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Bürokratie kostet Mittelstand 61 Milliarden Euro pro Jahr

Zahllose Vorschriften, steigende Auflagen: Die große Bürokratie bremst die Unternehmen in Deutschland. Nun beziffert eine Studie die immensen Lasten für Mittelständler.

Bürokratie belastet viele Unternehmen in Deutschland schwer (Archivbild)
Foto: Patrick Pleul/dpa

Beschäftigte in mittelständischen Unternehmen verbringen im Schnitt etwa sieben Prozent ihrer Arbeitszeit mit bürokratischen Prozessen. Das entspricht durchschnittlich 32 Stunden im Monat pro Unternehmen – oder insgesamt 1,5 Milliarden Arbeitsstunden im Jahr im Mittelstand. Das zeigt das repräsentative «Mittelstandspanel» der staatlichen Förderbank KfW unter rund 10.000 kleinen und mittleren Unternehmen aus allen Branchen. Zuvor hatte der «Spiegel» über die Studie berichtet.

«Risiko, dass Kosten den Nutzen übersteigen»

Laut der Erhebung kostet es den Mittelstand insgesamt rund 61 Milliarden Euro im Jahr, um alle Vorgaben umzusetzen. Trotzdem betonte KfW-Mittelstandsexperte Michael Schwarz, dass geregelte Verfahren eine wichtige Grundlage des Wirtschaftssystems seien. «Mit zunehmender Bürokratie steigt jedoch das Risiko, dass die Kosten den Nutzen übersteigen.» Daher sei der Abbau von Bürokratie aus Sicht des Mittelstands derzeit das wichtigste wirtschaftspolitische Thema.

Bei der Erhebung sind Belastungen, die sich nicht oder kaum in Arbeitszeit messen lassen, nicht inbegriffen – etwa langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren, schlechte Behördenerreichbarkeit oder die strittige Auslegung von Vorschriften. «Speziell diese psychologischen Kosten im Umgang mit Bürokratie nehmen bei vielen Unternehmen aber eine tragende Rolle ein», sagte Schwarz. Aus Sicht des Mittelstands sei Bürokratie das mit Abstand größte Risiko für die Wettbewerbsfähigkeit.

Bau und Soloselbstständige besonders betroffen

Das Baugewerbe investiert besonders viel Arbeitszeit in bürokratische Prozesse. Auch Soloselbstständige sind stark betroffen. Im Allgemeinen nimmt die Bürokratielast mit zunehmender Unternehmensgröße ab.

Die voraussichtliche zukünftige Regierung aus Union und SPD verspricht einen umfassenden Bürokratieabbau und plant, staatliche Entscheidungen, Prozesse und Strukturen zu modernisieren. Allerdings hatten sich bereits frühere Regierungen den Bürokratieabbau vorgenommen – mit geringem Erfolg.

Die Wirtschaft beklagt ständig die hohe Bürokratie als enorme Belastung. Laut einer Umfrage des Ifo-Instituts von Ende 2024 geben deutsche Unternehmen im Durchschnitt etwa 6 Prozent ihres Umsatzes für Bürokratiekosten aus.

dpa