Die privaten Vermögen sind in Deutschland weiterhin sehr ungleich verteilt. Die Inflation hat laut Bundesbank vor allem die Vermögen ärmerer Haushalte schmelzen lassen.
Bundesbank: Inflation trifft ärmere Haushalte stärker
Laut einer Studie der Bundesbank sind die Nettovermögen der unteren Hälfte der Haushalte in Deutschland aufgrund der Inflation infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine zwischen 2021 und 2023 um mehr als 20 Prozent gesunken.
Im betrachteten Zeitraum stieg das durchschnittliche Vermögen der deutschen Haushalte um 2,6 Prozent auf 324.800 Euro, aber bei konstanten Preisen ergab sich ein Rückgang von fast 11 Prozent.
Mittleres Vermögen gesunken
Aufgrund der starken Beeinflussung des Durchschnitts durch Extremwerte halten die Experten der Bundesbank den sogenannten Medianwert für aussagekräftiger. Dieser liegt in der Mitte, wenn man die jeweiligen Vermögen nach Größe sortiert. Die Haushalte werden in eine reichere und eine ärmere Hälfte aufgeteilt. Der Wert des mittleren Vermögens – der Median – sank von 2021 bis 2023 auch nominal um gut 3 Prozent auf 103.200 Euro. Preisbereinigt ging er sogar um 16 Prozent zurück.
Die Vermögensverteilung in Deutschland bleibt auch im europäischen Vergleich sehr ungleich. Laut Bundesbank besitzen die reichsten 10 Prozent der Haushalte weiterhin mehr als 60 Prozent des privaten Vermögens. Nur Österreich zeigt eine ungleichere Struktur im Vergleich unter 20 europäischen Ländern.
Höhere Rendite für die Reichen
Die ärmeren Haushalte investieren hauptsächlich in Anlagen mit niedrigen Renditen und geringem Risiko, wie Spar- und Girokonten sowie Festgeld. Mit steigendem Vermögen steigen auch die risikoreicheren Anlageformen wie Wertpapiere und stille Beteiligungen an Unternehmen, die in der Regel höhere Renditen bringen. Immobilienbesitz spielt ebenfalls eine zunehmende und stabilisierende Rolle bei größeren Vermögen.
Trotz eines leichten Anstiegs sind die Aktionäre (18 Prozent aller Haushalte) und Fondsinhaber (24 Prozent) immer noch in der Unterzahl. Rückläufig sind traditionelle Anlageformen wie Sparkonten (67 Prozent) und Kapitallebensversicherungen (39 Prozent).
Schulden werden vorher abgezogen
In Interviews haben private Haushalte Informationen über ihren Besitz gegeben: Immobilien und Autos, wertvolle Sammlungen und Schmuck, Guthaben auf Sparkonten, Bausparverträge, Aktien, Lebensversicherungen. Auf der anderen Seite stehen Hypotheken, Konsumentenkredite, Kreditkartenschulden, Bafög-Schulden. Ansprüche aus der gesetzlichen Rentenversicherung sind nicht enthalten. 39 Prozent der Haushalte sind verschuldet. 83 Prozent sparen zumindest gelegentlich.
Die Studie wurde zum fünften Mal von der Notenbank durchgeführt. Die Befragungswellen mit 3985 teilnehmenden Haushalten fanden zwischen Mai 2023 und Februar 2024 statt. Daher sind keine Aussagen zu den Auswirkungen der jüngsten Börsenturbulenzen infolge der US-Zollpolitik möglich.