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Bundesnetzagentur: Verschiedene Signale aus Moskau

Stoppt Moskau die Gaslieferungen nach Europa – oder doch nicht? Wie es weitergehe, wisse keiner, sagt der Präsident der Bundesnetzagentur. Nur: Atomkraftwerke brauche es bei einer Krise nicht.

Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur.
Foto: Christophe Gateau/dpa

Dem Präsidenten der Bundesnetzagentur Klaus Müller zufolge gibt es unterschiedliche Signale aus Moskau zu künftigen Gas-Lieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1.

Auf der einen Seite gebe es Aussagen von Kreml-Sprechern, man könne in Kombination mit der zugesagten Lieferung einer gewarteten Siemens-Turbine aus Kanada wieder wesentlich mehr Gas liefern, sagte Müller am Montag im ZDF-Morgenmagazin. Auf der anderen Seite habe es auch sehr martialische Ansagen gegeben. «Ehrlich gesagt, es weiß keiner», sagte Müller.

Im schlimmsten Fall, wenn Russland die Gas-Lieferungen durch Nord Stream 1 auch nach der Wartung ab diesem Montag stoppe, gebe es mehrere Szenarien, in denen Deutschland in eine Gas-Notlage rutsche. Es komme auf mehrere Faktoren an, etwa die Beschaffung von Terminals für Flüssiggas und wie schnell man mit der Einsparung von Gas vorankomme, sagte Müller. Aus Sicht der Bundesnetzagentur gelte es auch, ein Nord-Süd-Gefälle in Deutschland bei der Gasversorgung zu verhindern. Daher würden die Speicher im Süden gezielt gefüllt.

«Atomkraftwerke helfen gar nichts»

Zur Debatte um eine längere Laufzeit der verbliebenen drei Atomkraftwerke sagte Müller, Deutschland habe ein Gas-Problem, ein Wärmeproblem. Gas werde als Grundstoff in der Industrie eingesetzt, «da helfen uns Atomkraftwerke gar nichts». Und auch bei der Erzeugung von Wärme hätten Atomkraftwerke nicht ihre Stärke.

Sollte Nord Stream 1 dauerhaft dicht bleiben, würde es wohl unmittelbar nicht zu einem Gasmangel in Deutschland kommen, ergeben Modellrechnungen der Bundesnetzagentur. Deutschland könnte aber seine Gasspeicher vor der Heizperiode nicht so weit auffüllen wie geplant. Zudem könnte es unter Umständen zu einer Mangellage kommen. Eine Diagnose mehrerer Wirtschaftsforschungsinstitute kommt dagegen zum Schluss, dass auch im ungünstigsten Fall dieses Jahr kein Gasengpass mehr drohe und nächstes Jahr auch nur in eher ungünstigen Szenarien.

Die Wartungsarbeiten an der Ostseepipeline sind laut Betreibergesellschaft Nord Stream AG bis zum 21. Juli angesetzt. In diesen zehn Tagen werde kein Gas durch die Leitung nach Deutschland befördert.

dpa