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Bund will keine weiteren Commerzbank-Aktien verkaufen

Der Einstieg der Unicredit bei der Commerzbank überraschte deren größten Aktionär, den Bund. Nun will sich der Bund für die Eigenständigkeit des Geldhauses einsetzen und fasst einen Beschluss.

Die Commerzbank soll nach dem Willen des Bundes eigenständig bleiben. (Archivbild)
Foto: Helmut Fricke/dpa

Nach dem unerwarteten Einstieg der italienischen Großbank Unicredit plant Deutschland vorerst keine weiteren Commerzbank-Aktien zu verkaufen. Dies wurde vom zuständigen Lenkungsausschuss in Berlin beschlossen, wie die Finanzagentur des Bundes bekannt gab. Dies beinhaltet auch mögliche Aktienrückkäufe der Commerzbank.

Die Commerzbank AG sei ein stabiles und ertragsstarkes Institut, hieß es in der Mitteilung. «Ihre Strategie ist auf Eigenständigkeit ausgerichtet.» Dies begleite der Bund bis auf Weiteres, in dem er seine Beteiligung aufrechterhalte.

Seit der Finanzkrise ist der Bund der größte Aktionär der Commerzbank. Er begann jedoch damit, Anteile zu verkaufen. Diesen schrittweisen Ausstieg nutzte kürzlich die Unicredit, um überraschend in großem Umfang bei dem Dax-Konzern einzusteigen. Die Italiener halten nun knapp 9,2 Prozent der Aktien, der Bund 12 Prozent.

Unicredit überbot alle Mitbewerber

Am 10. September veräußerte der Bund 4,49 Prozent der Anteile in einem beschleunigten Orderbuch-Verfahren. Alle Interessenten wurden gleich behandelt, wie es das europäische Beihilferecht erfordert, sagte das Bundesfinanzministerium am Freitag. Zunächst sah es so aus, als ob mehrere Käufer zum Zug kommen würden. Am Ende erhielt jedoch Unicredit alle zum Verkauf stehenden Anteile, da die italienische Bank ein deutlich höheres Angebot als die Mitbewerber abgegeben hatte.

Der Ausgabepreis betrug 13,20 Euro pro Aktie, was 60 Cent mehr war als der Schlusskurs am 10. September. Der Bund erzielte einen Erlös von 702 Millionen Euro. Erst nachdem Unicredit das Aktienpaket zugesprochen wurde, wurde bekannt, dass die Italiener sich zusätzlich 4,7 Prozent der Commerzbank-Aktien an der Börse gesichert hatten, einen Teil davon über Derivate – daher wurde die Meldepflicht von 3 Prozent vorerst nicht erreicht und der Aktienkauf blieb unbemerkt.

Widerstand der Gewerkschaft gegen Versuch einer Übernahme

Vor der Stellungnahme der Finanzagentur forderten die Gewerkschaft Verdi und der Gesamtbetriebsrat der Commerzbank Widerstand vom Bund gegen eine Übernahme durch Unicredit. Die Bundesregierung müsse sich für eine starke, unabhängige Commerzbank einsetzen, heißt es in einem gemeinsamen Statement der Arbeitnehmervertreter. «Der Bund darf keine weiteren Anteile an der Commerzbank abgeben, sondern muss sich klar für den Erhalt der Commerzbank als eigenständiges Institut positionieren, auch und gerade im Interesse der deutschen Wirtschaft», forderte Verdi-Chef Frank Werneke.

Falls es zu einer Vereinbarung mit der Unicredit kommt, könnten laut dem Vorsitzenden des Commerzbank-Gesamtbetriebsrats, Uwe Tschäge, “zwei Drittel der Arbeitsplätze wegfallen”, wie er der Nachrichtenagentur Bloomberg mitteilte. Zum Ende des Monats Juni hatte die Commerzbank eigenen Angaben zufolge weltweit etwa 38.700 Vollzeitstellen, davon über 25.000 in Deutschland.

Die Unicredit hat durch den Erwerb des Aktienpakets den drittgrößten Anteil an der Bank. Der US-Vermögensverwalter Blackrock ist mit rund sieben Prozent der zweitgrößte Anteilseigner, jedoch hält er die Anteile über verschiedene Fonds und hat daher kein strategisches Interesse. Die Unicredit ist bereits in Deutschland durch die HVB vertreten.

[Deutschland stoppt Verkauf von Commerzbank-Aktien],Der Bund behält seine Beteiligung vorerst, um Eigenständigkeit zu sichern. Unicredit stieg überraschend ein und hält nun knapp 9,2 Prozent.

dpa