US-Präsident Donald Trump hat Zölle auf Stahl und Aluminium auf den Weg gebracht und droht mit weiteren Schritten. Das würde die deutsche Wirtschaft besonders treffen, warnt die Bundesbank.
Bundesbank: Trumps Zölle erhebliches Risiko für Deutschland
Die Bundesbank warnt vor schweren Folgen für die deutsche Wirtschaft, sollte der Zollkonflikt mit den USA eskalieren. Ein Abschottungskurs der USA unter Trump würde die Exportnation Deutschland besonders treffen und erhebliche Risiken für das Wirtschaftswachstum mit sich bringen, sagte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel in Frankfurt. «Protektionismus führt in allen betroffenen Ländern zu Wohlfahrtsverlusten. Es gibt keine Gewinner.»
Ökonomen sind der Meinung, dass neue Zölle auch Auswirkungen auf den deutschen Arbeitsmarkt haben könnten, der zu Jahresbeginn schwieriger geworden ist. Aufgrund der Wirtschaftskrise ist der Fachkräftemangel dort weniger spürbar.
Weniger Wachstum, höhere Inflation
Nagel zitierte Modellrechnungen der Bundesbank, die analysiert haben, wie sich die Zolldrohungen von Trump während des Wahlkampfs und potenzielle Gegenreaktionen von Handelspartnern auswirken könnten.
Demnach könnte die deutsche Wirtschaftsleistung im Jahr 2027 um fast 1,5 Prozentpunkte niedriger ausfallen als bisher prognostiziert. Eine Abwertung des Euro könne zwar die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands stärken. Aber das reiche nicht, um die negativen Effekte zu kompensieren.«Auch die Inflation könnte angefacht werden, wenngleich das Ausmaß sehr unsicher ist.» Es handle sich um ein hypothetisches Szenario, betonte Nagel.
Trump droht mit neuen Schritten
Bei ihren Berechnungen berücksichtigte die Bundesbank die Wahlkampf-Ankündigungen von Trump: Die Zölle für Importe aus China würden demnach auf 60 Prozent steigen, während sie für Produkte aus Deutschland und anderen Ländern auf 10 Prozent ansteigen würden. Außerdem wurden weitere angekündigte Maßnahmen wie Steuerentlastungen und eine groß angelegte Abschiebung von Einwanderern in den USA berücksichtigt. Die Bundesbank ging auch davon aus, dass Handelspartner mit Vergeltungszöllen reagieren würden – so wie es die EU angekündigt hat.
Bislang hat die US-Regierung zusätzliche Zölle von 10 Prozent auf chinesische Waren eingeführt. Zölle von 25 Prozent auf Importe von Aluminium und Stahl sind für März geplant, Zölle in gleicher Höhe gegen Mexiko und Kanada sind im Gespräch. Darüber hinaus hat Trump kürzlich eine Anordnung unterzeichnet, nach der Zölle überall dort erhöht werden sollen, wo die USA derzeit weniger verlangen als ihre Handelspartner.
Neue Zölle unter Trump werden als größtes Risiko für die deutsche Wirtschaft angesehen, die bereits zwei Jahre in Folge geschrumpft ist. Für dieses Jahr erwarten die Bundesregierung und führende Ökonomen höchstens ein Mini-Wachstum. Die USA sind Deutschlands wichtigster Handelspartner. Ein eskalierender Handelskonflikt könnte laut Ökonomen Tausende Jobs in Deutschland kosten, vor allem in der Industrie.
Schwache Konjunktur dämpft Fachkräftemangel
Der Arbeitsmarkt in Deutschland hat sich in letzter Zeit ohnehin eingetrübt, die Zahl der Arbeitslosen stieg im Januar kräftig. Immerhin führt die schwache Konjunktur zu einer sinkenden Nachfrage nach Fachkräften, wie eine Umfrage des Münchner Ifo-Instituts zeigt.
Demnach gaben zuletzt 28,3 Prozent der Unternehmen an, dass ihnen zu wenige qualifizierte Arbeitskräfte zur Verfügung stehen, im Oktober waren es fast 32 Prozent. Der Mangel an Fachkräften werde etwas weniger stark wahrgenommen, so Ifo-Ökonom Klaus Wohlrabe.
Institut: 200.000 neue Jobs über höhere Rüstungsausgaben
Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) mit dem Bundesinstitut für Berufsbildung und der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung könnte die angespannte geopolitische Lage sogar zu einer Zunahme der Beschäftigung führen. Es wird geschätzt, dass bis zu 200.000 Arbeitsplätze entstehen könnten, wenn Deutschland seine Verteidigungsausgaben schuldenfinanziert von 2 auf 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erhöhen würde.
Laut dem IAB-Forscher Enzo Weber wären höhere Verteidigungsausgaben zwar eine erhebliche Belastung für Deutschland, aber letztlich tragbar. Wenn die zusätzlichen Ausgaben durch neue Schulden finanziert würden, könnte mit einer Steigerung der Wirtschaftsleistung um 1 Prozent gerechnet werden. Die neuen Arbeitsplätze könnten unter anderem bei der Bundeswehr selbst, im Bauwesen oder in der Metallerzeugung entstehen.