US-Präsident Donald Trump erhöht seit seiner Amtsübernahme den Druck auf China mit Zöllen. Obwohl der Streit mittlerweile eskaliert ist, steigen Chinas Exporte unerwartet kräftig. Wie kann das sein?
Chinas Exporte legen überraschend deutlich zu
Angesichts der unsicheren Lage im Welthandel sind Chinas Exporte im März überraschend stark gestiegen. Laut der chinesischen Zollbehörde stiegen die Ausfuhren im Vergleich zum Vorjahresmonat um 12,4 Prozent. Ökonomen hatten lediglich mit einem Anstieg zwischen 4 und 5 Prozent gerechnet.
Die Importe sind hingegen um 4,3 Prozent gesunken. Der Handelsüberschuss belief sich somit auf rund 102,6 Milliarden US-Dollar (rund 90 Milliarden Euro). Chinas Ausfuhren haben ihre Widerstandsfähigkeit bewiesen, so der Vizeminister der Zollbehörde, Wang Lingjun, in Peking. Im März exportierte China in die USA immer noch 9,1 Prozent mehr als im Vorjahr, während die Importe um 9,5 Prozent sanken.
Woher kommt der Export-Anstieg?
Die Zahlen für März und das erste Quartal spiegeln den Außenhandel vor der jüngsten Eskalation im Handelskrieg zwischen Peking und Washington wider. Einige Experten vermuten, dass Exporteure versucht haben, ihre Waren noch vor Inkrafttreten der drastischen US-Zollerhöhungen auszuführen. Laut ING-Bank-Analyst Lynn Song ist es wahrscheinlich, dass der Handel zwischen den USA und China ab April einbrechen wird. Bis klar ist, wer am Ende mehr unter einem starken Handelsrückgang zu leiden hatte, könnte es ihm zufolge Monate dauern.
Seit Anfang April hat US-Präsident Donald Trump Sonderzölle von bis zu 145 Prozent auf chinesische Waren verhängt. Seine Zollpolitik zielt darauf ab, die heimische Produktion zu stärken, was jedoch auf erhebliche Hindernisse stoßen könnte. Inzwischen hat Trump wichtige Elektronikprodukte, wie zum Beispiel iPhones, die größtenteils aus China stammen, von den Maßnahmen ausgenommen. Für alle Länder außer China hat er außerdem bestimmte Zölle für 90 Tage ausgesetzt – nun gibt es Zeit für Verhandlungen.
Wie reagiert China?
Peking reagierte auf die Erhöhung der US-Zölle auf 125 Prozent. Die US-Regierung missbraucht Zölle und schadet der globalen Wirtschaftsordnung, sagte Wang. China fordert die USA auf, ihr Verhalten zu korrigieren und Handelsstreitigkeiten durch Dialog auf Augenhöhe zu lösen. Die Volksrepublik bleibt offen und wird den Multilateralismus aufrechterhalten, sagte Wang.
China will nach Regierungsangaben vorerst keine weiteren Aufschläge erheben, selbst wenn Trump seine Zölle weiter erhöhen würde. «Selbst, wenn die USA weiterhin noch höhere Zölle erheben, ist dies wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll und wird zu einem Witz in der Weltwirtschaftsgeschichte», hatte die Zollkommission mitgeteilt. Einfach gesagt macht es nun keinen Unterschied mehr, wie hoch die Zölle wären, da US-Produkte in China im Export zu teuer wären, um auf dem Markt Akzeptanz zu finden.
So lief der Handel mit Deutschland
Der Handel mit Deutschland passte zum Gesamtbild. Chinas Ausfuhren in die Bundesrepublik stiegen im März um 11,9 Prozent, während die Importe um 6,5 Prozent zurückgingen. Der Außenhandel mit der EU, Chinas wichtigstem Handelspartner, entwickelte sich ähnlich, mit einem deutlichen Anstieg der Ausfuhren um 10,3 Prozent und einem starken Rückgang der Importe um 7,5 Prozent, so Wang.
Was ist Chinas Strategie?
Der Handelskonflikt kommt für die Chinesen äußerst ungelegen. In der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt belastet eine schwache Nachfrage die Wirtschaftsleistung. Darüber hinaus muss die Exportnation nach dem faktischen Aus auf dem US-Markt alternative Märkte finden. Experten zufolge könnte das Problem jedoch darin bestehen, dass andere Länder oder Wirtschaftsräume wie die EU die Barrikaden weiter hochfahren, wenn billige chinesische Produkte ihre Märkte überschwemmen und damit die heimischen Industrien gefährden.
Mögliche Abnehmer könnten in Südostasien, beispielsweise in Vietnam, gefunden werden. Während seiner mehrtägigen Reise durch Vietnam, Malaysia und Kambodscha warb Chinas Präsident Xi Jinping zum Start für verstärkte Zusammenarbeit mit Vietnam in industriellen Lieferketten sowie in den Bereichen Künstliche Intelligenz, erneuerbare Energien und 5G – Bereiche, in denen China führende Technologie produziert.