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Chinas Außenhandel legt im September unerwartet stark zu

Chinas Außenhandelsdaten für September überraschen die Analysten. Wie die Volksrepublik ihr Exportwachstum trotz Handelskrieg mit den USA sichert und wie der Handel mit Deutschland verlief.

Chinas Wirtschaft setzt für Wachstum auf Exporte. (Symbolbild)
Foto: Uncredited/CHINATOPIX via AP/dpa

Der Außenhandel Chinas hat im September trotz des laufenden Handelsstreits mit den USA deutlich zugenommen. Laut der Zollbehörde in Peking stiegen die Ausfuhren gemessen in US-Dollar um 8,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Gleichzeitig wuchsen die Einfuhren um 7,4 Prozent. Der Handelsüberschuss belief sich auf etwa 90,45 Milliarden US-Dollar (derzeit etwa 77,8 Milliarden Euro).

Der Außenhandel der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt übertraf damit die Erwartungen von Analysten. Die Einfuhren verzeichneten ihre höchste Wachstumsrate seit April 2024. Marktbeobachter hatten im Voraus einen Exportanstieg von etwa 6 Prozent im September und einen Importzuwachs von lediglich 1,5 Prozent erwartet.

So begründet China seine Exportraten

Der Zoll erklärte, dass Chinas Exporte trotz der globalen Handelsschwierigkeiten kontinuierlich steigen, unter anderem aufgrund des seit acht Jahren wachsenden Exports des produzierenden Gewerbes. Zoll-Vizeminister Wang Jun sagte auch, dass Exporte von Hightech-Produkten wie Elektroautos oder Landmaschinen zu dieser Entwicklung beitragen.

Chinas Handel bleibt trotz des Handelskonflikts mit Washington widerstandsfähig, da die Ausfuhren in den USA stark zurückgegangen sind. Im September gab es einen Rückgang der Exporte um 27 Prozent und der Importe um 16,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Liste der US-China-Streitthemen wird länger

Der Zollstreit ist derzeit zwar unterbrochen. Vor kurzem drohte US-Präsident Donald Trump jedoch mit weiteren Zöllen von 100 Prozent ab dem 1. November und mit der Beschränkung von Software-Exporten nach China. Peking plant hingegen, die Kontrolle über seltene Erden zu verschärfen: Fünf weitere der 17 Elemente sollen nur noch mit Genehmigung exportiert werden dürfen. Diese Maßnahmen werden voraussichtlich viele Branchen und die Rüstungsindustrie außerhalb Chinas stark beeinträchtigen.

Die Liste der Streitthemen wird dadurch erweitert: China hat für Monate kein Soja mehr aus den USA gekauft, was dazu führte, dass US-Landwirte, die als Trump-Wähler bekannt sind, einen Hauptkunden verloren. Außerdem ist der Verkauf des US-Geschäfts der Videoplattform Tiktok noch nicht abgeschlossen. Die USA bemühen sich derweil, wichtige Chiptechnologie von China fernzuhalten, die für die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz entscheidend ist.

Wohin China nun seine Waren verschifft

Durch die hohen Zölle auf dem US-Markt verlagern die Chinesen ihre Waren nun vermehrt nach Südostasien oder Afrika. Dies wurde auch durch die Daten im September bestätigt: Die Exporte in die sogenannten Asean-Staaten stiegen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 15,6 Prozent. Laut Zoll-Sprecher Lü Daliang bleibt dieser Wirtschaftsraum der größte Handelspartner Chinas. Die Ausfuhren nach Afrika erhöhten sich im September laut Zoll um etwa 56 Prozent.

Im September exportierte China 10,9 Prozent mehr nach Deutschland. Die Importe aus der Bundesrepublik stiegen nur leicht um 1,8 Prozent. Deutsche und europäische Unternehmen sind schon seit langem besorgt darüber, dass China wenig importiert. Die Nachfrage in China ist im Vergleich zum vorhandenen Angebot zu gering. Dies führt dazu, dass Branchen wie die Auto-, Stahl- oder Lieferdienstindustrie seit Monaten erbitterte Preiskämpfe führen, die die Gewinne der Unternehmen beeinträchtigen.

Wo Chinas Wirtschaft Probleme hat

Peking hat bereits Branchengrößen in die zuständigen Ministerien zitiert, um die Preisschlacht zu stoppen. In einigen Sektoren werden Kontrollmaßnahmen wie Preisuntergrenzen oder gesenkte Produktionsziele erwartet.

Nach dem Willen Pekings soll die Wirtschaft Chinas dieses Jahr um ungefähr fünf Prozent wachsen. Daher werden in der kommenden Woche gespannt auf die Wachstumsdaten des dritten Quartals sowie auf ein Treffen der Kommunistischen Partei gewartet, bei dem der kommende Fünfjahresplan besprochen wird.

Experten betonen, dass Pekings Reformen bisher vor allem auf die Produktionsseite abzielen, aber nicht ausreichend getan wird, um die Nachfrage zu steigern. Darüber hinaus ist das Vertrauen der Verbraucher, mehr zu konsumieren, durch eine hohe Jugendarbeitslosigkeit und Bedenken über die weiterhin schwierige Lage auf dem Immobilienmarkt erschüttert, in den viele Chinesen investiert haben.

dpa