Der Bosch-Chef sieht einen unvermeidlichen Wandel im Automobilbau bis 2030 und versteht die Proteste der Arbeitnehmer gegen den Stellenabbau.
Stefan Hartung plant weitere Sparprogramme bei Bosch
Bosch-Chef Stefan Hartung stimmt die Belegschaft auf weitere Sparrunden ein. Im Interview mit der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Samstag) sagte er: «Es wird weitere Sparprogramme geben – einfach deswegen, weil bis 2030 noch einmal eine große Verschiebung im Bereich des Antriebsmixes im Automobilbau auf uns zukommt.» Dieser Wandel in den nächsten fünf, sechs, sieben Jahren sei unvermeidlich, weil er struktureller Natur sei. Quantifizieren könne er die Arbeitsplatzverluste allerdings noch nicht.
Die für Bosch untypisch heftigen Proteste der Arbeitnehmervertretung gegen die Abbau-Pläne stoßen bei Hartung auf Verständnis. «Richtig ist, dass wir die Sozialpartnerschaft bei Bosch bislang noch nie mit einem solchen Stellenabbau belasten mussten», sagte Hartung. Es sei klar, dass man keinen Jubel der Arbeitnehmer erwarten dürfe, wenn man einen Stellenabbau plane. Aber damit müsse man leben, entscheidend sei, dass man sich am Ende zusammensetze und einen Weg finde.
Seit ungefähr einem Jahr hat der Technologiekonzern immer wieder angekündigt, Stellen abzubauen. Bis Ende 2032 könnten weltweit bei Bosch mehr als 12.000 Arbeitsplätze gestrichen werden. In Deutschland sind etwa 7.000 Stellen betroffen. Der größte Teil davon betrifft die Zuliefersparte. Aber auch in anderen Bereichen wie der Werkzeugsparte sollen Stellen gestrichen werden. An verschiedenen Bosch-Standorten in Deutschland gab es in letzter Zeit Proteste gegen die Abbaupläne. Die Autoindustrie steckt aufgrund der schwachen Konjunktur in der Krise und leidet unter der geringen Nachfrage – insbesondere nach E-Autos.
Gegen Verbrenner-Aus in der EU im Jahr 2035
Hartung wendet sich gegen ein Verbot von konventionellen Verbrennungsmotoren im Jahr 2035 und fordert eine grundlegende Neuausrichtung der europäischen Abgas-Regeln für Autos. «Ich bin für eine Revision der gesamten Regulierung. Ein hartes Verbot von Verbrennern im Jahr 2035 wird auf der Konsumentenseite große Verwerfungen nach sich ziehen.»
Der Bosch-Chef plädiert auch für Änderungen Blick auf die im Jahr 2025 drohenden Strafzahlungen für Autohersteller, falls die Gesamtemissionen der verkauften Fahrzeuge nicht den von Europäischen Union vorgeschriebenen Flottengrenzwerten entsprechen. «Es ist gefährlich, wenn wegen der Flottengrenzwerte Automobilhersteller in Europa Strafen zahlen müssen, während an anderer Stelle in der Welt Hersteller Subventionen erhalten. Das isteine Gefahr für die europäische Automobilindustrie.»