Nexperia-COO Kempe hält einen Weltmarktanteil von 20 Prozent bei Halbleitern bis 2030 nicht für möglich. Welche Gründe er nennt und wie er die heimische Chipindustrie bewertet.
Branchenvertreter: Halbleiter-Ziel der EU ist «utopisch»

Die EU wird nach Einschätzung des Nexperia-Managers Achim Kempe ihr Ziel verfehlen, 2030 über ein Fünftel des weltweiten Halbleitermarkts zu verfügen. «Das Ziel schaffen wir nicht mehr, wenn wir ehrlich sind», sagte der operative Geschäftsführer des Halbleiterelemente-Produzenten Nexperia der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. Dort befindet sich ein wichtiger Standort von Nexperia.
Ein Weltmarktanteil der EU von 20 Prozent sei «utopisch», sagte Kempe. Die EU sei davon meilenweit entfernt. In den USA, China, Taiwan und Südkorea sei zu viel Geld investiert worden, um den Rückstand aufholen zu können.
Zudem sei der Montage-und-Test-Bereich am Ende der Produktionskette aus Kostengründen nahezu ausschließlich in Asien angesiedelt. «Und ich sehe nicht, dass sich das in naher Zukunft ändert», sagte Kempe. Nexperia ist mit Werken in China, Malaysia und auf den Philippinen vertreten.
Kempe ist mit Bedenken nicht allein
Im Dezember hatte der Verband der Elektro- und Digitalindustrie bereits davor gewarnt, dass das Ziel der EU ohne erheblich mehr Förderung nicht erreicht werden könne. Laut dem Verband betrug der Marktanteil der EU zu diesem Zeitpunkt 8,1 Prozent.
Im April wurde dann vom Europäischen Rechnungshof die Einschätzung abgegeben, dass die EU das 20-Prozent-Ziel verfehlen werde. Der Rechnungshof erklärte die Einschätzung unter anderem mit unzureichenden Investitionen.
Nexperia-Manager lobt heimische Industrie
Trotz der Zweifel am EU-Ziel lobte Kempe die Halbleiter- und Chipindustrie in Deutschland. Diese sei gut aufgestellt. Er verwies unter anderem auf die im Bau befindlichen Fabriken in und bei Dresden. «Im Vergleich zu anderen Ländern in Europa sind wir mit Sicherheit das Land, dessen Chipindustrie in Europa mit Abstand am fortgeschrittensten ist», sagte Kempe. Die Industrie werde aber global ausgerichtet bleiben.
Die alte Bundesregierung habe für die Halbleiterindustrie eine Menge erreicht, sagte Kempe. «Wir sind hoffnungsvoll, dass die neue Regierung diesen Kurs weiterverfolgt.»
Nexperia hat seinen Hauptsitz in Nimwegen, Niederlande, und ist im Besitz des chinesischen Unternehmens Wingtech. Aufgrund seiner chinesischen Konzernmutter ist Nexperia im Jahr 2023 von EU-Förderung ausgeschlossen worden.