Die Bundesregierung senkt den Eigenkapitalzinssatz, um Preiserhöhungen im Schienenverkehr zu halbieren und die Branche zu entlasten.
Regierung beschließt Gesetzentwurf zur Dämpfung der Trassenpreise
Die Bundesregierung will den Anstieg der Trassenpreise für das Schienennetz dämpfen – diese «Schienenmaut» hat Auswirkungen auch auf die Ticketpreise. Das Kabinett beschloss einen entsprechenden Gesetzentwurf. Im Kern geht es um einen niedrigeren sogenannten Eigenkapitalzinssatz, damit die Trassenentgelte zur Nutzung der Schienenwege weniger stark ansteigen. Damit sollen in der Folge auch starke Preiserhöhungen für Bahnkunden verhindert werden.
Die Trassenpreise sind eine Art Maut, die Unternehmen für die Nutzung der Schiene an die Bahn-Infrastruktur-Tochter DB InfraGo zahlen müssen. Dies betrifft auch die Fern-, Regional- und Güterverkehrssparten der bundeseigenen Deutschen Bahn. Das Geld wird unter anderem für die Instandhaltung des Netzes verwendet.
Pläne der Bundesregierung
Ein Sprecher von Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) sagte, dass die Bundesregierung durch die Senkung des Eigenkapitalzinssatzes für die InfraGO von 5,2 auf 2,2 Prozent dazu beiträgt, die erwarteten Preissteigerungen im Schienenpersonenfernverkehr und Schienengüterverkehr für 2026 kurzfristig um mehr als die Hälfte zu reduzieren und die Branche effektiv vom Kostendruck zu entlasten.
Um sicherzustellen, dass die neue Rechtslage im Genehmigungsverfahren der Bundesnetzagentur berücksichtigt wird, muss sie bis zum Fahrplanwechsel im kommenden Dezember in Kraft getreten sein, sagte der Sprecher. Die Maßnahme stellt einen ersten Schritt in Richtung einer geplanten Reform der Trassenpreise dar.
Der Geschäftsführer der Allianz pro Schiebe, Dirk Flege, sagte: «Die Trassenpreise in ihrer jetzigen Form sind nicht nur schmerzhaft für alle, die den Schienengüterverkehr nutzen. Sie wirken wie eine Vollbremsung auf die Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene und die Klimaziele der Bundesregierung.» Durch die geringere Renditeerwartung würden die Trassenpreise aber lediglich weniger stark steigen.
Druck auf Branche
Bahn-Chef Richard Lutz hatte deutlich gemacht, dass er dringenden Handlungsbedarf bei den stark gestiegenen Trassenpreisen sieht. «Wenn die diesjährige Trassenpreisförderung und die spätere Reform des Trassenpreissystems nicht in ausreichendem Maße erfolgt, dann muss der Fernverkehr aus seiner unternehmerischen Verantwortung heraus sein Angebot auf wirtschaftliche Tragfähigkeit überprüfen und gegebenenfalls anpassen», hatte Lutz der Deutschen Presse-Agentur gesagt.
Gemäß dem Haushaltsentwurf der Bundesregierung 2025 sind 275 Millionen Euro für die Trassenpreisförderung im Schienengüterverkehr vorgesehen, 2026 sind es 265 Millionen Euro. Die Branche betrachtet dies als unzureichend.
Der Chef der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Martin Burkert, hatte ebenfalls vor steigenden Trassenpreisen gewarnt. Bei den Haushaltsberatungen müssten die Abgeordneten die Schienenmaut durch gezielte Förderung abmildern. Sonst drohten den Bahnkunden schon in diesem Jahr historische Preissteigerungen von deutlich mehr als 10 Prozent, sagte er der «Bild»-Zeitung.
Verbindung mit mehr Eigenkapital
Die Preise sind unter anderem auch deshalb so stark gestiegen, weil der Bund die Bahn mit zusätzlichen Milliarden an Eigenkapital ausgestattet hat. Auf dieses Kapital muss die Bahn Zinsen zahlen, die über die Trassenpreise finanziert werden. Je mehr Eigenkapital, desto mehr Zinsen, desto höher die Trassenpreise. Eigenkapitalzuführungen an die Deutsche Bahn sind 2026 nicht mehr vorgesehen.