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Bosch meldet Milliarden-Deal in Gebäudetechnik

Für mehr als sieben Milliarden Euro will Bosch das Heiz- und Klimatechnik-Geschäft eines Konkurrenten übernehmen. Das wäre der größte Kauf der Konzerngeschichte. Dahinter stecken strategische Ziele.

Für 7,4 Milliarden will Bosch das Geschäft mit Heiz- und Klimatechnik von Johnson Controls übernehmen. Das wäre der größte Kauf der Konzerngeschichte. (Archivbild)
Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Bosch geht in die Offensive: Der Technologiekonzern plant, das Heizungs-, Lüftungs- und Klimalösungsgeschäft für Wohn- und kleine Gewerbegebäude vom irischen Gebäudetechnik-Konzern Johnson Controls zu übernehmen. Dafür nimmt Bosch Milliarden in die Hand, um sich weltweit besser aufzustellen. Wie die Unternehmensgruppe aus Gerlingen bei Stuttgart mitteilte, soll das Geschäft mit Wärmepumpen und Klimageräten ausgebaut werden.

Größte Transaktion in Bosch-Geschichte

Außerdem will Bosch im Zuge der Übernahme ein Gemeinschaftsunternehmen von Johnson Controls und dem japanischen Industriekonzern Hitachi erwerben. Der Kaufpreis beträgt insgesamt acht Milliarden US-Dollar, also rund 7,4 Milliarden Euro. «Wir können diese Transaktionen komplett aus eigener Kraft finanzieren», sagte Bosch-Chef Stefan Hartung. 

Die Transaktion wurde von den Gesellschaftern und dem Aufsichtsrat von Bosch genehmigt, wie es weiter hieß. Die beteiligten Parteien haben verbindliche Vereinbarungen über die Akquisitionen unterzeichnet. Die Übernahme soll voraussichtlich in zwölf Monaten abgeschlossen sein – sofern die Behörden dem Deal zustimmen.

Laut Hartung handelt es sich bei dem Zukauf um die größte Transaktion in der fast 140-jährigen Geschichte des Unternehmens. Zum Vergleich: Der nächstkleinere Zukauf wurde von Bosch eigenen Angaben zufolge vor knapp zehn Jahren getätigt. Damals erwarb der Konzern die Hälfte des Hausgeräteherstellers BSH von Siemens und wurde somit alleiniger Eigentümer des Unternehmens. Der Kaufpreis belief sich damals auf drei Milliarden Euro.

Zukauf stärkt Marktposition in den USA und Asien

Die von Bosch geplanten Übernahmen erzielten im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von rund vier Milliarden Euro. Etwa 12.000 Mitarbeiter waren dort tätig. Die Transaktion umfasst 16 Produktionsstätten und 12 Entwicklungsstandorte in über 30 Ländern. Etwa 90 Prozent des Umsatzes wurden in den USA und Asien erwirtschaftet. Hartung sagte, dass der Kauf die Präsenz in diesen Regionen stärken werde.

«So eröffnen wir uns weitere Wachstumschancen und stellen das gesamte Unternehmen noch robuster auf», sagte Hartung. Der Manager hatte bereits in den vergangenen Wochen mehrfach angedeutet, Bosch mit strategischen Zukäufen stärken zu wollen. 

Bosch sieht Wachstumschancen 

Bosch schätzt das Potenzial für Wachstum im Heizungs-, Lüftungs- und Klimatisierungsmarkt hoch ein: Das Unternehmen prognostiziert, dass der globale Markt für Produkte in diesem Bereich bis 2030 um 40 Prozent ansteigen wird. Die Treiber dafür sind der technologische Fortschritt, der Kampf gegen den Klimawandel und neue gesetzliche Vorgaben.

Bosch ist darauf ausgerichtet: Das Ziel ist, den wachsenden Markt in der Energie- und Gebäudetechnik aktiv mitzugestalten und eine globale Spitzenposition einzunehmen. Bislang ist Bosch mit seiner Tochter Bosch Home Comfort Group – zu der auch Marken wie Buderus gehören – insbesondere im Heizungsmarkt in Europa vertreten. Durch den Kauf verstärkt man vor allem den Bereich Klimatisierung. Außerdem kann der Konzern das Geschäft mit Wärmepumpen nun global ausbauen und so bessere Kostenvorteile erzielen.

Das neue Geschäft soll in die Tochter integriert werden, die bis 2023 Bosch Thermotechnik genannt wurde. Die Home Comfort Group mit Sitz in Wetzlar erzielte im vergangenen Jahr mit 14.600 Mitarbeitern einen Umsatz von rund fünf Milliarden Euro. Dies entsprach etwa einem Zwanzigstel des Konzernumsatzes von gut 91,6 Milliarden Euro. Nach Abschluss des Kaufs würde sich Umsatz und Mitarbeiterzahl des Tochterunternehmens fast verdoppeln.

Bosch zurückhaltend bei Jahreszielen

Bosch ist bekannt als weltweit größter Autozulieferer, verkauft aber auch Haushaltsgeräte, Elektrowerkzeuge und Wärmepumpen. Die breite Aufstellung – sonst ein Vorteil des Konzerns – wurde ihm zuletzt jedoch zum Nachteil. Denn gegenwärtig kämpft Bosch in fast allen Sparten mit Gegenwind.

Der Übergang zu Elektromotor und Brennstoffzelle verläuft langsamer als erwartet. Es wird noch einige Zeit dauern, bis sich die Milliardeninvestitionen in die Transformation auszahlen. Die schwache Weltkonjunktur beeinträchtigt auch viele Kunden. Sie zögern beim Kauf von Geräten wie Akkuschraubern, Waschmaschinen und Kühlschränken.

Um die Wettbewerbsfähigkeit nicht zu gefährden, spart Bosch daher derzeit Kosten und priorisiert Investitionen. Auch beim Personal. Zuletzt stand konzernweit ein Abbau von mehreren Tausend Stellen im Raum. Bei den Jahreszielen hält sich der Traditionskonzern daher ebenfalls zurück. Angepeilt wird ein Umsatzwachstum von fünf bis sieben Prozent.

dpa