Teure Energie und die schwache Konjunktur bremsen Deutschlands drittgrößte Industriebranche. Die Chemieindustrie sieht noch kein Licht am Ende des Tunnels. Eine gute Nachricht gibt es aber.
Chemieindustrie sieht kein Ende der Krise – Pharma wächst

Die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie erwartet nach einem herausfordernden Jahr 2024 noch keine positive Veränderung. Laut dem Verband der Chemischen Industrie (VCI) in Frankfurt wird die Produktion im Jahr 2025 voraussichtlich stagnieren und der Umsatz leicht um ein Prozent auf 219 Milliarden Euro sinken. Während die Produktion in der Chemiebranche voraussichtlich um zwei Prozent zurückgehen wird, wird in der Pharmaindustrie ein Wachstum von zwei Prozent erwartet.
VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup forderte ein schnelles Handeln der Politik. «Es gibt keine Schonfrist für die neue Bundesregierung, sie muss jetzt liefern.» Ohne Industrie sei alles nichts.
Stabile Beschäftigung
Im Jahr 2024 sank der Umsatz in der Chemie- und Pharmabranche im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent auf 221 Milliarden Euro. Trotz deutlicher Rückgänge im vierten Quartal stieg die Produktion um ein Prozent. Während das Geschäft in der Chemiebranche auf dem Heimatmarkt schlecht lief, verzeichnete es zum Jahresende in Nordamerika ein Wachstum. Besonders gefragt waren Pharmazeutika, Wasch- und Körperpflegemittel.
Laut VCI stieg die Beschäftigung im Jahr 2024 trotz der Branchenkrise minimal auf etwa 480.000 Personen. Zuwächse in der Pharmaindustrie, die von guten Exportgeschäften in Asien und den USA profitierte, konnten die Jobverluste in der Chemie ausgleichen. Große Entrup sagte auch, dass eine Insolvenzwelle nicht absehbar sei.
Anlagen schlecht ausgelastet
Die energieintensive Chemiebranche, die drittgrößte Industriebranche Deutschlands nach dem Auto- und Maschinenbau, leidet unter hohen Energiepreisen und der Konjunkturflaute. Industrieunternehmen drosseln die Produktion, was die Nachfrage nach Chemieerzeugnissen dämpft. Im Kampf gegen die Branchenkrise haben Chemiekonzerne wie BASF und Evonik große Umbauprogramme verkündet, streichen Jobs und legen Anlagen still.
Kritik an «Verschiebebahnhof»
Hoffnung setzt der VCI auf die neue Bundesregierung. Die Ergebnisse der Sondierungsgespräche zwischen SPD und Union seien Schritte in die richtige Richtung bei Steuern, Strompreisen und Bürokratieabbau. Dennoch gebe es Nachholbedarf. Zwar seien höhere Verteidigungsausgaben alternativlos, sagte Große Entrup. «Aber bei den Investitionen in Infrastruktur können wir den Verschiebebahnhof „raus aus dem Haushalt – rein ins Sondervermögen“ nicht gutheißen.» Nötig sei mehr Priorisierung bei den Ausgaben.