Vor allem in Indien, China, Pakistan und der Türkei gibt es Interesse an der neuen Chancenkarte. Anders als bei anderen Formen der Arbeitskräftemigration muss man hier keinen Arbeitsvertrag vorweisen.
Chancenkarte: 2.500 Arbeitswillige haben Visa erhalten
Die neue Möglichkeit für ein Visum zur Arbeitssuche in Deutschland haben seit Inkrafttreten der Regelung rund 550 Menschen pro Monat genutzt. Wie das Bundesinnenministerium auf Anfrage mitteilte, wurden zwischen dem 1. Juni und dem 17. Oktober knapp 2.500 entsprechende Visa erteilt. Darüber hatte zuvor «Bild» berichtet.
Das Ministerium sieht weiterhin viel Potenzial in der Chancenkarte als einem innovativen Instrument, um auch bei solchen Fachkräften Interesse an einer Berufstätigkeit in Deutschland zu wecken, die nicht alle Voraussetzungen für einen regulären Erwerbstitel erfüllen, sagte ein Sprecher. Indien ist mit über 780 Visa das Land, in dem die meisten Chancenkarte-Visa ausgestellt wurden. Weitere wichtige Herkunftsländer sind China, die Türkei und Pakistan.
Um die Chancenkarte zu erhalten, muss eine mindestens zweijährige Berufsausbildung oder ein entsprechender Hochschulabschluss im Herkunftsland staatlich anerkannt sein, sowie Sprachkenntnisse in Deutsch oder Englisch vorhanden sein. Abhängig vom Sprachniveau, Berufserfahrung, Alter und Deutschlandbezug erhalten Interessierte Punkte, die sie berechtigen, die Chancenkarte zu erhalten. Auch Qualifikationen in Engpassberufen werden mit Punkten belohnt. Bei ausreichend Punkten kann man nach Deutschland kommen und hat ein Jahr Zeit, um einen festen Job zu finden. Unter bestimmten Bedingungen ist eine einmalige Verlängerung um zwei Jahre möglich.
Grünen-Politikerin beklagt «Überregulierung»
Die Grünen-Innenpolitikerin Misbah Khan vermutet, dass die Chancenkarte noch stärker genutzt würde, wenn die mit der Visa-Erteilung verbundenen Hürden nicht so hoch wären. Die Bundestagsabgeordnete sagt: «Die aktuellen Zahlen zeigen einmal mehr, dass Panik vor zu viel Einwanderung und eine daraus resultierende Überregulierung keine guten Ratgeber für eine erfolgreiche Migrationspolitik sind.»
Eine Machbarkeitsstudie im Auftrag der Bundesregierung, die kürzlich an die Abgeordneten verschickt wurde, empfiehlt eine Zentralisierung der Prozesse zur Fachkräfteeinwanderung nach Deutschland. Die Ausländerbehörden würden dabei außen vor bleiben. Es wird geschätzt, dass dadurch bis zu 40 Prozent der Bearbeitungszeit eingespart werden können. Regierungskreise bezeichneten die Studie als interessanten Ansatz zur effizienteren und kundenfreundlicheren Gestaltung der Erwerbsmigration.