China überrascht mit 5,4% Wachstum im ersten Quartal 2025 trotz Handelskonflikts, Analystenprognosen übertroffen.
Chinas Wirtschaft trotzt US-Handelsstreit mit starkem Wachstum
Mitten im Zollstreit mit den USA hat China überraschend starke Wachstumszahlen vorgelegt. Wie das Statistikamt in Peking mitteilte, lag das vorläufige Wirtschaftswachstum im ersten Vierteljahr 2025 bei 5,4 Prozent im Vergleich zum selben Vorjahreszeitraum. Trotz der komplexen Lage in der Welt seit Jahresbeginn habe Chinas Wirtschaft im ersten Quartal Widerstandsfähigkeit bewiesen, sagte Vize-Kommissar von Chinas Statistikbehörde, Sheng Laiyun.
Analysten hatten erwartet, dass das Wachstum bei rund 5,2 Prozent liegen würde. Auch andere Wirtschaftsdaten übertrafen die Prognosen. Die Einzelhandelsumsätze stiegen im März im Vergleich zum Vorjahresmonat um 5,9 Prozent, während etwa 4,3 Prozent erwartet wurden. Die Industrieproduktion verzeichnete für diesen Zeitraum einen Zuwachs von 7,7 Prozent, was deutlich über den Analysten-Erwartungen von 5,9 Prozent lag.
So sehen Experten Chinas weitere Entwicklung
Peking hat erneut ein ehrgeiziges Wachstumsziel von rund fünf Prozent für das Jahr 2025 gesetzt. Der Handelskonflikt mit den USA dürfte jedoch der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt schaden. Sheng sagte, dass Peking sich bewusst sei, dass der Protektionismus im Welthandel zunehme. China habe jedoch Erfahrung darin, Antworten zu finden, da seine Wirtschaft bereits durch andere Handelsstreitigkeiten mit den USA, die Finanzkrise und die Corona-Pandemie auf die Probe gestellt worden sei.
Experten gehen davon aus, dass das Wirtschaftswachstum in China im weiteren Verlauf abnehmen wird. Aufgrund der Eskalation des Handelsstreits durch US-Präsident Donald Trump im April werden die Auswirkungen vor allem im zweiten Quartal des Jahres sichtbar. Derzeit werden an der US-Grenze auf Waren aus China insgesamt Sonderzölle in Höhe von 145 Prozent erhoben. Als Reaktion erhöhte China seine Zölle für US-Waren um 125 Prozent.
Wie sich Peking wehrt
Zusätzlich hat Peking die Ausfuhr von wichtigen Rohstoffen eingeschränkt, wie das Handelsministerium Anfang des Monats bekannt gegeben hat. Diese Mineralien sind für viele Hersteller weltweit, von Automobilherstellern bis zu Halbleiterproduzenten, entscheidend, und China ist oft der Hauptproduzent. Laut einem Bericht der Finanznachrichtenagentur Bloomberg hat China auch seine Fluggesellschaften angewiesen, keine Maschinen mehr vom US-Flugzeughersteller Boeing zu kaufen und keine Ausrüstung oder Teile für die Luftfahrt von US-Unternehmen zu beziehen. Boeing hat diesen Bericht bisher nicht bestätigt.
Die chinesische Sonderverwaltungsregion Hongkong hat sich gegen Trumps Handelspolitik zur Wehr gesetzt. Die Post wird vorerst keine Warenlieferungen in die USA akzeptieren. Die Maßnahme gilt sofort für den Land- und Seeweg und ab dem 27. April für Luftfracht. Kunden sollten sich auf sehr hohe Gebühren einstellen, so die Behörde.
Das verspricht sich Trump von seiner Politik
Trump will mit seiner Zollpolitik unter anderem erreichen, dass Firmen wieder in den USA ihre Waren herstellen; er will die heimische Produktion stärken. In der Realität könnte sich dieses Vorhaben allerdings als schwierig erweisen. Am Wochenende nahm Trump bereits Elektronik-Produkte wie Smartphones und Laptops aus China von seinen Zusatzzöllen aus. Zugleich stellte er Zölle auf pharmazeutische Produkte in nicht «allzu ferner Zukunft» in Aussicht.
Aus Sicht des US-Präsidenten ist Peking nun am Zug. «Der Ball liegt bei China. China muss ein Abkommen mit uns schließen. Wir müssen keinen Deal mit denen machen», zitierte die Sprecherin Karoline Leavitt aus einer Erklärung des Präsidenten. China sei nicht anders als irgendein anderes Land, nur größer, sagte Trump demnach.
Warum der Handelsstreit für China ungelegen kommt
Der Handelsstreit kommt für China zu einem Zeitpunkt, an dem es im Inland selbst mit Problemen zu kämpfen hat. Eine schwache Nachfrage, Druck durch sinkende Verbraucherpreise und die wabernde Immobilienkrise bremsen die Wirtschaft. Die Märkte hoffen daher schon seit einiger Zeit, dass Peking der Wirtschaft weiterhin unter die Arme greift, beispielsweise indem die chinesische Zentralbank ihre Zinsen senkt oder die Vorgaben für Bargeldreserven der Banken lockert, um diesen die Vergabe von Krediten und Investitionen zu erleichtern.
Die Regierung hat bisher versucht, den Konsum durch ein Eintauschprogramm für alte gegen neue Geräte oder Autos zu einem günstigen Preis anzukurbeln. Neu auf der Agenda steht auch die Eindämmung ungesunden Wettbewerbs. Insbesondere in der E-Auto-Branche herrscht ein erbitterter Preiskrieg, der die Geschäfte der meisten Hersteller unrentabel macht. Viele gehen daher bankrott und die Kunden bleiben ohne Aussicht auf weitere Wartung oder Zugang zu Ersatzteilen im Stich.
Diese Chance sieht die EU-Handelskammer für Peking
Die Handelskammer der Europäischen Union in China sieht für Peking die Chance, sich unter den Turbulenzen von Trumps Handelspolitik als stabiler und zuverlässiger Handelspartner zu zeigen. Kammerpräsident Jens Eskelund forderte jedoch von Peking, zu überdenken, wie es mit dem Rest der Welt umgehe. Nach zehn Jahren unter der für ausländische Firmen teils «abschreckenden» Industriepolitik «Made in China 2025» muss es aus Sicht der der Kammer in Pekings Interesse sein, der EU zu zeigen, bereit zu für beide Seiten vorteilhaften Wirtschaftsbeziehung zu sein.