika «sehr, sehr schlecht behandelt» und damit ein Vermögen gemacht, behauptete der Republikaner. «Die Europäische Union wurde aus einem einzigen Grund gegründet: (…) um die Vereinigten Staaten abzuzocken.»
Europäer beraten über ihre Antwort
Es wird erwartet, dass beim Treffen der EU-Handelsminister in Luxemburg auch über Maßnahmen für den Fall diskutiert wird, dass die Verhandlungen mit der US-Regierung über eine einvernehmliche Lösung scheitern. Geplant ist, die Vorbereitungen für Gegenzölle und andere mögliche Vergeltungsmaßnahmen zu intensivieren.
Trump plant, angebliche Handelsungleichgewichte durch Zölle zu korrigieren und die Produktion in die USA zu verlagern. Gleichzeitig sollen die Zolleinnahmen helfen, seine teuren Wahlversprechen großer Steuersenkungen zumindest teilweise zu finanzieren.
«Frontalangriff der USA auf Welthandel»
Nicht nur für die Exportnation Deutschland sind die Zölle ein schwerer Schlag, der Außenhandelsverband BGA spricht von einem «Frontalangriff auf den Welthandel». Der deutsche Botschafter in Großbritannien, Miguel Berger, sagte dem Sender Sky News: «Es handelt sich um den größten Angriff auf den Welthandel, den wir seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs erlebt haben.»
Die Firmen befinden sich bereits in einer schwierigen Situation. Im letzten Jahr sanken die Warenexporte der deutschen Wirtschaft um ein Prozent, und für dieses Jahr wird ein noch stärkerer Rückgang erwartet. Im Januar gab es einen Rückgang von 2,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat Dezember. Das Statistische Bundesamt wird heute Zahlen für Februar veröffentlichen.
«Die anderen sollen aus Angst kuschen»
Vor dem EU-Ministertreffen fordert der geschäftsführende Wirtschaftsminister Robert Habeck ein Signal der Stärke. «Politik der Angst können wir nur mit Stärke begegnen», sagte Habeck dem «Stern». «Die US-Regierung will ihre Dominanz nutzen, um Zugeständnisse zu erzwingen und sich Vorteile zu verschaffen.» Trumps Taktik sei, möglichst stark einzuschüchtern, «damit die anderen aus Angst kuschen», sagte der Grünen-Politiker. Er deutete an, dass auch Maßnahmen gegen US-Digitalkonzerne ergriffen werden könnten.
EU hat auch China im Blick
Neben den Problemen mit der US-Regierung werden bei dem Treffen auch die Handelsbeziehungen der EU zu China diskutiert. Handelskommissar Maros Sefcovic wird über seine kürzlichen Gespräche in Peking berichten. Die EU bemüht sich seit langem, China dazu zu bringen, unfaire Handels- und Subventionspraktiken zu beenden – bisher jedoch ohne großen Erfolg. Im vergangenen Jahr überstieg der Wert der Importe aus China in die Europäische Union den Wert der Exporte in das Land um 304,5 Milliarden Euro.